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Skandalvideo: Soldaten urinierten auf Leichen
Nach der Veröffentlichung eines Videos mit Bildern von auf Leichen von Afghanen urinierenden US-Soldaten hat das US-Marinekorps Ermittlungen aufgenommen.
Die Herkunft und Echtheit des im Internet verbreiteten Amateurvideos seien noch ungeklärt, erklärte die US-Elitetruppe. Derartige Taten stünden jedoch nicht im Einklang mit den Werten der Marine-Infanterie. In dem Video, das offenbar bei einem Einsatz in Afghanistan aufgenommen wurde, sind vier Männer in US-Uniform zu sehen, die auf drei blutverschmierte Leichen urinieren.
Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, die Aufnahmen hätten ihm "den Magen umgedreht". Egal unter welchen Umständen das Video entstanden und wer die Personen darin seien, handle es sich um ein "abstoßendes, monströses und inakzeptables Verhalten für jede Person in Uniform".
Könnte Verhandlungen behindern
Das Video könnte die Bemühungen um einen Friedenspakt am Hindukusch behindern. Ein Vertreter des Hohen Friedensrates, der mit Verhandlungen mit den Taliban betraut ist, erklärte am Donnerstag, wegen derartiger Aufnahmen könnten die Taliban leicht junge Menschen für sich gewinnen. "Solche Taten haben einen sehr, sehr schlechten Einfluss auf die Friedensbemühungen", sagte Arsala Rahmani.
Ein Sprecher der Taliban in Afghanistan erklärte dagegen: "Das ist kein politischer Vorgang." Das Video werde die Gespräche oder den geplanten Gefangenenaustausch nicht beeinflussen. Die Taliban betonen aber, dass eine Teilnahme an Friedensgesprächen nicht die Aufgabe des bewaffneten Kampfes oder die Anerkennung der afghanischen Zentralregierung bedeutet.
Langwieriger Friedensprozess
In Afghanistan sind derzeit rund 20.000 Marines stationiert, die meisten in den Regionen Kandahar im Süden und Helmand im Südwesten. Nach einem mehr als zehnjährigen Krieg versuchen die USA und die afghanische Regierung, mit den Taliban Frieden zu schließen. So wollen die Taliban im Golfstaat Katar ein Verbindungsbüro eröffnen. Der Unterhändler von US-Präsident Barack Obama soll am Wochenende in die Region reisen und unter anderen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai und Vertretern der Türkei, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sprechen.
(APA/ red)