Ihre Vorfahren waren groß wie Haie, und sie waren Zeitgenossen von Giganten wie Brontosaurier, Triceratops und Tyrannosaurus Rex. Sie überlebten Kometeneinschläge und unzählige Klimawandel - doch unter der Vorherrschaft der Menschheit droht ihnen das Ende.
Seit dem 19. Jahrhundert nehmen die Bestände der Störe, eine "Mischung aus Hai und Drache", rapide ab. Ursachen für den Rückgang: Fischerei, menschliche Eingriffe in Gewässerstrukturen, Industrie-Abwässer und Substanzen aus der Landwirtschaft.
Doch es gibt Hoffnungsschimmer: Erstmals seit 40 Jahren konnten in freier Wildbahn aufgewachsene Sterlets in der Donau nachgewiesen werden. Die Störart ist stark bedroht, der Nachweis gilt als Beweis für den Erfolg österreichischer Wiederansiedlungsprojekte.
Das Forschungsteam der Universität für Bodenkultur konnte kürzlich zwölf Jungfische einfangen, die offenbar in der Donau geschlüpft und aufgewachsen sind. Gelingt ein genetischer Nachweis, ist dies die erste Reproduktion in freier Wildbahn entlang der niederösterreichischen Donau seit 40 Jahren.
Der Sterlet ist die kleinste und einzige Störart, die in Österreich noch in der Donau vorkommt. Wissenschafter sind seit Jahren bemüht, die Population mittels Wiederansiedelung stabil zu halten.
Im heurigen Herbst wurde der 500.000ste Sterlet ausgewildert. Bis 2030 sollen 1,3 Millionen junge Störe ausgesetzt werden. Allerdings wandern viele Tiere stromabwärts ab und können wegen der Wasserkraftwerke nur schwer zurückkehren.
„Wir vergleichen das Erbgut der Tiere, die wir vermehrt haben, mit jenem der gefangenen Sterlets.“Thomas FriedrichUniversität für Bodenkultur Wien
Mit den zwölf Jungfischen ist damit erstmals nachgewiesen worden, dass die Reproduktion auch in den heimischen Abschnitten möglich ist. Konkret wurden die Tiere im Bereich Tulln und östlich von Wien bei einem Monitoring gefangen, erklärt Projektleiter Thomas Friedrich zum ORF.
"Diese Tiere sind dem Aussehen nach in freier Wildbahn groß geworden", erklärt Friedrich. Aufgrund ihrer Größe dürften sie im Frühling geschlüpft sein. Nun stelle sich die Frage, ob die Sterlets aus ausgesetzten Larven stammen oder sich natürlich reproduzierten: "Letzteres wäre das Schönste", sagt Friedrich.
Forscher untersuchen nun das Erbgut im Labor. "Wir vergleichen das Erbgut der Tiere, die wir vermehrt haben, mit jenem der gefangenen Sterlets", erklärt Friedrich: "Wenn das Erbgut nicht übereinstimmt, wissen wir, dass eine natürliche Reproduktion gelungen ist."