Ein Amoklauf im Comic-Stil, Sexszenen am Pool – und antisemitische Nutzernamen wie "HeilAdolf" oder "Judenkiller88". All das fanden Tester der Verbraucherorganisation Stiftung Warentest in populären Spiele-Apps, die ab 0, 6 oder 12 Jahren freigegeben sind.
Insgesamt wurden 16 Games, wie Fortnite, Minecraft und Roblox unter die Lupe genommen. Das alarmierende Ergebnis: 15 fielen durch.
Gewalt, Monster, Sexszenen und Hassbotschaften kämen den Testern zufolge jedoch nicht von den jeweiligen App-Entwicklern, sondern von anderen Spielern – denn manche Spiele ermöglichen es Nutzenden, eigene Welten zu erschaffen.
Einige der Funde meldete Stiftung Warentest, jedoch reagierten die Anbieter oft gar nicht und falls doch, änderten sie nichts. Das war auch dann der Fall, wenn sie auf Fragen nach Handynummern von Kindern hingewiesen wurden.
Darüber hinaus fiel auf, dass fast jede App, die ab 12 Jahren freigegeben ist, gleich mehrere bedenkliche Geschäftsmodelle verwendet. Ein traurig dreinblickender, hungernder Fuchs, der nur durch In-App-Käufe wieder glücklich und gestärkt weiterexistieren kann, ist nur einer der Tricks, die Anbieter verwenden, um kindliche Emotionen anzusprechen.
„Besonders problematisch ist das manipulative Spieldesign der Apps. Es verleitet Kinder dazu, immer mehr zu spielen und immer mehr zu kaufen.“Holger BrackemannBereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest
Auch der Spieldruck, der sich durch Belohnungen für tägliches Spielen, sozialen Verpflichtungen gegenüber Mitspielern oder Aufforderungen, zu bestimmten Zeiten zu spielen, äußert, stellt ein Problem dar.
Die meisten der getesteten Spiele setzen zudem stark auf In-App-Käufe. Gamer können unter anderem virtuelle Waffen, Textilien oder Ressourcen wie Feenstaub und Edelsteine erwerben, wobei pro Kauf bis zu 240 Euro anfallen können.
Um sowohl Kindern als auch Eltern den Überblick über reale Kosten zu erschweren, werden fiktive Währungen eingesetzt. Auch werden Tricks (Dark Patterns) angewandt, um Gamer zum Kauf virtueller Gegenstände zu verleiten, die den Spielfortschritt beschleunigen. Oder es werden Wartezeiten eingebaut, die durch einen Kauf übersprungen werden können.
Das Gesamturteil für Brawl Stars, Subway Surfers, Pokémon Go, Fortnite und Co. lautet daher: inakzeptabel. 15 der 16 getesteten Spiele fielen durch. Minecraft ist das einzige Spiel im Test, das mit "bedenklich" besser abgeschnitten hat. Mit etwas elterlicher Unterstützung und technischen Kniffen sei es für Kinder okay.
"Wir fordern 'Kinderschutz by default' – das heißt: Verzicht auf In-App-Käufe und auf Dark Patterns bei Spielen für Kinder", so Brackemann. Die Grundeinstellungen der Apps sollten so sein, dass sie von Kindern bedenkenlos genutzt werden können. Auch eine bessere Kontrolle jugendgefährdender Inhalte sei dringend nötig.
„Eltern sollten mit ihren Kindern über Spiele-Apps und deren Risiken reden. Außerdem können sie In-App-Käufe verhindern, die Bildschirmzeit begrenzen und Kinder offline spielen lassen.“Martin GobbinMultimedia-Experte bei der Stiftung Warentest
Eltern können auch Alternativen aufzeigen, denn abseits der populären Spiele-Apps gäbe es viele Games, die besser für Kinder geeignet sind.