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"Sind Minderheit": Wut-Welle gegen Venedig-Touristen

Kaum eine Stadt zieht Touristen so an wie Venedig. Es gibt aber auch eine Schattenseite: Die historische Altstadt stirbt aus, Bewohner sind wütend.

Newsdesk Heute
Im September überstieg die Zahl der Touristenbetten in Venedig die Zahl der Einwohner. Die historische Altstadt droht auszusterben.
Im September überstieg die Zahl der Touristenbetten in Venedig die Zahl der Einwohner. Die historische Altstadt droht auszusterben.
Daisuke Tomita / AP / picturedesk.com

Die Situation in Venedig wird immer dramatischer. Zwar blüht der Tourismus weiterhin auf und die Hotels sind gut ausgebucht. Doch genau dieser Massentourismus sorgt unter den Bewohnern für viel Ärger. Von 1997 bis 2022 hat das historische Stadtzentrum laut "Venessia.com" 2,4 Einwohner pro Tag verloren, die Altstadt droht auszusterben.

Mehr Touristenbetten als Einwohner

Und es kommt alles noch schlimmer: Im September überstieg die Zahl der Touristenbetten in Venedig die Zahl der Einwohner mit 49.693 zu 49.301. Heißt: In der Altstadt gibt es mehr Touristenbetten als Einwohner! Außerdem ging die Zahl der Betten in Ferienwohnungen und Hotels von April bis Anfang September um 1.097 weiter nach oben. Währenddessen sank die Einwohnerzahl in nur fünf Monaten um 61. Das berichten die Verbände "Ocio" und "Venessia.com", die sich auf Daten des Standesamtes in Venedig berufen. 

"Die Stadt gehört uns nicht mehr"

Matteo Secchi, Gründer des Verbands "Venessia.com" setzt sich gegen die Entvölkerung der Lagunenstadt ein. "Die Stadt gehört uns nicht mehr, wir sind eine Minderheit, wir werden immer weniger und die Touristen immer mehr. Venedig droht zu einem einzigen großen Hotel ohne Einwohner zu werden", warnte Secchi. 

Außerdem beklagte er die mangelnde Unterstützung seitens der Politik: "Die Politik, sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene, die uns schützen sollte, tut nichts. Die Einwohner zu schützen bedeutet, Venedig zu schützen, denn eine Stadt ohne ihre Einwohner hat keine Zukunft. Wenn wir so weitermachen wie bisher, ohne etwas zu unternehmen, wird Venedig bald de facto keine Stadt mehr sein", so Secchi zu lokalen Medien.

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Fast die Hälfte aller Venedig-Einwohner ist über 60 Jahre alt, nur rund 9.000 Bewohner sind unter 18. Die Sterberate ist dreimal so hoch wie die Geburtenrate.

Venedig verlangt Eintrittsgeld

Die Stadt hat jedoch schon erste Maßnahmen getroffen, um die Menschenmassen – zumindest ein wenig – zu reduzieren. Im Vorfeld war bereits von einer kostenlosen Voranmeldung die Rede – nun aber soll es doch etwas kosten, "La Serenissima" zu sehen: und zwar fünf Euro. Das berichtet der "Corriere della Sera". Das Eintrittsgeld soll ab Ostern 2024 bis in den Sommer hinein fällig werden – aber nur an bestimmten Tagen, die auf Italienisch "bollino nero", zu Deutsch "schwarze Vignette" heißen – "Heute" berichtete.

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