Coronavirus

Sie brauen statt Gin nun Desinfektionsmittel

Normalerweise wird hier Gin oder Wodka gebrannt. Neu produziert die Berner Matte-Brennerei Desinfektionsmittel. Die Nachfrage ist riesig.

Heute Redaktion
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In Apotheken und Supermärkten sind Desinfektionsmittel derzeit Mangelware. Wegen des Coronavirus werden die Sterilisierungsmittel knapp – die Nachfrage ist enorm. Hilfe leisten nun lokale Brennereien, die in der Lage sind, die begehrten Flüssigkeiten selbst herzustellen. Das "Heute"-Schwesternmedium 20 Minuten hat die Betreiber einer solchen Brennerei in der Schweiz interviewt.

"Wir haben beim Bundesamt für Gesundheit nachgefragt, ob wir aushelfen können", sagt Adrian Gass, Stellvertretender Leiter der Matte-Brennerei in Bern. Das Bundesamt für Gesundheit habe eine Ausnahmebewilligung erteilt. Derzeit wird das Mittel in der Brennerei hergestellt, nächste Woche wird es dann an Coop ausgeliefert. Das Produkt wird in verschiedenen Coop-Filialen im Kanton erhältlich sein. "Wir sind nicht für den Vertieb zuständig und beliefern lediglich unseren Kundenpartner Coop mit der Ware", stellt Gass klar.

Den Betreibern der Brennerei sei es ein Anliegen gewesen, dass die Fläschchen nicht zu überteuerten Preisen verkauft werden. "Gerade jetzt, wo die letzten Desinfektionsmittel für Wucherpreise weggehen, war uns dies wichtig", sagt Gass.

Corona-Krise trifft auch die Brennerei

Besonders stolz auf ihr neues Nebeneinkommen ist die Brennerei nicht: "Wir versuchen das Desinfektionsmittel von unseren herkömmlichen Produkten zu trennen", sagt Gass. Deswegen kämen die Fläschchen auch nicht im schönen, verschnörkelten Matte-Brennerei-Design. Die Berner Brenner sind vor allem für ihre Gin-Kreationen bekannt, produzieren aber auch Wodka oder Absinth.

Die aktuelle Lage habe die Brennerei aber nun gezwungen, neue Wege zu gehen. Gass: "Viele Personen melden sich von unseren Events ab. Dies führt zu Einnahmeeinbussen." Mit den Desinfektionsmitteln könnten diese ausgeglichen werden.

Die Produktion sei simpel: "Der Wirkstoff im Desinfektionsmittel ist hochprozentiger Alkohol, ergänzt durch verschiedene Zusatzmittel und Wasser", erklärt Gass. Die Zusatzmittel seien Notwendig, damit das Desinfektionsmittel verträglicher für die Haut sei und nicht getrunken werden könne.

Riesige Nachfrage nach Alkohol

Augustin Mettler, Präsident des Verbandes Die Schweizer Brenner freut sich über das Engagement der Matte-Brennerei: "Das ist natürlich eine super Sache. An Alkohol mangelt es in der Schweiz nicht." Auch die kleineren Betriebe hätten jeweils mehrere Hundert Liter auf Lager. Trotzdem ist Mettler von der hohen Nachfrage überrascht: "Viele Brennereien werden wohl für die nächste Zeit zu Produzenten von Desinfektionsmitteln", so Mettler.

Auch andere Brennereien werden angefragt

Auch die Brennerei Schwab aus Oberwil bei Büren BE erhält derzeit regelmäßig solche Anfragen: "Artztpraxen fragen uns, ob wir ihnen hochprozentigen Alkohol verkaufen können", sagt Manuela Schwab, die im Familienbetrieb arbeitet, gegenüber Radio Bern 1. Dieser 96-prozentige Alkohol werde gebraucht, um selber Desinfektionsmittel herzustellen. "Diese Institutionen sind auf Desinfektionsmittel angewiesen und können sie bei ihren Lieferanten nicht mehr bestellen."