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Sind Veganer nicht auch Mörder?

Heute Redaktion
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Bild: keine Quellenangabe

Ist die Ernährung mit veganen Lebesnmitteln wirklich gesünder und ethisch vertretbarer? Mit seiner Behauptung, auch Veganer seien Mörder, hat ein deutscher blogger vor einigen Monaten einen wahren Shitstorm ausgelöst. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter seiner provokanten These und was bedeutet vegan wirklich? Heute.at hat recherchiert.

wirklich gesünder und ethisch vertretbarer? Mit seiner Behauptung, auch Veganer seien Mörder, hat ein deutscher blogger vor einigen Monaten einen wahren Shitstorm ausgelöst. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter seiner provokanten These und was bedeutet vegan wirklich? Heute.at hat recherchiert.

Immer mehr Menschen machen es Bill Clinton, Boy George und Mike Tyson nach und verzichten, genau wie Vegetarier, auf Fleisch. Der Anteil der Vegetarier liege derzeit bei 3,5 Prozent, bis 2024 dürfte er auf 5,9 Prozent klettern. Doch bei den Veganern gibt es einen wesentlichen Unterschied zu Vegetarieren:  Denn Veganer verzichten auf alle anderen tierischen Produkte , wie Milch oder Eier oder Honig und essen dafür mehr frisches Obst und Gemüse, Getreide und auch viele Sojaprodukte, wie etwa Tofu. Vegane Produkte in Bioqualität sind Handelsexperten zufolge schwer im Kommen. Die Bio-Märkte verzeichneten eine massiv steigende Nachfrage nach Lebensmitteln ohne tierische Inhaltsstoffe.

Sind Veganer Mörder?

Blogger Felix Olschewski stellte in seiner Kolumne "Verursachen Vegetarier mehr Blutvergießen als Fleischesser?" dieses Verhalten der Veganer in Frage, indem er behauptet, der größte Irrtum vieler Vegetarier und Veganer wäre der Glaube, dass für ihre Ernährung niemand sterben müsse. Denn diese würden zwar keine toten Tiere essen, jedoch die Kollateralschäden der Nahrungsmittelproduktion übersehen. "Diese sind teils 25 mal höher, als bei der Produktion von Weidefleisch. Richtig gelesen: Pro kg nutzbaren Proteins aus Getreide werden hier 25 mal mehr fühlende Wesen getötet als durch nachhaltige Fleischproduktion", behauptet Olscheswki.

Er weist auf die ziemlich banale Erkenntnis hin, dass beim Ernten, Mähen oder Pflügen von Feldern auch für Vegetarier und Veganer Tiere sterben müssen, obwohl diese keine essen. Wer ein Kilo Mehl kauft, habe streng genommen die Mäuse und Käfer aus dem Weizenfeld auf dem Gewissen, die durch große Maschinen sterben, so seine obstruse These. Als Beleg führt Olschewski der sich jedoch ausschließlich auf die industrielle Landwirtshaft und Viehzucht in Australien bezieht. Sein Blog löste einen unglaublichen Shitstorm im Internet aus.

Ethische, politische, gesundheitliche Gründe

Doch was treibt Veganer wirklich an? Meist sind es tatsächlich ethische Gründe die dahinterstecken: ein Beitrag zum Schutz von Tieren, gegen das meist grausame Abschlachten. Und ein Respektdenken gegenüber diesen Lebewesen. Doch auch ein bisschen Protest gegen die Massentierhaltung und ihre Auswüchse ist dabei. Aber es gibt durchaus auch gesundheitliche Aspekte, denn wer sich vegan ernährt, ist meistens schlanker als andere, meint Hans Haltmeier, Chefredakteur der "Apotheken Umschau". Allein dadurch sinke das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck. "Die vegane Kost ist ja an sich reich an Ballaststoffen, Vitaminen und auch Mineralstoffen, das ist alles sehr gesund", so Haltmeier.

Mangelerscheinungen ersetzen

Doch viele halten gegen diese These des gesunden Ernährens: Vegane Ernährung ist zwar gesund. Doch kann es nicht auch zu Mangelerscheinungen kommen, weil die tierischen Lebensmittel fehlen? Wer es zu intensiv betreibt, dem fehlen Vitamin B12, Jod, Kalzium und Eisen, denn diese stecken hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln, sind aber sehr wichtig für den Körper. Angereicherte Lebensmittel oder Nährstoffpräparate können diese allerdings ersetzten.

Was bedeutet "veggie"?

Verbraucherschützer fordern deshalb eine bessere Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Lebensmitteln. So bestünden manche Gemüselaibchen aus einer nicht unerheblichen Menge Geflügelfleisch, einige Kartoffelchips enthielten tierische Fette. Die Begriffe der Hersteller stimmten mit den Vorstellungen der Verbraucher oft nicht überein. Bei der Bezeichnung "veggie" etwa geht einer Umfrage unter Verbrauchern, die sich auf dem Portal "Lebensmittelklarheit" beschwerten, fast die Hälfte davon aus, dass nur pflanzliche Zutaten in dem Produkt enthalten sind - es also für Veganer geeignet ist. Die andere Hälfte dagegen meint, dass zwar weder Fleisch noch Fisch, wohl aber Milch und Eier enthalten sein können - das Produkt also vegetarisch ist.

Vegane Lebensmittel voller Aromen und Zusatzstoffe?

In Deutschland gab es in den letzten Wochen eine Diskussion über zu fette und salzige vegane Lebensmittel, die voller Aromen und Zusatzstoffe seien, wie ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Hamburg zeigte.

Das Internetportal hat den Marktcheck unter die Lupe genommen und behauptet, dass die Kritik falsch ist, denn bei dem Test seien lediglich 20 vegane Produkte getestet worden. Das erlaube keine genaue Analyse. Die veganen Produkte seien im Durchschnitt deutlich fettärmer gewesen als nicht vegane Vergleichsprodukte. Die Kritik an der Verwendung von Kokosfett sei einseitig.Wissenschaftliche Befunde deuteten darauf hin, dass die in der Kokosnuss vorhandene Fettsäure Laurin das gute HDL-Cholesterin steigere, welches das Risikos von Herzerkrankungen reduziere.

Zum Vorwurf von Aromastoffen sagten die Tester, dass immerhin in zwölf von 20 Produkten keinerlei Aromastoffe enthalten gewesen seien. Dass beispielsweise ein geräuchertes Produkt als Aroma Rauch enthalte, sei unbedenklich. Neun der 20 untersuchten Produkte enthielten keinerlei Zusatzstoffe.

Vegane Fertigprodukte seien lediglich eine Ergänzung zu einer vollwertigen Ernährung auf der Basis von Obst, Gemüse und Getreide. Es sei daher unproblematisch, wenn ein Produkt auch einmal einen hohen Fett- oder Salzanteil enthalte, was aber nur die Minderheit der untersuchten Produkte betreffe.

Neuer Trend: "Free Froms"

Aus Unsicherheit lassen viele Menschen Lebensmittel weg, von denen sie glauben, dass sie ihnen nicht gut tun, warnte Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler.

Dieser Trend hat eine neue Gruppe geschaffen. Nach Vegetariern, Veganern, Flexitariern (essen nur manchmal Fleisch, Anm.), Foodies (Gourmets, Anm.), Locavores (essen verstärkt regionale Produkte, Anm.) und Gutessern hat sich in letzter Zeit die Gruppe der "Free Froms" ("Frei von") herauskristallisiert. Sie verzichten auf Inhaltsstoffe wie Gluten, Fruktose oder u.a. auch Laktose, um Darmprobleme zu vermeiden.