Niederösterreich

Party endete für Pädagogin (29) fast tödlich

Unvorstellbares Martyrium für eine Pädagogin: Stundenlang fiel ein Trio über die Frau, die bis dato traumatisiert ist, her. Nun liegt die Anklage vor.

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Anwalt F. Höllwarth vertritt am Wiener Landl den "Haupttäter".
Anwalt F. Höllwarth vertritt am Wiener Landl den "Haupttäter".
privat, PD

Sie ist 29, Kindergartenpädagogin und Hobbymodel – in Wien soll sie von einem Trio stundenlang missbraucht worden sein. Trotz schwerer Verletzungen soll die Frau weiterhin missbraucht und somit fast getötet worden sein. Die Verdächtigen: ein Arbeitsloser (34), ein Fußballprofi (24) aus NÖ sowie ein Maler (39).

Nach Party ins Goodmann

Die 29-Jährige war einen Tag vor der mutmaßlichen Bluttat bei einer Familienfeier und dann bei einer privaten Geburtstagsfeier. Dort konsumierte die Pädagogin Alkohol, ging dann mit Freunden noch ins einst angesagte "Goodmann". Gegen 4.20 Uhr verabschiedeten sich ihre Bekannten, die 29-Jährige blieb indes alleine im After-Hour-Club.

Mit 3 Fremden heim

Schließlich traf sie auf den Kicker, den sie nur vom Fortgehen und Instagram kannte und unterhielt sich mit ihm. Anschließend stießen noch der 34-Jährige und 39-Jährige (die weder Kicker noch Opfer kannten, Anm.) dazu. Um 8.30 Uhr, die Frau dürfte da bereits berauscht gewesen sein, fuhr die Partie zu viert in die Wohnung des 39-Jährigen nach Wien-Meidling.

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    Die beiden Hauptangeklagten vor Gericht: 34-Jähriger (r.),  39-Jähriger links.
    Die beiden Hauptangeklagten vor Gericht: 34-Jähriger (r.), 39-Jähriger links.

    Drogen und Alk

    Dort angekommen, war die Frau laut Anklage im Zustand des Vollrausches schließlich willenlos, die drei Austro-Türken (einer hat türkische Staatsbürgerschaft, zwei die österreichische Staatsbürgerschaft,) zogen sie aus, begrapschten sie und schossen Fotos mit den Smartphones. Dann sollen der Maler, Arbeitslose und Ballesterer jeweils übers Opfer, teils mehrmals, hergefallen sein. 

    Attacke mit Schraubenzieher

    Gegen Mittag ging der Wohnungsinhaber duschen, der 34-Jährige Arbeitslose soll die weggetretene Kindergärtnerin in der Zwischenzeit im Intimbereich schwer verletzt haben. Immer und immer wieder soll das Trio die bereits stark blutende Österreicherin missbraucht haben. Schließlich – so der Vorwurf – soll das Trio die blutende Frau in die Dusche geschleppt haben, wo sie der Kicker gewaschen und neuerlich missbraucht haben soll. Unter der Dusche brach die 29-Jährige schließlich zusammen, kam wieder zu sich und stammelte: "Ich kann nicht mehr." Doch der geschiedene 34-jährige Vater eines kleinen Buben kannte offenbar keine Gnade, kam laut Anklage ins Bad, schloss die Türe hinter sich ab und missbrauchte die am Badezimmerboden liegende Wienerin erneut brutal.

    Kicker half und wollte wieder

    Schließlich verfrachte man die 29-Jährige gegen 14.30 Uhr in einen Mietwagen, einzig der Kicker kümmerte sich ums Opfer. Die 29-Jährige schleppte sich, gestützt vom Fußballer, zu einem Altpapiercontainer, nahm einen Karton, um den Mietwagen nicht zu stark mit Blut zu verunreinigen. Der Profikicker fuhr mit der 29-Jährigen zu deren Wohnung, trug sie schließlich ins Bett. Der Fußballer meinte, es müsse die Rettung gerufen werden, doch die Kindergärtnerin wollte angeblich nur ihre Mutter sehen. Verzweifelt wurde versucht die Blutung zu stoppen und da ließ der Kicker schon wieder die Hose runter. Das Opfer flehte um Gnade, der 24-Jährige ließ von ihm ab.

    Not-OP im Spital

    Die Frau rief kurz vor 16 Uhr ihre Mutter an, der Kicker bekam Wind davon und verließ daraufhin die Wohnung. Die Mutter verständigte sofort die Rettung, binnen sechs Minuten waren Rettung und Polizei in der Opferwohnung. Die Pädagogin wurde ins Hietzinger Spital gebracht, untersucht und sofort in den OP-Saal gebracht. Dabei wurde die klaffende Wunde genäht, dann bekam die Frau, wegen des hohen Blutverlustes, Blutkonserven. 

    Nur zwei Tage nach dem Martyrium (Tattag war 12. Juli 2020) wurden der ledige Maler und der 34-jährige Arbeitslose festgenommen, neun Tage später auch der 24-Jährige, der bei namhaften Fußballvereinen in der Bundesliga und dann auch in der Regionalliga kickte, festgenommen. 

    "Fulminant aus Lebensbahn"

    Daraufhin wurden zahlreiche Gutachten (gynäkologisch, toxikologisch, psychiatrisch beim Opfer, psychiatrisch-kriminologisch beim 34-Jährigen) erstellt, ein Sachverständigter meinte: "Durch dieses Ereignis ist diese Frau nachhaltig und fulminant aus ihrer Lebensbahn geworfen worden." Die Pädagogin ist seither in Behandlung.

    Mordprozess

    Die Beschuldigten, die seit über zehn Monaten in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft sitzen, waren bereits im November 2020 wegen sexuellen Missbrauchs und Körperverletzung in Wien vor Gericht gestanden. Die Angeklagten beteuerten, dass alles einvernehmlich gewesen sei. Damals wurde vertagt - mehr dazu hier.

    In der Folge wurde indes die Anklage auf Mordversuch ausgeweitet. Konkret: Gegen den 34-jährigen wegen Mordversuchs, (§§ 15, 74 StGB) gegen den Maler und Kicker wegen Mordversuchs durch Unterlassung (§§ 2, 15, 75 StGB).

    Urteil Ende Juni

    Das Trio muss sich Mitte und Ende Juni am Wiener "Landl" vor einem Schwurgericht verantworten. Alle drei Angeklagten beauftragten renommierte Strafverteidiger.

    Der 34-Jährige "Haupttäter" wird von Florian Höllwarth vertreten. Der behauptet: "Es war zunächst eine einvernehmliche Party, daraus wurde eine Sexparty. Die ganze Sache hat sich aufgeschaukelt, mein Mandant hat die Kontrolle verloren." Eine Tötungsabsicht wischt der Jurist vom Tisch: "Es war Körperverletzung." Den Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe, im schlimmsten Fall sogar lebenslang. Es gilt die Unschuldsvermutung.