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Hier drückt und quetscht man sich die Welt zurecht

Good Shepherd Entertainment bringt einen neuen Ansatz in einen Plattformer. In Semblance drückt man sich die Spielwelt einfach zurecht.

Heute Redaktion
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Nicht oft spielt sich der erste Titel eines Entwicklers so spaßig wie Semblance des südafrikanischen Studios Nyamakop. Der Plattformer sieht nur auf den ersten Blick wie ein typischer Vertreter des Genres aus. Während man beim Großteil der Plattformer durch eine Welt mit mehr oder minder anspruchsvollen Hindernissen gelangt, gibt es bei Semblance kein Durchkommen – außer man biegt, drückt und quetscht sich die Spielwelt zurecht.

Im Game für PC und Nintendo Switch schlüft man in die Masse einer geleeartigen Figur. Das Wesen sieht sich einer Bedrohung gegenüber, bei der Pflanzen, Bäume, Sträucher und Co. von einer Art Seuche in Form eines giftgrünen Pixelgemischs befallen werden. Storymäßig lässt Semblance dabei viel offen und Interpretationsspielraum zu. Klar ist: unsere Figur kann die Bäume wieder gesund machen, indem sie sich in deren Inneres begibt und dort Puzzles löst.

Jeder Baum stellt eine ganz unterschiedliche Spielwelt dar, eine Anzeige in der Bildschirmecke zeigt dabei die Zahl der zu lösenden Puzzles an. Witzig dabei: die Figur lässt sich ganz klassisch nach links und rechts bewegen, kann auch springen. Dass es mit diesen Möglichkeiten nicht weit her ist, zeigt sich aber schnell – beispielsweise, wenn in einem schnurgeraden Gang ohne Ausweichmöglichkeiten ein Seuchennebel auf einen zuschießt. Wie soll das gehen?

Drücken, quetschen, biegen

Die Antwort ist einfach: unser Wesen kann die Spielwelt zu seinen Gunsten verändern. Mit Sprüngen gegen Boden, Decke und Wände sorgt man für Dellen, die zur Fortbewegung genutzt werden können. Heißt, zurück zu unserem "Gang ohne Ausweichmöglichkeit"-Beispiel, dass wir einfach mehrmals auf den Boden stampfen und dann in der entstandenen Grube in Deckung gehen, während das Seuchengebilde über uns hinwegfliegt.

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Die Welt-Veränderung ist ein Muss in Semblance, ohne sie können die meisten Rätsel nicht gelöst werden. Allzu knifflig sind diese aber nicht, im Großteil der Fälle liegt die Lösung auf der Hand. Nur einige wenige Male brauchten wir mehrere Versuche, um Puzzles erfolgreich zu absolvieren. Vielmehr ist das richtige Timing und ein genaues Zielen erforderlich. Und je tiefer man in die Welt von Semblance vordringt, umso mehr erfährt man über die Wesen darin und die Bedrohung. Eine selbsterklärende Story samt großem Handlungsbogen gibt es allerdings nicht.

Gemütlicher Rätsel-Plattformer

Semblance ist sicher kein Spiel, dass man wochenlang auf- und abzocken wird. Zudem sind die Welten auf Dauer etwas abwechslungslos gestaltet – während überall kleine Wesen zu finden sind, die aus dem Hintergrund hervorragen, und ebenso Pflanzen auf unser Vorbeihuschen reagieren, wird irgendwann die Farbgebung etwas langweilig. Dass die Welten immer nur in Rot-, Grün- und Violett-Tönen auftreten, bringt den Wunsch nach mehr Abwechslung auf. Ebenso der geringe Story-Anteil.

Klasse ist, dass den Entwicklern gleich in ihrem Erstlingswerk eine so innovative Idee in einem sonst so eintönigen Game-Genre gekommen ist. Die verformbare Welt lädt zum Experimentieren ein, Frust kommt keiner auf, weil viele Verformungsmöglichkeiten zum Ziel führen. Die dezente Musik zeigt es: hier soll es trotz zwischenzeitlicher Gamplay-Hektik gemütlich zugehen. Die Steuerung ist präzise und flüssig, die Hindernisse und Rätsel überfordern Anfänger nicht, bieten aber auch Profis eine Aufgabe. Gut zehn Stunden ist man mit Semblance beschäftigt, und das innovativer, als es Plattformer seit geraumer Zeit sind.