Gesundheit

Schweinenieren in hirntoten Patienten transplantiert

Im Rahmen eines Experiments wurden 2 Nieren eines genveränderten Schweins eingesetzt und nicht abgestoßen. Ein Wegweiser für die Zukunft der Medizin.

Sabine Primes
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Wegen des Mangels an menschlichen Spenderorganen setzt die Forschung große Hoffnung in die Xenotransplantation.
Wegen des Mangels an menschlichen Spenderorganen setzt die Forschung große Hoffnung in die Xenotransplantation.
HANDOUT / AFP / picturedesk.com

US-Mediziner haben zum ersten Mal erfolgreich Schweinenieren in den Körper eines hirntoten Patienten eingesetzt. "Die transplantierten Nieren haben Blut gefiltert, Urin produziert und, was wichtig ist, wurden nicht sofort abgestoßen", erklärte die University of Alabama in der Stadt Birmingham (UAB). Die Nieren blieben 77 Stunden lang aktiv, bevor das Experiment beendet wurde.

Von Tier zu Mensch

Der Dekan der medizinischen Fakultät der Hochschule, Selwyn Vickers, sprach von einer "bemerkenswerten Errungenschaft für die Menschheit" und einem Fortschritt auf dem Gebiet der Xenotransplantation. Der Begriff steht für die Transplantation von Organen von einer Spezies zur anderen, konkret von Tier zu Mensch.

Das Team der University of Alabama setzte bei seiner Operation nun zwei Schweinenieren in den Körper eines 57-jährigen Hirntoten ein. Nach Angaben der Mediziner bedeutet das einen zusätzlichen Schritt hin zu einer künftigen Anwendung bei Patienten, die Spendernieren benötigen. Die Operation fand ebenfalls im vergangenen September statt, die Ergebnisse der Studie wurden nun im Fachmagazin "American Journal of Transplantation" veröffentlicht.

"Unser Ziel ist es nicht, eine einmalige Sache, sondern das Feld voranzubringen, um unseren Patienten zu helfen", sagte Dr. Locke, der das Programm für inkompatible Nierentransplantationen der U.A.B. leitet. "Was für ein wundervoller Tag wird das sein, wenn ich in die Klinik gehen kann und weiß, dass ich eine Niere für jeden habe, der darauf wartet."

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    Das Team der University of Alabama führte Operation durch.
    Das Team der University of Alabama führte Operation durch.
    HANDOUT / AFP / picturedesk.com

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    Wegen des Mangels an menschlichen Spenderorganen setzt die Forschung große Hoffnung in die Xenotransplantation. Verpflanzt werden bereits Herzklappen von Schweinen und Schweinehaut bei Verbrennungsopfern. Schweine gelten aufgrund ihrer Größe, ihres schnellen Wachstums und ihrer guten Zuchteigenschaften als ideale Spendertiere.

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