Fussball

Schobesberger: "Ich bin der gleiche Trottel wie früher"

Philipp Schobesberger ist zurück. Der "Pfitschipfeil" von Rapid will in Hütteldorf neu durchstarten. Im "Heute"-Talk geht der 28-Jährige ins Detail.

Erich Elsigan
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Das letzte Mal, als Philipp Schobesberger in der Rapid-Startelf stand, hieß der grün-weiße Kapitän Stefan Schwab, der Stürmer Aliou Badji und der Abwehrchef Mateo Barac. Es gab den Verein Mattersburg noch, Corona war nur als Getränk bekannt. 

In der Vorwoche kam der 28-Jährige erstmals seit 2019 wieder für die Profis zum Einsatz, bestritt gegen Arnheim und die WSG Tirol einige Minuten als "Joker". Der lange Leidensweg nach Kreuzbandriss, Oberschenkelverletzung und anderen Wehwehchen ist vorbei. 

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    Im "Heute"-Interview verrät Schobesberger, wie sich sein Leben verändert hat, warum die Playstation nur noch selten aktiviert wird, was er über den Showdown gegen Klagenfurt denkt - und wo er seine Zukunft sieht.

    Herr Schobesberger, Sie waren richtig lange weg vom Fenster. Wie hat sich das für Sie angefühlt?

    "Als ich jetzt wieder zum ersten Mal gespielt habe, hat es sich angefühlt, als wäre ich nie weg gewesen. Die Zeit dazwischen aber hat sich sogar länger als zwei Jahre angefühlt."

    Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gegen Arnheim erstmals wieder eingewechselt wurden?

    "Eigentlich nichts Aufregendes. Ich wollte die Partie drehen, damit wir weiterkommen. Leider ist es sich nicht ausgegangen."

    Aber haben Sie sich nicht gedacht: Endlich ist es soweit, endlich spiele ich wieder?

    "Nein, ehrlicherweise nicht."

    Das einzig Positive, wenn man so will: Ihnen blieben die Corona-Geisterspiele erspart.

    "Das stimmt, ich habe kein einziges bestritten."

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      Wie weit sind Sie körperlich? Sind Sie bei 100 Prozent, komplett belastbar?

      "Bei 100 Prozent bin ich noch nicht, dazu brauche ich noch ein paar Partien. Kein Spieler, der länger nicht gespielt hat, ist gleich wieder voll da. Da hilft nur Matchpraxis. Schmerzen habe ich jedenfalls keine mehr."

      Und wie ist es vom Kopf her? Trauen Sie sich jeden Zweikampf zu?

      "Ja, da ist alles wieder gut. Denn zuletzt hat ja der Oberschenkel gezwickt, das Knie ist schon länger in Ordnung. Von dem her habe ich keine Angst vor Zweikämpfen."

      In der Reha gab es einige Rückschläge. Hand aufs Herz: Haben Sie irgendwann überlegt, es bleiben zu lassen?

      "Maximal für einen Tag oder eine Nacht, wenn wieder eine Kleinigkeit war. Aber am nächsten Tag war es wieder vergessen. Da bin ich mental zum Glück ganz gut beieinander."

      Teamkollege Christopher Dibon ist ein Leidensgenosse. Er hat gemeint, bei der nächsten Operation hört er auf. Sie auch?

      "Nein, so eine Ansage mache ich nicht. Es käme ganz darauf an, was es ist. Aber ich hoffe ja doch ganz stark, dass ich jetzt fit bleibe."

      Wie haben Sie sich verändert in den letzten zwei Jahren? Sind Sie noch der unbekümmerte "Schobi" von 2019?

      "In meinem Leben hat sich sehr viel verändert. Ich bin verheiratet, habe ein Kind bekommen, das macht was mit einem. Aber wenn ich am Fußballplatz bin, oder in die Kabine komme, bin ich noch der gleiche Trottel wie früher."

      Sie sind im Vorjahr Vater geworden. Wie hat sich Ihr Tagesablauf verändert?

      "Das ganze Leben hat sich verändert. Das weiß man erst, wenn man ein Kind hat. Ich habe davor behauptet, es wird alles gleich bleiben, aber so ist es nicht. Man wird erwachsener – gewollt oder ungewollt. Man hat mehr Verantwortung. Früher bin ich vom Training heimgekommen und habe überlegt: Soll ich mich niederlegen oder soll ich Playstation spielen? Die Frage stellt sich nicht mehr. Jetzt komm ich heim und frage meine Frau, was es zu tun gibt. Es ist anders, aber trotzdem schön."

