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Snowden hat Flughafen nach 39 Tagen verlassen

Heute Redaktion
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Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat den Moskauer Flughafen Scheremetjewo verlassen. Das meldeten mehrere Agenturen am Donnerstag unter Berufung auf Flughafenmitarbeiter und den Anwalt des 30-Jährigen. Der von den USA per Haftbefehl gesuchte Snowden hat seit Anfang Juni massive Überwachungsprogramme des US-Geheimdienstes NSA enthüllt. Er hat in Russland vorläufiges Asyl erhalten.

Der frühere enthüllt. Er hat in Russland vorläufiges Asyl erhalten.

Stolz hält der kremlnahe Jurist Anatoli Kutscherena die russischen Aufenthaltspapiere des US-Bürgers Snowden in die Kameras des Moskauer Staatsfernsehens: die Nummer 0011330, gültig vom 31.7.2013 bis 31.7.2014. Aus "humanitären Gründen" gewähre Russland dem 30-Jährigen vorläufiges Asyl, betont Kutscherena. Menschenrechtler loben die Asylentscheidung der russischen Migrationsbehörde, betonen aber auch, dass Snowdens Schicksal damit nicht entschieden sei.

Das Hauptproblem eines dauerhaften politischen Asyls für den "Whistleblower" in einem Land sei weiter ungelöst, meint der Menschenrechtsbeauftragte beim Kreml, Michail Fedotow. Denn hier handele es sich um eine "humanitäre Hilfe", Snowden aus seiner Hängepartie vom Flughafen zu befreien.

Snowden verließ Flughafen und ist an geheimen Ort

Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat in Russland vorläufiges Asyl für ein Jahr erhalten. Snowden habe nach mehr als fünf Wochen die Transitzone des Moskauer Flughafens Scheremetjewo verlassen, hieß es. Wo sich der 30-Jährige nun aufhält, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

Snowden bleibt vorerst in Russland

Nun will Snowden nach Verlassen des Flughafens seinem Anwalt zufolge vorerst in Russland bleiben. "Er hat derzeit nicht die Absicht, nach Lateinamerika zu fliegen", sagte Snowdens russischer Anwalt Anatoli Kutscherena am Donnerstag der Agentur ITAR-TASS zufolge. Als wohl erster US-Asylant in Russland kann sich der US-Geheimdienstenthüller Snowden nun frei im Land bewegen.

Venezuela, Ecuador und Bolivien hatten dem US-Bürger Snowden Zuflucht angeboten. Der 30-Jährige habe ihm gegenüber angedeutet, dass irgendwann sein nächstes Reiseziel in Europa liegen könnte, sagte Kutscherena. "Die Entscheidung trifft allein er. Zunächst wird er sich auf russischem Gebiet aufhalten."

Snowden hielt sich seit dem 23. Juni auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo auf. Die USA hatten seine Reisedokumente für ungültig erklärt. Der IT-Spezialist hat mit der Enthüllung geheimer Spähprogramme der USA und weiterer Länder zur Überwachung der weltweiten Internet- und Telefonkommunikation international für Aufsehen gesorgt. Er floh zunächst nach Hongkong und dann nach Russland. Die US-Regierung hat mehrfach erfolglos seine Auslieferung gefordert.

Snowdens Vater . "Ich denke, dass Russland fest entschlossen und in der Lage ist, meinen Sohn zu beschützen", sagte Lon Snowden dem Fernsehsender Rossia 24. "Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich in Russland bleiben."

Lesen Sie weiter: Die spektakuläre Flucht von Edward Snowden Seine Enthüllungen über große Überwachungs- und Ausspähprogramme des US-Geheimdienstes NSA sorgen weltweit für Aufsehen. Mittlerweile ist der IT-Experte und frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden seit Wochen auf der Flucht. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse:

   5./6. Juni 2013: Nach Zeitungsberichten in den USA und Großbritannien zapft die US-Regierung die Rechner von Internet-Firmen an, um sich Zugang zu Videos, Fotos, E-Mails und Kontaktdaten zu verschaffen. Das geheime Spionageprogramm "PRISM" besteht demnach seit 2007.

   9. Juni: Snowden offenbart sich im britischen "Guardian" als Quelle der Enthüllungen. Er ist rund drei Wochen zuvor mit geheimen Dokumenten von Hawaii nach Hongkong geflohen und hofft nun auf Asyl.

   21. Juni: Unter Berufung auf Gerichte heißt es in US-Medien, die USA hätten Anklage gegen Snowden wegen Spionage und Diebstahls erhoben. Der "Guardian" berichtet, der britische Geheimdienst GCHQ überwache Telefone und Internet weltweit in ungeahntem Ausmaß.

   23. Juni: Snowden landet aus Hongkong kommend auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo. Ecuadors Außenminister teilt mit, Snowden habe in dem Land Asyl beantragt.

   25. Juni: Der russische Präsident Wladimir Putin bestätigt, dass sich Snowden als Transitpassagier auf dem Flughafen Scheremetjewo aufhält. Eine Auslieferung drohe ihm nicht.

   26. Juni: Der 30-Jährige hat nach der Annullierung seiner Dokumente durch die USA keinen gültigen Pass mehr, wie der Flughafen mitteilt.

   1. Juli: Putin bietet Snowden Asyl in Russland an, der ein entsprechendes Gesuch stellt.

   2. Juli: Snowden zieht seinen Asylantrag in Russland zurück. Er wollte nach Angaben des Kremls nicht auf die Bedingung Putins eingehen, den USA nicht weiter zu schaden.

   5./6. Juli: Venezuela, Nicaragua und Bolivien bieten Snowden Asyl an.

   8. Juli: Snowden habe in Venezuela offiziell einen Asylantrag gestellt, bestätigt Staatschef Nicolas Maduro.

   16. Juli: Nach wochenlangem Verwirrspiel hat Snowden vorläufiges Asyl in Russland beantragt. Das bestätigt die russische Migrationsbehörde. Der Antrag werde im Verlauf von maximal drei Monaten bearbeitet.

   24. Juli: Sein Mandant bleibe vorerst in der Transitzone, erklärt Snowdens Anwalt Anatoli Kutscherena. Die Dokumente, um den Flughafen verlassen zu dürfen, lägen noch nicht vor. Zuvor hat Kutscherena selbst mitgeteilt, er überbringe Snowden die notwendigen Papiere.

   26. Juli: Sollte Snowden ausgeliefert werden, bleibe ihm die Todesstrafe erspart, hat Washington per Brief zugesichert. Moskau betont erneut, eine Auslieferung komme nicht infrage.

   1. August: Snowden erhält seinem Anwalt zufolge vorläufiges Asyl in Russland und verlässt den Flughafen.