Politik

Polit-Insider verrät letzte Geheimnisse über Kanzler

Heute Redaktion
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Klaus Knittelfelder entwirrt in seinem Buch "Inside Türkis" die Netzwerke der Macht. Der 28-Jährige verrät, welchen Mini-Personenkreis der Polit-Grande an sich heranlässt, mit wem er urlaubt – und dass im Kanzleramt auch Türkisch gesprochen wird.

Mit dem Kanzler sind wir in den letzten Wochen aufgestanden und schlafen gegangen. Zumindest gefühlt. Quasi täglich informierte Sebastian Kurz in perfekt orchestrierten Pressekonferenzen über die Corona-Lage, erläuterte Beschränkungen und Lockerungen – oder wendete sich in Reden zur Lage der Nation an die Österreicher.

"Inside Türkis" enthüllt Machtzirkel

Nun hat Innenpolitik-Insider Klaus Knittelfelder (28) mit viel Liebe zum Detail ein Buch über den 33-jährigen Polit-Star geschrieben, das sich vordergründig gar nicht so sehr um den Kanzler dreht. Sondern um jene Menschen, die Sebastian Kurz in seine Nähe lässt. Und Nähe zum Kanzler bedeutet bekanntlich Zugang zur Macht. Ein handverlesener Mini-Personenkreis genießt dieses Privileg – großteils sind es seit neun Jahren dieselben Weggefährten, die mit dem VP-Chef Politik machen.

"Das System Kurz", schreibt Knittelfelder in "Inside Türkis", "entstand in einer Nacht". Nachsatz: "Sein wohl wichtigstes Erfolgsgeheimnis ist die Geschlossenheit seines Machtzirkels. Diese kleine Gruppe, die mit Sebastian Kurz die Schaltzentrale der Republik übernommen hat, verrät nicht nur einiges über den sonst so schwer greifbaren Sebastian Kurz, sie hat auch ungemeine politische Relevanz."

Der Autor:
Klaus Knittelfelder, 28, studierte in Graz und St. Pölten. Er arbeitete zunächst für die Kleine Zeitung, ehe er zum Kurier nach Wien wechselte. Von dort gelang ihm der Sprung in die Innenpolitik-Redaktion der Kronen Zeitung. Dort gilt er als profunder Kenner der türkisen Regierungsmannschaft um Sebastian Kurz und informiert täglich ein Millionenpublikum. "Inside Türkis – die neuen Netzwerke der Macht" (edition a, ab 9.5. im Handel, 22 ) ist Knittelfelders Erstlingswerk. Der Autor ist Vater eines kleinen Sohnes und lebt mit seiner Partnerin in Wien.

Türkisch im Kanzleramt

Doch was verrät Knittelfelder hier in seinem Buch (edition a, 224 Seiten, 22 Euro) über den Kanzler? Etwa dass Stefan Steiner, der als Vordenker die harte Migrationspolitik des Kanzlers (mit-)ersonnen hat, fließend Türkisch spricht. Die Eltern des Beraters, der keine politische Funktion hat, waren Lehrer in Istanbul; Steiner wuchs am Bosporus auf. Spannend auch: Gerald Fleischmann (heute Medienbeauftragter des Bundeskanzlers) perfektionierte jahrelang Kurz' tadellose Pressearbeit, dabei wollte er anfangs gar nicht für ihn arbeiten. Zu zwei Wochen wurde er von Michael Spindelegger anno 2011 quasi zwangsverpflichtet. Daraus wurden mittlerweile neun Jahre, wenngleich der Tiroler Johannes Frischmann mittlerweile die operative Sprechertätigkeit übernommen hat.

Kurz postet nicht selbst

Doch nicht nur die klassischen Medien gilt es zu beackern, Kurz ist auch sein Auftritt in den sozialen Netzwerken extrem wichtig. Dafür hat er sogar eine Art "Online-Chefredakteurin", nämlich Kristina Rausch, angeworben. Sie wählt jene Bilder und Botschaften aus, mit denen mittlerweile 945.000 Facebook-Fans informiert werden. Knittelfelder: "Rausch hat seine Sprache und Politik so weit verinnerlicht, dass sie in seinem Namen posten kann. Hie und da schaut Sebastian Kurz auch selbst drüber."

Doch nicht nur für einen Check des Facebook- und Insta-Accounts greift Viel-Telefonierer Sebastian Kurz (6.127 iPhone-Kontakte) zum Handy. Bereits in der Früh tauscht er sich mit seinem engsten Team aus. Der erste Anruf des Tages gilt sehr häufig seinem Kabinettschef Bernhard Bonelli. Der ist strenggläubiger Katholik und bald vierfacher Vater – Kurz ist sein Trauzeuge.

"Stramme Katholiken im Team"

Überhaupt offenbart sich dem Leser des Buches eine große Gottesfürchtigkeit im Kurz-Team. Auch der Kanzler selbst tauscht sich regelmäßig mit einem Pater der Rochuspfarre in Wien-Landstraße aus, spricht mit dem Geistlichen über Gott und die Welt. Experte Knittelfelder: "Man könnte es Lebensberatung nennen. Die Gespräche sollen der Entschleunigung dienen. Ganz generell spielt das Katholische aber eine größere Rolle", konstatiert der Journalist. "Die türkise Partie wirkt immer recht hipp. Das mag optisch zwar zutreffend sein, teilweise sind diese Leute aber weit wertkonservativer als ihre schwarzen Vorgänger", so der "Krone"-Journalist. "Kurz hat stramme Katholiken wie Bernhard Bonelli und Markus Gstöttner in seinem engsten Umfeld. Auch in seinen politischen Reden finden sich Aussagen wie 'Wahrung der Schöpfung' oder 'Wiederauferstehung nach Ostern' – Sätze, die vom Kanzler persönlich, nicht von einem Sprecher kommen."

Urlaubsbegleitung zu Ostern

Im "Heute"-Videointerview (siehe Topelement) plaudert Klaus Knittelfelder zudem über die jährlichen Osterurlaube von Sebastian Kurz (heuer musste dieser wegen der Coronakrise entfallen) und wer ihn dabei begleiten darf. Zudem erfahren wir mehr über die Lieblingsmedien des Kanzlers ("Hang zum Kleinformat") und hören, dass Kurz gerne Ö3 hört. Wer noch mehr über "die neuen Netzwerke der Macht" erfahren will, muss lesen, nicht hören – nämlich Knittelfelders Buch "Inside Türkis", das ab Samstag, 9.5., im Handel ist. Die 224 Seiten sind voll wohlrecherchierte Insights. "Heute"-Fazit: eine Überdosis an Hintergrundinfos für Polit-Junkies.