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Sexy und schlank mit Wunderwaffe Protein?

Protein-Produkte sind in aller Munde. Immer mehr Hersteller bringen sie mit Erfolgsversprechen in die Regale. Aber wo bleibt der Genuss?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Protein macht schlank, stark, schön, sexy und intelligent! Na ja, Letzteres vielleicht weniger, aber wenn wir der heutigen Werbung der Nahrungsmittelindustrie glauben wollen, dann wundern wir uns, warum wir überhaupt noch etwas anderes essen wollen und sollen.

Unser Porridge am Morgen ist mit Protein angereichert, zum Mittagessen gibt es Fleisch oder die Extraportion Soja mit Gemüse. Das letzte bisschen Zucker und Fett muss weichen. Nur Protein macht uns froh. Zum Glück gibt es das heute an jeder Tankstelle und in jedem Fitnesscenter. Uns wird erzählt, dass Protein uns mehr sättigt, dass es gesund ist – und wir glauben das natürlich.

Wo bleibt der Genuss?

In einer stresswütigen Gesellschaft, in der Leistung immer mehr im Zentrum steht, muss auch die Ernährung herhalten, und Protein ist nun einmal Baustein unseres Erfolgs. Doch leider vergessen wir allzu sehr, dass Essen auch Spaß machen soll, erklärt Ernährungswissenschaftler Jürg Hösli.

Uns wird in der Werbung suggeriert, dass Essen immer mehr funktional sein soll: Superfoods werden geboren, und bald fliegt auch noch der Salat von der Theke auf unseren Teller. Kraft gibts aus der Dose, Schönheit aus der Tube und die Gesundheit wird uns mittels Gemüsekapseln neuerdings in die Kinderschuhe gelegt. Hauptsache, der Cashflow der Nahrungsergänzungsfirmen stimmt.

Trotzdem steigt die Kurve der Übergewichtigen

Doch nicht nur die "böse" Nahrungsmittelindustrie macht mit, sondern auch die Naturheiler wollen ihren Teil am irrationalen Produktekuchen. Basenpulver ist ein Muss und der Urin soll gefälligst basisch sein. Dass aber unsere Harnwege durch sauren Harn besser geschützt sind, sagt uns natürlich niemand. Doch für Harnwegserkrankungen gibt es gleich das nächste Döschen.

Uns wird vorgesagt, dass nun die Lösung aller Ernährungsprobleme in Aussicht steht. Schon in der Universität wird gebetsmühlenartig seit einem Jahrzehnt vorgesagt, dass Protein die Lösung sei. Eiweiß sättige mehr und man habe weniger Hunger. Doch die Kurve der Übergewichtigen steigt immer höher und vor allem diejenige der übergewichtigen Kinder.

Wir glauben an das "heilige Protein"

Wenn wir uns vor allem von Eiweiß ernähren, überkommt uns am Nachmittag plötzlich eine unglaubliche Lust auf Süsses, Salziges oder Brot. Ganz einfach, weil wir eben nicht nur Eiweiß brauchen, sondern auch Kohlenhydrate – und das mehr, als wir denken! Doch wir Menschen sind nun einmal so. Wir wollen an eine ultimative Lösung glauben, vergessen dabei aber, dass wir alle unterschiedlich sind. Wir glauben an das "heilige Protein" und verlieren immer mehr das Gefühl für unseren Körper. Der Kopf will, der Körper muss –und das immer öfter untendurch.

Wir sollten wieder weniger den Aussagen der Werbung glauben, auch wenn eine Marke Ultra-Bio-Qualität verspricht. Auf unseren Körper hören sollte wieder angesagt sein, statt uns tonnenweise mit Produkten vollzustopfen. Vielleicht würden wir endlich erkennen, dass jeder Körper einzigartig ist und oft nicht die Ernährung das Problem ist, sondern der tägliche Stress und unser unstrukturierter Tagesablauf. Ernährung sollte wieder durch den Magen gehen – und nicht nur durch den Kopf.

Versuchen Sie einmal die weltberühmte Tante-Oma-Diät:

Am Morgen wie ein Kaiser,

am Mittag wie ein König,

am Abend wie ein Bettler.

Wenn Sie Sport machen oder körperlich arbeiten, dann geben Sie dem Körper auch genügend Benzin.

Dann klappt es auch wieder mit der Energie und der Figur. Macht vielleicht nicht sexy, ist aber dafür kostenlos!

(Red)

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