Digital

Sie stirbt langsam und Instagram schaut zu

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Eine junge Australierin leidet unter einer seltenen Krankheit, die sie umbringen wird. Auf Instagram wirbt sie deshalb für die Legalisierung von Sterbehilfe.

Die passive Sterbehilfe ist in Österreich legal. "Passiv" bedeutet, dass der Betroffene beim Sterben auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet oder eine gültige Patientenverfügung vorliegt. Aktive Sterbehilfe dagegen ist strafbar und kann den Tatbestand des Mordes, der Tötung auf Verlangen oder der Mitwirkung am Selbstmord erfüllen. Beihilfe ist ebenfalls verboten.

Das sind liberalere Gesetze als in so manch anderen Ländern. Australien zum Beispiel verbietet Sterbehilfe. Gerade mal der Bundesstaat Victoria lässt per Juni 2019 eine restriktive Voraussetzung für den "assistierten Freitod" zu. Einigen Einwohnern geht das gegen den Strich. Wie der 27-jährigen Holly Warland.

Für immer ans Bett gefesselt

Mit elf Jahren stellten Ärzte bei Holly die seltene und unheilbare Krankheit Gliedergürteldystrophie fest. Eine durch Genmutationen verursachte chronische Erkrankung, die Hollys Muskeln allmählich immer schwächer werden lässt und sie für immer ans Bett fesseln wird. Die Australierin leidet unter Lähmungen, Übelkeit, fehlender Mobilität. Ihr Leben meistert sie stets unter starken Schmerzen und mit Hilfe von anderen Menschen.

Bis 2016 konnte Holly ein einigermaßen normales Leben führen. Als sie gerade ihren Doktor in Neurowissenschaften machte, wurden die Symptome der Gliedergürteldystrophie aber immer stärker. "Ich erwachte jeden Tag mit extremer Übelkeit, einem rasenden Puls, Muskelkater, Hyperventilation und unkontrollierbarem Zittern", schreibt sie auf "Bored Panda". "Mein Leben geriet ins Chaos." Wegen zu großer Belastung gab sie ihr Doktoratsstudium auf halber Strecke auf. Selbstironisch schreibt sie auf Twitter, sie habe "einen halben Doktor".

Sterbehilfe: Die rechtliche Situation in Österreich

Aktive Sterbehilfe, sprich die Tötung eines Menschen, ist in Österreich verboten. Darauf steht nach § 78 des Strafgesetzbuches eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

Indirekte Sterbehilfe – die Inkaufnahme eines vorzeitigen Todes durch eine medizinische Behandlung, die primär der Schmerzlinderung dient – ist jedoch ist nicht strafbar. Allerdings nur, wenn dieser Wille im vollen Bewusstsein vom Patienten zuvor niedergeschrieben wurde. Ebenso verhält es sich, wenn auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet wird (passive Sterbehilfe). (Quelle: NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft)

Sie kämpft für die Legalisierung von Sterbehilfe

Ihr Humor darf jedoch nicht mit Hoffnung verwechselt werden. Der jungen Australierin sei nämlich klar, dass sie nicht mehr lange leben wird. Gerade deshalb möchte sie auf ihre Krankheit aufmerksam machen und ihr Leben auf Instagram festhalten. Mit brutal ehrlichen Fotos – sie zeigt sich erbrechend oder schweißgebadet – teilt die freischaffende Autorin mit über 23.000 Followern nicht nur öffentlich den Umgang mit ihrem schweren Schicksal, sondern wirbt damit gleichzeitig für die Legalisierung von aktiver Sterbehilfe in Australien.

Suizidgedanken? Holen Sie sich Hilfe, es gibt sie.

In der Regel berichten wir nicht über Selbsttötungen - außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Wenn Sie unter Selbstmord-Gedanken, oder Depressionen leiden, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter der Nummer 142
täglich 0-24 Uhr

Holly berichtet in einem YouTube-Video, dass sie sterben will. Nicht eines natürlichen Todes, sondern selbstbestimmt und früher. Sie werde irgendwann selber entscheiden, wann der Zeitpunkt für sie da ist, um ihre letzte Reise anzutreten. Für ihre Familie, ihren Partner und ihre Freunde zuerst ein Schock, sie können es dennoch nachvollziehen. "Eltern wollen nie ihre Kinder sterben sehen. Aber zu sehen, wie jemand leidet, ist für viele noch viel schlimmer", sagt Holly im Clip. Ihre Entscheidung sei gefällt, der Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest.

(Tilllate/red.)