Infektion mit Chlamydien

Schmerzen waren Sex-Krankheit – Wienerin unfruchtbar

Geschlechtskrankheiten sind in Europa auf dem Vormarsch. Der Wiener Gynäkologe Georg Braune schildert in "Heute" einen aktuellen Fall.
Wien Heute
05.03.2025, 05:30

Wie eine aktuelle Studie der Europäischen Gesundheitsagentur (ECDC) zeigt, steigen die Fälle von Geschlechtskrankheiten: 2023 wurden in den EU- und EWR-Staaten fast 100.000 Fälle von Gonorrhö (Tripper) registriert – ein Plus von mehr als 30 Prozent gegenüber 2022. Auch die Syphilis-Fälle sind in vielen Ländern um mehr als 10 Prozent gestiegen – "Heute" berichtete.

Wie die Lage in Österreich aussieht, lässt sich aus der Studie leider nicht herauslesen. Denn Österreich dürfte keine Zahlen an die ECDC herausgegeben haben. Dennoch ist aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte ein genereller Anstieg der klassischen Geschlechtskrankheiten in Großstädten wie Wien zu verzeichnen.

Anstieg in ganz Österreich, besonders in Wien

Geht es nach den Zahlen der ÖGK (berücksichtigt wurden Versicherte und deren Angehörige) ist bei Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien insgesamt ein Anstieg zu verzeichnen: So wurden 2022 noch in ganz Österreich 366 Fälle gemeldet. 2023 waren es schon 470 und im vergangenen Jahr bereits 536. In Wien allein handelte es sich 2022 um 45 Fälle, 2023 waren es 50 und 2024 bereits 81 Fälle.

Anstieg der Geschlechtskrankheiten in Österreich laut ÖGK
Getty Images, ÖGK

Die häufigsten ansteckenden Infektionen in Europa sind mit über 230.000 Fällen Chlamydien. Sie werden durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und bleiben oft unbemerkt, da die Symptome (etwa eine Erkältung oder Unterleibsschmerzen) meist nicht auffällig sind. Dennoch kann die Infektion schwere Folgen haben, wie der Wiener Gynäkologe und Wahlarzt Georg Braune (65) berichtet.

35-Jährige wusste nichts von Chlamydien

Demnach kam eine 35-jährige Frau in seine Ordination, die seit drei Jahren einen unerfüllten Kinderwunsch hatte. Im Gespräch mit Braune kam heraus, dass sie vor fünf, sechs Jahren eine Zeit lang Unterbauchschmerzen hatte, die dann wieder verschwanden: "Ich habe dann einen Chlamydien-Abstrich gemacht, dieser war positiv. Aufgrund der Infektion hatten sich bei der Patientin die Eileiter verschlossen", erklärt der Gynäkologe. Die Frau kann daher auf natürlichem Wege nicht mehr schwanger werden, es kommt nur eine In-Vitro-Fertilisation (IVF) infrage.

Braune – stellvertretender Obmann der Kurie niedergelassener Ärzte der Ärztekammer Wien – nimmt in seiner Floridsdorfer Ordination einen leichten Anstieg der Geschlechtskrankheiten wahr: "Betroffen ist eher die jüngere Generation unter 30 Jahren. Am häufigsten kommen Infektionen mit Chlamydien vor – diese können bei Frauen sogar zur Unfruchtbarkeit führen. Wir haben immer wieder Patienten, die positiv sind", meint der 65-Jährige.

„Am häufigsten kommen Infektionen mit Chlamydien vor – diese können bei Frauen sogar zur Unfruchtbarkeit führen“
Georg BrauneGynäkologe und Wahlarzt

Hinzu kommt, dass sich Menschen bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr heutzutage sicherer fühlen als früher: "Es gibt eine gewisse Sorglosigkeit, was die Partnerwahl betrifft. Es gab eine Ära, da war HIV ein ganz großes Thema, da haben sich die Menschen mit Kondomen geschützt. Heutzutage ist es eher eine sorglose Gesellschaft, dazu kommt die Durchmischung."

Die Symptome sind vielfältig und können von außergewöhnlichem Ausfluss aus Vagina, Penis oder Anus über Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, Jucken und Veränderungen der (Schleim-)Haut bis zu Unterleibsschmerzen und Blutungsstörungen bei Frauen reichen. Auch allgemeine Anzeichen wie ständige Müdigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen können auftreten.

Antibiotika-Therapie hilft

Ist die Infektion erst einmal diagnostiziert, sei eine Antibiotika-Therapie (oral oder per Injektion) im Regelfall gut machbar, so Braune: "Je nach Erkrankung dauert die Therapie zehn bis 14 Tage, dann sollte wieder ein Abstrich durchgeführt werden." Oft seien nicht die Patientinnen das Problem, sondern der Partner.

"Wenn bei Frauen eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert wird, kann es schwierig sein, den (Ehe)Mann zu einer Untersuchung sowie zu einer Therapie zu bringen. Frauen sind mit einem höheren Gesundheitsbewusstsein ausgestattet als Männer."

„Wenn eine Frau mit einem positiven Befund nach Hause kommt, bricht nicht selten eine Beziehungskrise aus“
Georg Brauneüber die Auswirkungen der Diagnose

Auch der persönliche Lebensbereich der Patienten spielt oft eine große Rolle: "Wenn eine Frau mit einem positiven Befund nach Hause kommt, dann bricht leider nicht selten auch eine Beziehungskrise aus", erklärt Braune.

Die Infektion mit Gonorrhö, Syphilis, weicher Schanker (Ulcus molle) und Lymphogranuloma inguinale (Chlamydien) ist nur unter bestimmten Voraussetzungen meldepflichtig: Wenn eine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist oder sich der Patient der ärztlichen Behandlung entzieht.

Verschärfung der Meldepflicht

Braune spricht sich daher für strengere Bestimmungen aus: "Ich bin für eine verschärfte Meldepflicht der klassischen Geschlechtskrankheiten. Jeder sollte der Meldepflicht nachkommen, vor allem, wenn die Übertragung nicht nachvollziehbar ist."

{title && {title} } red, {title && {title} } 05.03.2025, 05:30
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