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Sie hatte die gefährlichste Essstörung der Welt

Becky Rudkin litt fast 12 Jahre lang an der "gefährlichsten Essstörung der Welt", wie sie selbst sagt. Und keiner kennt sie.

Heute Redaktion
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Diabulimie. Noch nie gehört? Damit sind Sie bestimmt nicht allein. In einer Dokumentation für den britischen Sender "BBC3" sprechen Becky Rudkin und andere Betroffene von der "gefährlichsten Essstörung der Welt".

Schon mit acht Jahren fühlte sich die Britin zu dick. Sie wurde in der Schule gemobbt und hungerte so lange, bis sie nur noch Haut und Knochen war. Ihre Krankheit wurde damals nicht erkannt.

Mit 19 kam dann die Diagnose Diabetes Typ 1 dazu. Es ist die Autoimmun-Form von Diabetes, hat nichts mit ungesunder Ernährung zu tun. Doch Becky ließ der Gedanke nicht los, dass Menschen glauben könnten, sie habe die Krankheit mit einem schlechten Lebensstil selbst verschuldet.

Diabetes und Bulimie

Diabetikerinnen müssen sich Insulin spritzen, um den Zucker, den sie aufnehmen, verarbeiten zu können. Geschieht das nicht, muss der Körper zuerst Fett und dann den Rest des Körpers zersetzen, um seinen Energiebedarf abzudecken.

Als Becky realisierte, dass sie schnell abnehmen kann, indem sie sich einfach kein Insulin spritzt, begann der Teufelskreis. Durch die Essstörung aß sie sowieso schon wenig - und nun spritzte sie sich auch noch kein Insulin.

Von innen aufgefressen

Ihr Körper begann, sich von innen zu zersetzen. Bald war kein Körperfett mehr da, nun schwand die Muskelmasse. Ihr Körper griff schließlich seine eigenen Organe und Knochen an. Es dauerte nicht lange, bis Becky nur noch auf Krücken gehen konnte.

Ärzte sagten ihr später, ihre Knochen ähnelten Bienenwaben und Brei. Doch sie spürte nichts, denn auch ihr Nervenkostüm war stark beschädigt.

Das ist Becky heute:

Therapie

Erst als sie dreimal innerhalb eines Jahres in ein diabetisches Koma fiel, wurden Psychologen im Krankenhaus auf sie aufmerksam. In einer Klinik in Schottland konnte sie den Klauen der Krankheit schließlich entkommen.

Nach mehr als zwei Jahren konnte sie entlassen werden. Sie selbst würde sich noch nicht als "geheilt" bezeichnen, aber auf dem Weg dorthin. Nun arbeitet sie daran, ihre Beine wieder richtig bewegen zu können. Der Schaden war so groß, dass sie noch immer nicht Radfahren oder tanzen gehen kann.

Keine Krankheit

Und trotzdem ist die Essstörung, die in der Doku "Diabulimie" genannt wird, nicht offiziell als Krankheit anerkannt. Dabei kann das Weglassen von Insulin auch für gesund aussehende Diabetiker sehr gefährlich sein. Durch die hohen Blutzuckerwerte können Patienten erblinden, ihre Nieren kaputt machen und ihr Nervenkostüm beschädigen. (red)