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Sie will "letzten Diktator Europas" friedlich stürzen

Die weißrussische Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowskaja und ihre Mitstreiter wollen eine friedliche Machtübernahme organisieren.

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Swetlana Tichanowskaja will Lukaschenko als Präsidentin nachfolgen.
Swetlana Tichanowskaja will Lukaschenko als Präsidentin nachfolgen.
Picturedesk/APA

Sie befindet sich derzeit im Exil im EU-Nachbarland Litauen, doch weitermachen will sie im eigenen Land: Die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowskaja und ihre Mitstreiter wollen in Weißrussland eine friedliche Machtübernahme organisieren. Konkret wollen die Gegner von Präsident Alexander Lukaschenko einen Koordinierungsrat zusammenstellen. Das Gremium mit Vertretern der Zivilgesellschaft werde noch diesen Dienstag gebildet, teilte ein Sprecher der Opposition der Nachrichtenagentur DPA mit. Zeitpunkt und Ort waren zunächst offen.

Aus ihrem Exil im EU-Nachbarland veröffentlichte die 37-jährige Tichanowskaja eine neue Videobotschaft, in der sie Lukaschenko vorwarf, das Land seit 26 Jahren mit Lügen und Schrecken zu führen. Gleichzeitig gratulierte sie ihrem inhaftierten Ehemann, dem Blogger Sergei Tichanowski, zum Geburtstag. Sie war an dessen Stelle zur Präsidentenwahl am 9. August angetreten.

Erste Angebote der Regierung

Für den regierungskritischen Blogger gab es in Minsk mehrere Solidaritätsaktionen. Am Abend sind in der Hauptstadt zudem neue Demonstrationen zur Unterstützung Tichanowskajas und für einen Rücktritt Lukaschenkos geplant. Wie lange kann sich der "letzte Diktator Europas" noch an der Macht halten? Für den 65-Jährigen gebe es keine Hoffnung mehr, sagt der Weißrussland-Experte Sven Gerst.

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    Die Proteste in Weißrussland gehen weiter.
    Die Proteste in Weißrussland gehen weiter.
    picturedesk.com

    Auch am Dienstag wurden Streiks in Staatsbetrieben weitergeführt, allerdings deutlich weniger als am Vortag. Es gab Berichte aus Fabriken, dass die Belegschaften eingeschüchtert und an Protesten gegen Lukaschenko gehindert würden und dass ihnen mit der Kündigung gedroht werde. Das Streikkomitee und die Opposition haben den Streikenden, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, Hilfen über einen Solidaritätsfonds zugesichert. Mit den Streiks in allen wichtigen Staatsbetrieben will die Opposition den Machtapparat zum Aufgeben zwingen.

    Von der Regierung gab es derweil erste Angebote, auf die Proteste einzugehen. "Wir sind offen für einen Dialog", schrieb Gesundheitsminister Wladimir Karanik in einem offenen Brief auf dem unabhängigen Portal "Tut.by": "Ich bin kein Anhänger einer Megafon-Diplomatie, sondern immer davon ausgegangen, dass die Suche nach einer Lösung an einem runden Tisch stets der am ehesten richtige Weg ist."

    EU-Videogipfel am Mittwoch

    Außenminister Wladimir Makei führte nach Angaben seines Ministeriums Telefonate mit seinen Kollegen in der EU, um die Lage in seinem Land zu erörtern. Die EU hat wegen der Vorwürfe der Wahlfälschung und nach der blutigen Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten Sanktionen gegen den Machtapparat von Lukaschenko auf den Weg gebracht.

    Für Mittwoch hat die EU außerdem einen Videogipfel angesetzt, um die Ereignisse in dem osteuropäischen Land zu besprechen. Gleichzeitig warnte EU-Ratschef Charles Michel vor einer Intervention. "Es sollte keine Einmischung von außen geben", teilte er mit.

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      "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk
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