Österreich

Schildkröten-Baby in Plastiksackerl ausgesetzt

Heute Redaktion
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Ein kleines Schildkröten-Baby wurde in Wien-Favoriten in einem Plastiksackerl bei einem Mistkübel entdeckt. Es handelt sich um eine Rotwange, ein invasives Tier, mit dem nicht gehandelt werden darf – also wurde es einfach ausgesetzt.

Ein verzweifelter Anruf aus Wien-Favoriten erreichte jetzt Tierschützer Markus Putzgruber vom Verein "RespekTurtle" aus Seebarn/Wagram (Tulln). Eine Frau hatte eine Rotwangen-Schildkröte in einem Plastiksackerl beim Müll entdeckt, sich ihr erbarmt, sie mitgenommen und kassierte schließlich eine Anzeige.

Frau setzte Schildkröte in Aquarium

Der Grund: Sie kannte sich mit der korrekten Haltung des Tieres nicht aus und setzte es gutgläubig in ein kleines Aquarium in einem Restaurant.

"Diese Tiere brauchen Landzonen mit UVB-Licht, wo sie sich wärmen können", klärt Putzgruber, der in Seebarn am Wagram (Gemeinde Grafenwörth) einen Schildkröten-Gnadenhof führt, im "Heute"-Gespräch auf.

Handel, Zucht, Verkauf verboten

Doch das zu kleine Aquarium war nicht das einzige Problem: "Eigentlich dürfte es das Baby gar nicht geben, weil Rotwangen-Schildkröten als 'invasiv' eingestuft wurden und deshalb weder gehandelt, noch gezüchtet oder verkauft werden dürfen. Sie sollen in Europa ausgerottet werden, laut EU-Verordnung müssten sie auch private Halter quasi 'entsorgen'", schildert Putzgruber.

Und weiter: "Es ist ein Trauerspiel, natürlich, sie bedrohen das ökologische Gleichgewicht, fressen Frösche, Lurche oder die Eier am Boden brütender Vögel sowie Schlangen und verdrängen die einzige heimische Art, die europäische Sumpfschildkröte, aber Töten kann keine Lösung sein. Der Mensch hat gut damit verdient, er soll sich unblutig damit befassen."

Ausnahme-Bewilligung am Gnadenhof

Putzgruber selbst hat eine Haltungs-Bewilligung, allerdings muss die Ausbruchssicherheit garantiert sein. "Alle Tierzoos und die meisten Tierheime verweigern bereits deren Aufnahme", erzählt er.

"Nach dem neuen Tierschutz-Gesetz ist es verboten, Tiere zu inserieren. Und was machen sie jetzt? Sie setzen sie aus. Es geht dabei um tausende Tiere. Aber weil sie nicht schreien, schnurren oder bellen werden sie anscheinend nicht wahrgenommen", hofft der Experte auf eine tierschutzgerechte Lösung.

Einer seiner Vorschläge wäre beispielsweise eine ausbruchssicher umzäunte, ausgediente Schottergrube, in die man die Rotwangen einsetzen könnte.



(nit)