Politik

Schulen in der Stadt bekommen weniger Geld

Das IHS kritisiert: Obwohl städtische Schulen größere finanzielle Probleme haben würden, erhalten sie weniger Geld als ihre ländlichen Pendants.

Heute Redaktion
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Das IHS kritisiert, dass Schulen am Land oft über mehr Geld pro Schüler verfügen würden, als ihre Kollegen in der Stadt.
Das IHS kritisiert, dass Schulen am Land oft über mehr Geld pro Schüler verfügen würden, als ihre Kollegen in der Stadt.
Bild: iStock

Lorenz Lassnigg ist Bildungsforscher am Institut für höhere Studien (IHS) in Wien. Der Bildungsexperte hat vor kurzem zusammen mit Kollegen vom IHS einen "Policy-Brief" (das Original findne sie hier) erstellt, der dem Bildungssystem in Österreich ein eher dürftiges Zeugnis ausstellt.

Folgt man Lassniggs Argumentation, dann ist die öffentliche Debatte zur österreichischen Bildungspolitik ohnehin schon lange zwischen den gegensätzlichen Polen der "Skandalisierung" und jenem der "überzogenen Erwartungen" hin und her gerissen.

"Hohe Kosten und schlechte Leistungen werden kritisiert; gleichzeitig gilt Bildung als Allheilmittel für fast alle gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen", so Lassnigg.

Frühere Reformen waren unwirksam, es hakt an der Verfassung

Die vergangenen Bildungsreformen aus den Jahren 2016-17 bewertet das IHS dabei grundsätzlich nicht negativ, jedoch hätten auch diese Reformen letztlich nur dazu geführt, weitere Probleme im Bildungssystem sichtbar zu machen. Wirklich verbessert, so Lassnigg, wurde das System daher auch durch diese Reformen nicht. Die wirklichen und seit langem bekannten Probleme des österreichischen Bildungssystems würden sich allerdings auf Ebene der Verfassung finden lassen, so Lassnigg.

Das Institut für höhere Studien:

Das IHS ist ein außeruniversitäres, in Europa stark sichtbares und gut vernetztes, wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Forschungszentrum, das im Dialog mit Politik und Wissenschaft Fragestellungen entwickelt und sowohl wissenschaftliche als auch politikrelevante Beiträge liefert. Seine WissenschafterInnen arbeiten anwendungsorientiert an Fragestellungen, die an aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen ausgerichtet sind und die künftige politikrelevante Themenstellungen antizipieren.

Insbesondere privatwirtschaftliche Beratungsunternehmen haben nicht die Möglichkeit und Expertise, diese unabhängige Forschungsarbeit auf hohem Niveau anzubieten. Umgekehrt kann universitäre Forschung nicht immer die nötige Bündelung und disziplinenübergreifende Forschung bieten, die dafür benötigt wird.

Quelle: ihs.ac.at

Diese sieht nämlich vor, dass der Bund zum größten Teil die finanziellen Mittel der Bildungspolitik einhebt. Allerdings sind es die Länder, die diese Mittel dann, stellenweise auf höchst intrasparente und unnachvollziehbare Art und Weise, an die jeweiligen Schulen verteilen könnten. Laut dem IHS liegt das wahre Problem damit nicht in der Höhe der Finanzierungsmittel, diese sieht Lassnigg bspw. als "im großen und ganzen als ausreichend", sondern in der extrem ungleichen Verteilung ebendieser Gelder.

Schulen am Land bekommen höhere Mittel als jene in der Stadt

In ihrem "Policy-Brief" rechnen die Experten vom IHS pedantisch auf, wie sich Österreichs Schulen finanzieren und sie zeigen extrem große Unterschiede in der Mittelverteilung auf. Vergleicht man die Schulausgaben nämlich auf Bundesebene, dann zeigt sich, dass für Schüler im Burgenland rund 25% mehr Geld zur Verfügung steht, als für Schüler in Wien. Dieses finanzielle Stadt-Land Gefälle findet sich aber nicht nur auf Bundesebene, auch in den Länder haben Stadt-Schulen grundsätzlich knappere Budgets als ihre ländlichen Pendants. Diese Tatsache, so Lassnigg, zeige sich auch schon an den jeweilige Klassenzahlen. In bevölkerungsarmen Gebieten müssen Lehrer im Durchschnitt 20 % weniger Schüler unterrichten, als sie dies in einer Stadt tun müssten.

Das IHS empfiehlt zur Überwindung dieses Dilemmas einerseits strengere Transparenzregeln, um künftig früher schon auf derartige Fehlentwicklungen reagieren zu können. Andererseits empfiehlt das IHS die Ressourcenverteilung an Österreichs Schulen im Rahmen einer "gemeinsamen Erarbeitung einer Bund-Länder-Vereinbarung" zu revisieren. (mat)