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Schlacht um Kobane: "Stadt wird Opfer"

Heute Redaktion
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Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat ihre Angriffe auf Kobane am Samstag weiter intensiviert, nach Angaben kurdischer Aktivisten gab es in der Nacht heftige Kämpfe im Süden, Westen und vor allem Osten der Stadt. Das Zentrum wird von den Kurden noch gehalten. Experten zweifeln immer mehr daran, dass die Stadt noch gehalten werden kann. Manche sagen sogar, die USA hätten die Stadt längst aufgegeben. Dagegen protestierten auch in Wien am Freitag Tausende Menschen.

Die .

Die kurdischen Milizen in Kobane haben am Samstag einen Vorstoß der IS auf das Zentrum der nordsyrischen Stadt gestoppt. 90 Minuten sei heftig gekämpft worden, dann hätten sich die Jihadisten zurückgezogen, erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die US-geführte Allianz habe am frühen Morgen überdies zwei IS-Stellungen südlich und östlich von Kobane aus der Luft angegriffen. Die Kurdenhochburg direkt an der Grenze zur Türkei wird seit Wochen von den IS-Extremisten belagert. Am Freitag hatten sie die Kommandozentrale der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) erobert und kontrollieren inzwischen rund 40 Prozent der Stadt.

Massaker droht

"Kobane wird ein Opfer sein", sagten die US-Experten Jackson Janes von der Johns Hopkins University unterdessen dem Sender "Deutschlandradio Kultur". Ein Signal dafür sei, dass die von den USA geführte Militärkoalition gegen den IS erst am kommenden Dienstag zu Beratungen über die Krise zusammenkommt.

Selbst ein drohendes Massaker an Zivilisten ähnlich wie in Srebrenica würde nicht dazu führen, dass die USA ihre Strategie änderten und Bodentruppen einsetzten, sagte Janes. In den USA herrsche nach dem Irak-Krieg die Haltung, keine Truppen zu entsenden, solange nicht die unmittelbaren Nachbarn in der Region aktiv werden.

Ohne Bodentruppen keine Chance

Und . "Das ist ein schwerwiegendes Argument", sagte der Direktor des American Institute for Contemporary German Studies. Nach einer Eroberung von Kobane durch den IS werde es deshalb gegenseitige Schuldzuweisungen geben, da die Türkei darauf bestehe, keinen alleinigen Vorstoß zu machen, und Washington zunächst die Kräfte in der Region am Zug sehe.

"Wenn selbst die unmittelbaren Nachbarn nicht eingreifen, warum sollten wir das tun?", sei die vorherrschende Meinung in der US-Öffentlichkeit und im Kongress. Ohne Bodentruppen sieht Janes die Grenzstadt verloren: "Selbst eine Supermacht ist nicht in der Lage, so eine Krise zu lösen, ohne den Einsatz von Truppen. Es ist blamabel, es ist eine Katastrophe", aber momentan wohl "eine gegebene Tatsache (...), man nimmt das in Kauf".

Internationales Treffen erst Dienstag

Die internationale Militärkoalition gegen die Terrormiliz kommt am Dienstag zu Beratungen in Washington zusammen. Die mehr als 20 Militärchefs wollen bei dem Treffen über die bisherigen Erfolge der Luftangriffe auf IS-Stellungen diskutieren.

Ein weiterer Schwerpunkt ist demnach auch die Ausbildung der irakischen Regierungstruppen sowie moderater syrischer Kämpfer. Die internationale Militärallianz unter Führung der USA fliegt seit Wochen Luftangriffe auf Stellungen des IS im Irak und in Syrien. Trotz der Angriffe gelang es den Jihadisten aber, weite Teile der nordsyrischen Stadt Kobane (Ayn al-Arab) an der Grenze zur Türkei zu erobern. Der UNO-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, warnte vor einem "Massaker" an den eingekesselten Zivilisten.