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"Schwer zu ertragen" – ORF-Star Armin Wolf ist entsetzt

Viel Staub hat am Dienstag die Ukraine-Diskussion in der ORF-"ZIB2" aufgewirbelt. Im Nachgang kritisiert Moderator Armin Wolf Zuschauer-Reaktionen.

Rene Findenig
ORF-Moderator Armin Wolf kritisiert: "Totaler Unwille so vieler, sich auch mal andere Meinungen anzuhören." 
ORF-Moderator Armin Wolf kritisiert: "Totaler Unwille so vieler, sich auch mal andere Meinungen anzuhören." 
Screenshot ORF

Es war eine brisante, aber sachliche Diskussion am späten Dienstagabend in der ORF-"ZIB2": Bei Moderator Armin Wolf sprachen der deutsche Politikwissenschaftler Hajo Funke und der Militärstratege Walter Feichtinger über ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges. Für Feichtinger seien dazu weitere Waffenlieferungen des Westens notwendig, Funke dagegen lehnte die Lieferung der Kampfjets vehement ab und war auch einer der ersten Unterzeichner der Petition "Manifest für den Frieden". In diesem Manifest von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer fordern Tausende ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und Verhandlungen mit Wladimir Putin.

Von vielen Experten wird das Manifest als Aufforderung zur Unterwerfung und empörende Forderung angesehen. Nüchtern wurde hingegen darüber von den Studiogästen in der "ZIB2" diskutiert. Funke zeigte sich nicht vollkommen gegen Waffenlieferungen, die Thematik dürfe aber nicht zur Eskalation durch die Lieferung von Kampfjets führen und Verhandlungen mit Putin seien möglich, das habe die Vergangenheit gezeigt. Funkes Begründung für seine Unterstützung des Manifests: Es dürfe nicht noch einmal 250.000 Tote geben und die Ukraine könne den Krieg nicht gewinnen.

"Das echt Öde und auch Erschreckende"

Einig war sich Feichtinger mit Funke, dass es künftig Verhandlungen geben müsse und dass es zumindest heuer nicht absehbar sei, dass die Ukraine ihre Gebiete, wie sie vor Kriegsbeginn bestanden, zurückerobern könne. Er erklärte aber: Ohne Waffenlieferungen wäre die Ukraine überrannt worden und es hätte nichts mehr zu verhandeln gegeben. Und: Beide Seiten, Wladimir Putin und Wolodimir Selenski, würden nicht zu Verhandlungen bereit sein, solange sie noch glauben würden, dass für sie Geländegewinne möglich seien. Als Außenstehender könne man viel beurteilen, vor Ort sei die Realität eine andere, hieß es.

Das trotz brisantem Themas sachlich geführte Gespräch sorgte aber ihm Nachgang offenbar für so viel Emotionen, dass sich Moderator Armin Wolf schließlich auf Twitter zu Wort meldete. "Das echt Öde und auch Erschreckende an Twitter und vielen öffentlichen Diskursen der letzten Zeit ist der totale Unwille so vieler, sich auch mal andere Meinungen anzuhören. Wie aggressiv kann man auf eine total zivilisierte Ukraine-Diskussion reagieren?", so Wolf. Es sei "ja nicht unwidersprochen und unhinterfragt" ein Manifest verlesen worden, sondern "zivilisiert und durchaus differenziert" debattiert worden.

"Fast schon religiöser Fundamentalismus"

"Dieser fast schon religiöse Fundamentalismus in immer mehr Debatten ist zunehmend schwer zu ertragen. D.h. nun wirklich nicht, dass man andere Meinungen nicht kritisieren soll oder darf, im Gegenteil, aber dazu müsste man sie doch erst mal anhören. Damit meine ich nicht reine Aggro-Polemiken anonymer Trolle, offensichtlichen Agitprop und Verschwörungs-Unfug (QAnon etc.), das interessiert mich auch nicht, sondern sachlich und zivilisiert argumentierte Gegenpositionen in politischen Debatten. Social Media haben wirklich den Diskurs versaut", zeigte sich der Moderator über das Feedback entsetzt.

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    Der russische Präsident Wladimir Putin trifft sich am Tag der russischen Studenten am 25. Januar 2023 in Moskau.
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    Sputnik via REUTERS