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Skandal: Sprachschule wirbt mit Neonazi-Witz

Über die Sprachschule Berlitz bricht ein Shitstorm herein: Sie wirbt mit Übersetzungen, die von Neonazis benutzt werden.

Heute Redaktion
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Diese Werbung steht in der Kritik.
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Bild: Screenshot

Die Werbung der Sprachschule läuft in Österreich und der Schweiz. Die Kampagne zeigt einen Mann, der laut "Standard" einer jüdischen Karikatur nachempfunden ist. Darunter steht die englische Übersetzung des deutschen Satzes: "Das Leben in vollen Zügen genießen", "Enjoy life in full trains".

Eigentlich will die Sprachschule darauf hinweisen, dass Phrasen oft in direkter Übersetzung eine andere Bedeutung bekommen.

In diesem Fall wird die Werbung aber als "klar antisemitisch und menschenverachtend", wie Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) dem "Standard" erklärte. Der "Witz" von "vollen Zügen" kursiere seit Jahren unter Neonazis. "Skandal der ersten Klasse", sagt Peham dazu, dass der Nonazi-Witz als Werbung benutzt wird. Gemeint ist die Deportation Tausender Juden und Gefangener per Zug in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Nationalsozialismus.

Berlitz-Geschäftsführer Heino Sieberath bedauert laut Bericht die Werbekampagne, es sei zu "einer Verwirrung" gekommen. "Genieße das Leben in vollen Züge" spiele nicht auf den Nationalsozialismus an, und er sehe am Plakat "in dem typisch österreichischen Landsmann nicht unbedingt einen jüdischen Mitbürger." Vielmehr würden sich manche Kritiker "die Perspektiven zurechtbiegen, wie sie es gerne hätten".

Auch vom Warda Network gibt es eine Stellungnahme: "Warda Network hat gemeinsam mit Berlitz im März 2017 eine länderübergreifende Recherche über die häufigsten 'False Friends' betrieben. Diese Recherche hat ergeben, dass Phrasen wie 'I am hot', 'there is not the fire on the lake' sowie 'enjoy life in full trains' zu den klassischsten Fehlern beim Erlernen des Englischen zählen. Diese Phrasen wurden in spielerische Sujets übernommen und mit dem Spruch 'Sprachen richtig lernen – nur bei Berlitz' ergänzt. 'Das von uns verwendete Gesicht zur Kampagne entstammt einer Online-Bilddatenbank und soll keineswegs den vermeintlichen Stereotypen eines Juden darstellen – die selbe Person findet man auch als Feuerwehrmann und als schwitzenden Touristen in der Wüste, wir haben in anderen Eigenprojekten schon mehrfach unsere Meinung zu Antisemitismus, Rassismus und menschenverachtendem Gedankengut gezeigt, siehe http://goo.gl/6oCTrD"", so Eugen Prosquill, Geschäftsführer von Warda Network. "Der Vorwurf, auf die Deportationen im zweiten Weltkrieg oder auf sonstige Parallelen zum Antisemitismus anzuspielen, empfinden wir als fehl am Platz. Berlitz steht für Brücken bauen durch Sprache und dafür wird geworben." (red)