Wintersport

Schröcksnadel: "Sie haben mich einen Verräter genannt!"

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel geht in Pension. Bevor der Ski-Boss den Hut nimmt, blickt er noch einmal auf seine Ära zurück.

Phillip Platzer
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Peter Schröcksnadel
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1.288 Weltcupsiege und 409 Medaillen bei WM und Olympia hat der ÖSV unter Präsident Schröcksnadel geholt. "Es sind die Athleten, die gewinnen. Ich konnte nur beitragen, indem ich die Voraussetzungen dafür schaffe. Mich freut, dass wir so viel gewonnen haben. Aber zusammengezählt habe ich nie", gibt der bald 80-Jährige im Gespräch mit der APA zu.

"Ich habe eine sehr interessante Zeit erlebt, um den Verband dorthin zu bringen, wo er heute steht. Das freut mich natürlich, es hätte auch anders kommen können. Es ist aber keine Wehmut da. Bei mir ist immer der Sportler im Mittelpunkt gestanden. Und wir haben Geld verdient für den Sport und nicht durch den Sport", sagt Schröcksnadel.

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    Marcel Hirscher ist der Gesamtweltcup-Rekordsieger. Acht Mal in Folge gewann der Annaberger die große Kristallkugel - öfter als jeder andere. Hier ein Streifzug durch die Karriere des Ski-Superstars.
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    (Bild: GEPA-pictures.com)

    "Sicher der richtige Zeitpunkt"

    Eigentlich wollte der Tiroler schon früher in ÖSV-Pension gehen: "Durch Corona bin ich eh schon ein Jahr länger geblieben. Ich wollte kein Präsident sein, der 80 ist. So einfach ist das. Ich mache das nun 31 Jahre. Irgendwann ist Schluss. Die Frage ist immer, wann ist der richtige Zeitpunkt? Vielleicht wäre der auch etwas früher möglich gewesen. Aber das heurige Jahr war sicher auch ein richtiger Zeitpunkt."

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      Sportlich lief es in der Ära Schröcksnadel meist hervorragend, der baldige Ex-Präsident erklärt wieso: "Es gab viele, die in meiner Ära gewonnen haben. Man darf niemanden vergessen. Hermann Maier war ein Über-Athlet, Marcel Hirschers Erfolge sind wahrscheinlich nicht mehr machbar. Aber es gab auch Benni Raich oder Stephan Eberharter."

      Schröcksnadels Kampf gegen den Doping-Skandal

      Allerdings erlebte der 79-Jährige auch schwierige Zeiten, etwa mit dem Doping-Skandal von Turin 2006: "Ich habe gekämpft, weil unser Verband nie gedopt, nie Geld dafür ausgegeben hat. Hätte ich damals aufgeben, dann hätten wir verloren und der Skiverband hätte den größten Doping-Skandal der Geschichte gehabt. Wäre ich damals nicht geblieben, wäre der damals größte Skandal in der Dopinggeschichte an Österreich picken geblieben. Wir hatten dort zwei gedopte Biathleten. Alle anderen wurden wegen erwiesener Unschuld freigesprochen."

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        Auch auf dem Materialsektor musste sich der baldige Ex-Präsident diversen Herausforderungen stellen: "Für mich war das Wichtigste, zu gewinnen, ob auf ausländischem Material, war mir wurscht. Man hat mich deshalb Verräter genannt. Aber das Schlechteste ist, auf österreichischem Material zu verlieren."

        "Politik vom Verband fernhalten!"

        Nun geht die 31-Jahre-Ära zu Ende, mit Karl Schmidhofer gibt's schon einen designierten Nachfolger, Schröcksnadel rät ihm: "Ich kenne ihn seit 20 Jahren. Wenn er die Politik vom Verband fernhalten kann, was ich hoffe, weil er sein Nationalrats-Mandat zurückgibt, kann das schon gutgehen. Wenn man politisch fixiert ist, hat man keine Chance. In der Mitte bleiben, nicht in die linke oder rechte Front. Wir sind nicht abhängig vom Staat. Die wichtigste Entscheidung im Sport ist, unabhängig zu sein."

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          Was treibt der ehemalige Ski-Boss dann in der Pension? "Ich werde wieder bei den Senioren-Weltmeisterschaften starten, jetzt habe ich ja wieder Zeit zum Trainieren - und die Zeit für's Fischen habe ich mir sowieso immer genommen."