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Das kann der Gaming-PC um 29,95 Euro wirklich

Eine französische Firma vermietet hochgerüstete PCs im Abo an Cloud-Gamer. Klingt verlockend, aber wie funktioniert das in der Praxis?

Heute Redaktion
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Shadow by Blade, so nennt sich ein Cloud-Gaming-Dienst aus Frankreich mit Servern in Paris und Amsterdam. Offiziell gibt es das Angebot in Österreich noch gar nicht, Nutzer können sich aber ungehindert auch von hier aus anmelden und loszocken. Wir haben geprüft, ob der Cloud-PC hält, was er verspricht.

Im Vergleich zu den Anschaffungskosten eines Gaming-PCs wirkt das Angebot günstig: Ein Monat kostet probeweise und im Jahresabo 30 Euro, wer keine Kündigungsfrist will muss 10 Euro mehr berappen. Für diesen Betrag bekommt der Nutzer seinen eigenen Computer zur Verfügung gestellt, mit dem er sich jederzeit per App für PC, Mac, Linux, Android- oder iOS-Gerät verbinden kann. Spiele werden am besten über Dienste wie Steam oder gog.com bezogen und Dank Gigabit-Internet rasch heruntergeladen. USB-Geräte könnten per USB über IP verwendet werden.

Was die Hardware betrifft, so feuert der Shadow-PC jedenfalls aus allen Rohren. Die Nvidia GTX 1080 und 12 Gigabyte DDR4-Ram sorgen für hohe Frameraten, aktuelle Spiele laufen flüssig. Die Performance hängt in der Praxis vor allem von der eigenen Internetverbindung ab. Mindestens 15 Mbit/s sind Grundvoraussetzung, mehr wird empfohlen. Auflösung und Soundqualität des Streams werden optional auch an die aktuell verfügbare Bandbreite angepasst. Im Test mit einer Leitung, die laut verschiedenen Speedtests rund 80 Mbit/s leistet, zeigten sich die besten Ergebnisse aber trotzdem mit einer manuellen Limitierung des Streams auf 30 Mbit/s. Viel hängt auch von der Stabilität der Verbindung und etwaigem Packet Loss ab; eine Kabelverbindung ist gegenüber WiFi zu bevorzugen.

Verzögerung bleibt erträglich

Das Problem beim Cloud-Gaming: Eingaben am heimischen Gerät müssen an den gemieteten PC übermittelt, dort ausgeführt und die Resultate wieder zurück gestreamt werden. Je länger die Verzögerung, die dadurch entsteht, desto schwammiger das Spielgefühl. Am kritischsten ist das bei Titeln, die schnelle Reflexe voraussetzen.

Tatsächlich ließ der Shadow PC bei Ego-Shootern und Actionspielen ein recht angenehmes Gefühl zu. Eingaben wurden rasch umgesetzt, eine Verzögerung im Vergleich zum Zocken am lokalen Rechner blieb aber subtil spürbar. Multiplayer-Schlachten in Counter-Strike oder Battlefield würden wir deshalb nicht über den Cloud-PC bestreiten wollen, Singleplayer-Shooter sind kein Problem. Den besten Eindruck hinterließen Strategie- und Rollenspiele, bei denen einige Millisekunden an Eingabeverzögerung nicht negativ ins Gewicht fallen.

Zahlt es sich aus?

Cloud-Gaming steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber groß im Kommen – auch Google setzt etwa auf das Spielen mit gemieteter Hardware. Vor diesem Hintergrund scheint es riskant, sich mit einem Jahresvertrag an Shadow Blade zu binden – was, wenn in sechs Monaten ein Service startet, der alles dagewesene in den Schatten stellt?

Ein Shadow PC zahlt sich derzeit für jene aus, die gerne vollwertige PC-Spiele (mit einem Gamepad oder Maus und Tastatur) auf ihrem Mobilgerät zocken wollen. Auch Personen, die unbedingt ein PC-exklusives Spiel ausprobieren möchten, aber die Anschaffungskosten eines leistungsstarken Gaming-Rechners scheuen, dürfen getrost auf Shadow by Blade setzen. Sinnvoll wäre auch, den PC für kurzfristige, Hardware-hungrige Projekte zu mieten – etwa für Renderarbeiten. Wer aber mit einer Konsole leben kann und will, bekommt für den Jahrespreis eines Shadow-Abos schon eine PlayStation 4, Xbox One oder Nintendo Switch – samt einigen Spielen.

Von Clemens Pilz