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Schaufensterpuppen spionieren Kunden aus

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia.com

Mehrere führende Modeketten spionieren ihre Kunden offenbar mit Hilfe von Schaufensterpuppen aus. In den Puppenaugen sei eine Videokamera mit einer Software zur Gesichtserkennung installiert, berichtete die "Berliner Zeitung" am Donnerstag unter Berufung auf den italienischen Hersteller Almax.

Mehrere führende Modeketten spionieren ihre Kunden offenbar mit Hilfe von Schaufensterpuppen aus. In den Puppenaugen sei eine Videokamera mit einer Software zur Gesichtserkennung installiert, berichtete die "Berliner Zeitung" am Donnerstag unter Berufung auf den italienischen Hersteller Almax.

Die sogenannten "EyeSee-Mannequins" könnten Alter, Geschlecht und Ethnie eines Kunden feststellen; die Modefirmen könnten so ihre Auslagen und ihr Personal gezielter an die Kundschaft anpassen. Der Geschäftsführer von Almax, Max Catanese, sagte, bisher seien keine Schaufensterpuppen nach Österreich geliefert worden. "Das kann sich jedoch bald ändern, weil das Interesse an unserem Produkt sehr groß ist und die Anfragen stark wachsen“, meint Catanese.

Bedenken der Datenschützen wegen möglicher Verletzung der Privatsphäre weist Catanese zurück. In großen Kaufhäusern und Shops im Topsegment seien rund um die Uhr Videoanlagen im Einsatz, die Bilder der Kunden aufnehmen. Die Schaufensterpuppen würden keine Bilder der Kunden aufnehmen, sondern lediglich Informationen über Alter, Geschlecht und Ethnie vermitteln. Dadurch entstehe keine Verletzung der Privatsphäre der Einzelperson.

"Großes Interesse" in Österreich

Diese statistischen Informationen über die Kunden seien für Modeketten und Kaufhäuser bei der Planung ihrer Arbeit sehr wichtig. Die Software für die Schaufensterpuppen sei zusammen mit der Polytechnik-Universität in Mailand entwickelt worden. Die Geschäfte selbst wollen von dem Ganzen auf Anfrage von "Heute.at" nichts wissen. "Solche Puppen sind in den Geschäften nicht im Einsatz", heißt es etwa im italienischen Firmensitz von Benetton - zuvor wurde fälschlicherweise angenommen, Benetton wäre eine der Firmen, in der die Kamerapuppen stehen.

Almax selbst berichtet aber von "großem Interesse" in Österreich und Deutschland, will aber weder Interessenten, noch Firmen nennen, in denen die Schaufensterpuppen stehen. In Deutschland werden die Überwachungspuppen dem Zeitungsbericht zufolge auch noch nicht eingesetzt. Seit Dezember 2011 habe Almax mehrere Dutzend Exemplare der 4.000 Euro teuren Puppen ausgeliefert, noch einmal so viele seien bestellt. Der bisherige Abnehmer: Hauptsächlich die USA.

"Überwachung kaum zu rechtfertigen"

Datenschützer halten den Einsatz der Puppen für bedenklich. Peter Schaar, deutscher Bundesbeauftragter für Datenschutz, sagte der "Berliner Zeitung", er halte dies "rechtlich für mehr als zweifelhaft". Auch bei entsprechenden Hinweisen sei "solch eine Überwachung kaum zu rechtfertigen".

Zusammen mit der "regulären" Videoüberwachung in Geschäften, mit der Identifizierung beim Bezahlen mit EC- oder Kreditkarte, Kundenkarten und Funketiketten ließen sich mit den Videodaten detaillierte Kundenprofile anlegen. "Eine solch lückenlose Verhaltenskontrolle wäre datenschutzrechtlich unzulässig", kritisierte Schaar.

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