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Segen & Fluch! Für Manche wird das Ende von Corona hart

In naher Zukunft wird ein Virus unser Leben nicht mehr bestimmen und wir können in die Normalität zurück! Doch einige wollen das gar nicht.

Christine Kaltenecker
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Während viele die "Freiheit" nach der Pandemie kaum erwarten können, empfinden andere dies als Stress.
Während viele die "Freiheit" nach der Pandemie kaum erwarten können, empfinden andere dies als Stress.
Getty Images

Stellt euch das vor: Keine Abstandsregeln mehr. Keine Masken. Reisen wohin man möchte. Mindestens einmal pro Woche tanzen gehen und in den frühen Morgenstunden noch mit den besten Freunden frühstücken gehen. Herrlich. Seit über einem Jahr arbeiten wir weltweit auf diesen Zustand hin. Einige jedoch haben die Isolation und die Entschleunigung lieb gewonnen - für die wird es hart.

Spaltung der Gesellschaft?

Psychologe und Autor Stephan Grünewald erklärte gegenüber "Watson", dass es sogar nach der Pandemie zu einer Spaltung der Bevölkerung kommen kann. Während viele nach menschlicher Gesellschaft lechzen und es kaum abwarten können, Personen wieder - völlig natürlich - zu berühren und zu herzen, gäbe es laut dem Wissenschaftler durchaus auch Menschen, die den Lockdowns etwas abgewinnen konnten.

Jeder war/ist eine Gefahr

Die "Ohnmachtserfahrung" der Pandemie steckt uns allen in den Knochen und es wird eine Weile dauern, bis wir auch emotional wieder im Jahr 2019 angelangt sind. Die Rückkehr in die "Normalität" stellt uns auf eine harte Probe und wir werden instinktiv wohl nie wieder dicht gedrängt an der Supermarktkasse stehen. Grünewald spricht hier von einer "Fernbeziehung zur Nächstenliebe", da wir gelernt haben, dass jeder ein potenzieller Virusüberträger sein könnte. Auch die Masken haben ihren Teil dazu beigetragen, dass uns fremde Personen noch fremder erscheinen.

Menschen mit Distanzwunsch bereits vor der Pandemie waren regelrecht froh, keine Hände mehr schütteln und auf Tuchfühlung gehen zu müssen. Diese werden das Verhalten auch nach Corona beibehalten, meint der Psychologe. Die Isolation brachte nämlich zwei wesentliche Faktoren mit sich: Entschleunigung und einen überschaubaren Lebenskreis. Sich nicht täglich neuen Herausforderungen stellen zu müssen, sondern sich innerhalb der vorgegebenen Grenzen wohlzufühlen scheint logisch.

Gleichberechtigung

Die Pandemie und das Virus behandelte alle "gleich". Niemand durfte mehr als ein Anderer, da die Maßnahmen jeden betroffen haben. Ob reich oder arm, es gab fast keinen Neid und wir saßen alle im selben Boot. Auch diese Veränderung soll sich laut Grünewald auf unsere Gesellschaft auswirken. Es wird wieder mehr darauf geachtet werden, was ein Dritter tut und warum. Der Stress mithalten zu wollen, wird für viele zur Anstrengung werden und sich auch auf das Gesellschaftsbild auswirken.

Es gilt einfach, dass eigene Tempo zur Normalität nicht aus den Augen zu verlieren. Nicht jeder muss in der ersten Sekunde des "Go's" ins nächste Flugzeug springen oder sich in eine überfüllte Bar setzen. Jetzt, wo wir unsere vier Wände so hübsch renoviert haben, müssen wir ja nicht zwangläufig mit der ersten Euphorie die Welt niederreißen, oder?