      Bleibt für die Playstation gar keine Zeit mehr?

      "Früher habe ich täglich ein paar Stunden gespielt, so ehrlich bin ich. Jetzt vielleicht ein, zwei Mal pro Woche am Abend eine Stunde, wenn der Kleine schläft und alles erledigt ist."

      Sie sind beinahe sowas wie ein Winter-Neuzugang bei Rapid. Fühlt es sich für Sie auch so an?

      "Eigentlich nicht, weil ich nie längere Zeit von der Mannschaft getrennt war. Die Reha war zwar zum Teil zu anderen Zeiten, aber ich war trotzdem irgendwie immer da. Ich glaube, für unsere Jungen fühlt es sich eher so an, als ob ich ein Neuzugang wäre. Die kennen mich alle nicht, haben nie mit mir zusammengespielt. Ich kenne ja jeden."

      Am Sonntag geht es um viel. Wie schwört ihr euch auf den Showdown gegen Klagenfurt ein?

      "Ich persönlich werde nicht viel anders machen als sonst. Ich habe schon genug in meinem Leben erlebt und hatte schon Spiele, in denen es um mehr ging. Ich mache mir keine großen Gedanken."

      Worauf wird es ankommen?

      "Wenn wir unsere Leistung bringen, kann es nur einen Sieger geben - nämlich uns. Das muss unser Anspruch sein, auch wenn Klagenfurt in der Tabelle vor uns liegt. Unser Anspruch muss sein, jedes Spiel in Österreich zu gewinnen."

      Könnten die Fans ein Faktor sein?

      "Sicher. Man hat gegen Arnheim gesehen, dass unsere jungen Spieler es noch nicht gewöhnt sind, vor vielen Zuschauern zu spielen. Viele kennen das aufgrund der Corona-Geisterspiele nicht. Die Zuschauer können uns pushen, wenn es eng wird. Aber im Endeffekt müssen wir unsere Leistung bringen. Egal ob drei oder 30.000 Leute zuschauen."

      Wie haben Sie während der langen Zwangspause mitgefiebert? Haben Sie sich jede Partie angesehen?

      "Wenn wir daheim gespielt haben, war ich immer im Stadion. Auswärts habe ich die Spiele in der näheren Umgebung auch besucht. Den Rest habe ich im Fernsehen gesehen. Ich habe in zwei Jahren keine einzige Minute verpasst. Das Gefühl war oft scheiße, ich kann es nicht anders sagen. Man sieht Woche für Woche, wie die Kollegen spielen und kann selbst nicht eingreifen. Bei jeder Partie kommen 30 Leute und fragen, wann man endlich sein Comeback feiert. Und nie kann man eine seriöse Antwort geben."

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        Patrick Bitzinger massiert die Rapid-Spieler.
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        zVg

        Sie stehen für eine Art von Fußballer, die am Platz "ihr Ding" durchzieht. Würden Sie sagen, genau dieses Spontane ging Rapid lange ab?

        "Ja, auf alle Fälle. Wir haben wenige Instinktfußballer in der Mannschaft. Marco Grüll ist einer."

        Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wissen Sie schon, wie es weitergeht?

        "Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Vor einer Woche habe ich noch nicht mal gespielt. Man wird sehen, wie viel ich zum Einsatz komme in den nächsten Monaten. Wenn ich gut bin, wird der Trainer nicht an mir vorbeikommen, dann wird auch Rapid irgendwann verlängern wollen. Wenn ich das auf den Platz bringe, was ich kann, mache ich mir keine Sorgen."

        Sie haben ein Haus in der Nähe von Wien gebaut. Ihre Zukunft sehen Sie also im Osten Österreichs?

        "Meine Frau und ich haben schon früh entschieden, dass wir auch nach dem Kicken in Wien bleiben. Das Haus ist noch nicht fertig, aber unsere Zukunft liegt in Wien."

        Der Krieg in der Ukraine beherrscht die Schlagzeilen. Ist er Thema in der Kabine?

        "Ja. Ich glaube, niemand spricht momentan nicht über den Krieg. Er betrifft uns alle."