Politik

"Scheiße nochmal": Eklat bei Innenministertreffen

Luxemburgs Innenminister Asselborn geriet beim EU-Ministertreffen in Rage, nachdem Italiens Innenminister Salvini sich über ihn lustig gemacht hatte.

Heute Redaktion
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Den Innenministern Matteo Salvini (Italien) und Herbert Kickl (Österreich) konnte auch ein fehlender Kollege aus Luxemburg die Laune beim EU-Innenministertreffen sichtlich nicht verderben.
Den Innenministern Matteo Salvini (Italien) und Herbert Kickl (Österreich) konnte auch ein fehlender Kollege aus Luxemburg die Laune beim EU-Innenministertreffen sichtlich nicht verderben.
Bild: picturedesk.com

Beim Treffen der EU-Innenminster in Wien kam es am Freitag zu einem verbalen Gefecht der Sonderklasse zwischen dem italienischen Innenminister Matteo Salvini und seinem Luxemburger Amtskollegen Jean Asselborn.

Salvini mockiert Kollegen Asselborn

Auslöser des verbalen Schlagabtausches war die Rede Asselborns gewesen, in der dieser argumentiert hatte, dass die alternde Bevölkerung Europas auch in Zukunft auf Migrationsbewegungen angewiesen sein werde um den wirtschaftlichen Standard halten zu können. Salvini gefielen die Ausführungen seines Kollegen allerdings so wenig, dass er Asselborn umgehend unterbrach, um seine "Sicht der Welt" kundzutun. Das alleine wäre schon ein kleiner Eklat, was sich allerdings daraufhin abspielte, stellt diese kleine Unhöflichkeit vollkommen in den Schatten.

Salvini sprach in seiner Unterbrechung der Rede Asselborns davon, dass er eine "ganz andere Weltsicht" als sein Luxemburger Pendant vertrete. "Ich arbeite lieber dafür, dass die italienischen und europäischen Jugendlichen mehr Kinder in die Welt setzen, weil ich keine neuen Sklaven will", so Salvini zu Asselborn. Damit nicht genug, wollte sich Salvini einen weiteren bissigen Nachsatz nicht verkneifen: "Wenn ihr in Luxemburg neue Migration braucht - in Italien helfe ich lieber den Italienern, dass sie wieder Kinder machen."

Innenminster Asselborn schlug verbal zurück

Asselborn konnte sich daraufhin seinerseits eine Unterbrechung Salvinis nicht mehr verkneifen. Asselborn bemerkte hämisch, dass in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche italienische Migranten nach Luxemburg gekommen seien, "weil ihr nicht für eure Kinder sorgen konntet in Italien". Asselborn sollte das letzte Wort behalten - nach dieser Wutmeldung warf er seine Kopfhörer zu Boden und rief: "Merde alors" ("Scheiße nochmal"), bevor er wutentbrannt den Saal verließ.

Salvini postet Mitschnitt des Streits auf Facebook

Den italienischen Innenminister Salvini dürfte dieses Wortgefecht köstlich amüsiert haben. Bereits unmittelbar nach der Sitzung ließ er über seinen Facebook-Account einen Audio-Mitschnitt des Streitgesprächs veröffentlichen, versehen mit weiteren Seitenhieben in Richtung Asselborn. Diesem sei Salvinis Antwort anscheinend "nicht gut bekommen", woraufhin dieser begonnen habe, Salvini "zu beschimpfen".

Beim abschließenden Gruppenfoto blieb Asselborn schließlich fern. Zumindest Salvini und dessen österreichisches Pendant Herbert Kickl dürfte dies allerdings wenig gestört haben, beide wirken auf dem abschließenden Foto so, als würden sie sich gerade köstlich amüsieren.

Auch Kickl und EU-Migrationskommissar gerieten aneinander

Der verbale Schlagabtausch zwischen Salvini und Asselborn sollte nicht der einzige Eklat des Treffen bleiben. Österreichs Innenminister Herbert Kickl übte ebenfalls heftigste Kritik an dem EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos. Dieser werfe in der Frage der Anlandeplattformen "die Flinte ins Korn", so Kickl. Weiters sei es „ein schlechtes Signal, jetzt zu verkünden, dass alles keinen Sinn macht" so Kickl.

Grund für die Kritik Kickls ist die Tatsache, dass Avramopoulos bereits am Donnerstag die Umsetzbarkeit der von Kickl geforderten Anlandeplattformen in Afrika öffentlich bezweifelt hatte. Kickl wiederum schien von der Kritik an seinen Plänen wenig angetan: "Die Idee ist in etwa zwei Monate alt, und nach zwei Monaten wirft der Herr EU-Kommissar offenbar schon die Flinte ins Korn", so Kickl. "Andere Sachen" würden auf EU-Ebene oft jahrelang diskutiert werden, bevor sie umgesetzt oder verworfen werden.

Der österreichische Innenminister kündigte an, dass die umstrittenen Plattformen in Afrika "sicherlich auch ein Thema" des kommenden Treffens in Wien sein werden. Avromopoulos?Pressesprecherin wollte die Kritik Kickls nicht kommentieren. (mat)