Seit Tagen gibt es kein Lebenszeichen von dem russischen Regimegegner Alexej Nawalny. Die Helfer des inhaftierten Oppositionellen machen sich große Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Nawalny habe vergangene Woche einen Schwächeanfall erlitten und musste daraufhin mit einem Tropf ernährt werden, möglicherweise weil er nichts mehr zu essen bekam, schrieb Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf X (ehemals Twitter).
Am Samstag sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es noch immer keine Nachricht von ihm gebe. "Davor gab es zumindest gelegentlich Briefe von ihm, wenn auch zensierte, aber seit einer Woche gibt es keine Briefe mehr," so Jarmysch.
Am Freitag hatte Nawalnys Team Alarm geschlagen, nachdem der 47-Jährige nicht wie sonst bei Gerichtsverhandlungen per Video zugeschalten wurde. Mitarbeiter des Strafvollzugs erklärten das Scheitern der Videoschaltung mit fehlendem Strom, wie Nawalnys Team mitteilte. "Wir haben erfahren, dass es letzte Woche einen schweren gesundheitlichen Zwischenfall gab. Nawalnys Leben ist in großer Gefahr. Er befindet sich derzeit in völliger Isolation", so Maria Pevchikh, Vorsitzende von Nawalnys Anti-Korruptionsstiftung.
Nawalny sitzt derzeit im Straflager in der Stadt Kowrow im Gebiet Wladimir. Er war zu 19 Jahren Straflager verurteilt worden und ist international als politischer Gefangener eingestuft. Vor seiner Inhaftierung hatten er und seine Unterstützer eine Kampagne gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gestartet.
Ebenso ist der Kriegsgegner Alexej Gorinow in Haft erkrankt. Mehr als 100 russische Ärzte haben nun einen offenen Brief an Putin mit der Forderung nach medizinischer Behandlung für Gorinow veröffentlicht. Die Verweigerung ärztlicher Hilfe verstoße gegen die russische Verfassung, heißt es in dem Brief. Nach Angaben seiner Anwälte leidet der chronisch Lungenkranke unter einer akuten Bronchitis und habe nicht mal die Kraft zu sitzen oder zu reden.
Gorinow ist der erste in Russland wegen Diskreditierung der russischen Armee verurteilte Kriegsgegner. 2022 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt, nachdem er auf der Sitzung eines Moskauer Stadtteilparlaments eine Schweigeminute für die "Opfer der militärischen Aggression in der Ukraine" gefordert hatte.
