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Es ist gar nicht normal, was "da oben" passiert

Heute Redaktion
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Das Bild von einem Gletschersee, der eigentlich gar nicht existieren dürfte, ging um die Welt. Nun spricht der 24-jährige Fotograf über seine besorgniserregende Entdeckung.

Ende Juni war der Kletterlehrer Bryan Mestre im Mont-Blanc-Gebiet unterwegs. Dabei schoss er ein Foto, das später im Internet die Runde machte. Darauf zu sehen ist ein Bergsee, der eigentlich gar nicht dort sein dürfte – "Heute.at" berichtete. Im Interview mit dem "Tages- Anzeiger" erklärt der 24-Jährige, wieso ihm dieser Anblick solche Sorgen bereitete.

Es sei nämlich ganz und gar nicht normal, was "da oben" passiert ist. "Die Null-Grad-Grenze liegt im Juni und Juli ungefähr bei 3.000 Metern. Als ich das Foto aufgenommen habe, hatte sie sich auf über 4.700 Meter verschoben", sagt er. Da der Mont Blanc 4.810 Meter hoch ist, heiße das, dass die Schneefallgrenze beinahe so hoch wie der höchste Berg in der Gegend lag.

"Das Klima ist komplett durcheinander"

Deshalb konnte sich der See auf 3.000 Metern Höhe beim Dent du Géant überhaupt erst bilden. Dieser sei zwischen 20 und 30 Metern lang gewesen. Möglich war dies, da es zwei Wochen lang sehr warm gewesen ist. Sogar auf dieser Höhe habe man um die 20 Grad gemessen. Dabei habe sich der Fels stark aufgewärmt, die Hitze wurde gestaut und das Gletschereis sei geschmolzen.

"Der vergangene Winter war sehr komisch", erzählt Mestre. Es habe erst im Januar begonnen und sei bis Anfang Juni gegangen. "Ich kann mich erinnern, dass ich Ende Mai noch in den Bergen unterwegs war. Nachts fiel in einer Höhe von 2.500 Metern über ein Meter Neuschnee. Absolut untypisch. Und vier Wochen später entdecke ich dann den See. Das Klima ist komplett durcheinander."

Wasser kann gefährlich werden

Mittlerweile ist der See wieder verschwunden. Das Wasser ist laut Mestre unter dem Gletscher versickert. Dort sammle es sich und über die Jahre hinweg steige der Druck. Das könne gefährlich werden, wenn es den Gletscher irgendwann aufsprengt und sich eine Flutwelle ins Tal ergießt.

Darunter befindet sich der italienische Ort Courmayeur. "Die Behörden haben entschieden, einen zweiten See auszuheben und dort das überschüssige Wasser rein zu pumpen. Aber soweit ich weiß, ist da noch nichts passiert", sagt der Bergsteiger.

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