Die Hitzewellen in Europa forderten im Sommer 2022 zehntausende Menschenleben, so eine neue Studie des Barcelona Institute for Global Health. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Hitze-Todesfälle seien demnach auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen.
Der Untersuchung zufolge wären - in absoluten Zahlen - 38.000 der knapp 70.000 hitzebedingten Sterbefälle ohne die vom Menschen verursachte Erwärmung nicht aufgetreten. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal npj Climate and Atmospheric Science.
Ausgangspunkt waren frühere Studien, bei denen anhand von Temperatur- und Sterbedaten aus 35 europäischen Ländern epidemiologische Modelle angepasst wurden, um die hitzebedingte Sterblichkeit im Sommer 2022 abzuschätzen.
Anhand eines Datensatzes globaler mittlerer Oberflächentemperatur-Anomalien zwischen 1880 und 2022 schätzten die Wissenschaftler für jede Region den Temperaturanstieg aufgrund der menschengemachten Erwärmung.
Die ermittelten Temperatur-Anstiege wurden von den aufgezeichneten Temperaturen abgezogen, um eine Schätzung der Temperaturen zu erhalten, die ohne menschengemachte Erwärmung aufgetreten wären.
Abschließend schätzten die Forscher mithilfe des in der ersten Studie entwickelten Modells die Sterblichkeit für ein hypothetisches Szenario, in dem diese Temperaturen aufgetreten wären.
Zudem gab es regionale Unterschiede: Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle pro Million Einwohner, die auf die vom Menschen verursachte Erwärmung zurückzuführen sind, sei zudem in Südeuropa doppelt so hoch wie im Rest Europas.
Im Einklang mit früheren Studien stellte das Team zudem fest, dass die Zahl der auf den Klimawandel zurückgeführten hitzebedingten Todesfälle bei Frauen und älteren Menschen höher sei als bei Männern und Menschen unter 65 Jahren.
„Unsere Studie ruft Regierungen in Europa dringend dazu auf, ihre Ambitionen zu erhöhen.“Thessa BeckMeteorologin
Anhand der Studie sehe man, wie "globale Erwärmung die öffentliche Gesundheit" beeinflusse. "Zwar beobachten wir in fast allen untersuchten Ländern einen Anstieg der hitzebedingten Sterblichkeit, doch nicht alle Länder sind gleichermaßen betroffen", sagt Klima-Forscherin Thessa Beck.
Die neue Studie rufe "Regierungen und Behörden in Europa dringend dazu auf, die Ambitionen und Wirksamkeit von Überwachungs- und Präventionsmaßnahmen sowie neuen Anpassungsstrategien" zu erhöhen, fordert Forscherin Joan Ballester Claramunt.
Ohne "energisches Handeln" würden Rekordtemperaturen und hitzebedingte Sterblichkeit in den kommenden Jahren weiter steigen.