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Hier schwimmt das erste Atomkraftwerk im Meer

Heute Redaktion
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In Russland feiert man den Start der "Akademik Lomonossow"
In Russland feiert man den Start der "Akademik Lomonossow"
Bild: Reuters

Die "Akademik Lomonossow" ist am Freitag aus dem Hafen von Murmansk ausgelaufen. Umweltschützer warnen vor einem "Tschernobyl on Ice".

Das schwimmende Atomkraftwerk, benannt nach einem russischen Wissenschaftler aus dem 18. Jahrhundert, wiegt 21.000 Tonnen, ist 144 Meter lang und 30 Meter breit. Schlepper bringen die "Akademik Lomonossow" entlang der sogenannten Nordost-Passage in die ostsibirische Region von Chukatka, etwa 86 Kilometer von der US-Grenze Alaskas. Sie ist damit das am nördlichsten liegende Atomkraftwerk der Welt.

Einmal angedockt, soll sie ab dem nächsten Jahr ein Kohlekraftwerk und ein in die Jahre gekommenes AKW an Land ersetzen, die kleine und äußerst abgelegene 50.000 Einwohner-Stadt Pewek in Ostsibirien und vor allem die großen Ölplattformen im Polarmeer mit Strom versorgen.

Greenpeace warnt vor "Tschernobyl on Ice"

Russland, die USA und viele andere Länder verwenden schon seit Jahrzehnten nuklearbetriebene Eisbrecher oder riesige Atom-U-Boote. Neu ist: Die "Akademik Lomonossow" ist das einzige schwimmende Atomkraftwerk mit zwei KLT-40C Reaktoren im Inneren. Russland kommt damit u.a. China, Frankreich und den USA zuvor, die ebenfalls an einem vergleichbaren Projekt arbeiten.

Das milliardenschwere "Pilot Projekt" Russlands ist äußerst umstritten. Greenpeace warnt vor einer möglichen Katastrophe im Polarmeer, und bezeichnen die Anlage als "Tschernobyl auf Eis": "Jeder Zwischenfall hätte verheerende Auswirkungen auf die sensible Umwelt der Arktis. Nicht zu vergessen, dass es dort keine Infrastruktur für die mögliche Reinigung und Krisenbewältigung gibt", sagt Raschid Alimow von Greenpeace Russland. Gerade nach der Explosion eines Raketenmotors mit sieben Toten auf einer Plattform im Meer auf dem Testgelände Njonoska im August sei man besonders alarmiert ("Heute.at" hat berichtet) Russlands Energiekonzern Rosatom nennt die Vorwürfe "grundlos".

(jd)