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So drohte das letzte TV-Duell um die Hofburg zu eska...

Heute Redaktion
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Am Donnerstagabend ging das letzte TV-Duell der Hofburg-Kandidaten im ORF über die Bühne. Norbert Hofer traf noch einmal auf Alexander Van der Bellen. Die Sendung hatte zwar einen versöhnlichen Abschluss, zwischenzeitlich drohte das Duelle aber zu eskalieren. Im Schlagabtausch fühlte sich Hofer von ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher wegen eines Vorfalls in Israel der Lüge bezichtigt. Recherchen von "HEUTE" zeigen: Beide haben nur teilweise recht.

Am Donnerstagabend ging das letzte TV-Duell im ORF über die Bühne. Norbert Hofer traf noch einmal auf Alexander Van der Bellen. Die Sendung hatte zwar einen versöhnlichen Abschluss, zwischenzeitlich drohte das Duelle aber zu eskalieren. Im Schlagabtausch fühlte sich Hofer von ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher wegen eines Vorfalls in Israel der Lüge bezichtigt. Recherchen von "HEUTE" zeigen: Beide haben nur teilweise recht.

Es war das Thema EU und die Auslandsreisen des nächsten möglichen Präsidenten, die das Feuer in der TV-Diskussion entfachte. Während Hofer seinen Wunsch nach einer ersten Dienstreise in die Schweiz äußerte, brachte er selbst seinen Israel-Besuch vor wenigen Wochen ins Spiel. Moderatorin Thurnher spielte daraufhin auf eine Aussage Hofers an, er sei in einen "Terroranschlag" geraten. Eine Frau habe auf Betende schießen und Granaten zünden wollen und sei dabei erschossen worden.

Allerdings: Auf Nachfrage des ORF erklärte die israelische Polizei, wie auch anderen Medien, dass ein solcher Vorfall nicht bekannt sei. Hofer musste um Fassung ringen, erklärte, dass er schon erwartet hätte, dass dies bezweifelt werde und dass er "Fotos davon" mit dabei hätte. "Da hört sich bei mir das Verständnis auf. Wenn mir vorgeworfen wird, ich hätte die Unwahrheit gesagt, dann werde ich mich dagegen wehren." Mehrmals versuchte er, dem ORF zu unterstellen, "nach etwas zu graben", das ihn schlecht darstellen würde.

Fehlerhafte Recherche

In der anschließenden ZIB2 mit Armin Wolf ließen sich die Positionen doch wieder etwas annähern: Beide Seiten dieses kleinen Streits dürften nicht ganz richtig gelegen sein. In der Sendung gab Wolf zu: Es habe zwar keinen Terroranschlag an diesem Tag in Israel gegeben, aber tatsächlich wurde auf eine Frau geschossen. Diese wurde jedoch nicht "erschossen", wie Hofer gesagt hatte und trug auch keine Waffen bei sich.

Hier das Video, um das es geht:
Fazit: Hofers Version von "Terroranschlag", Handgranaten und Maschinengewehren stimmt nicht ganz. Der ORF fragte die israelische Polizei explizit nach so einem terroristischen Anschlag und bekam eine irreführende Antwort.

"Wer sonst, der Hustinettenbär?"

"Das ist ein großes Foul von Ihnen", schloss Hofer seine Kritik zu Thurnher - er fühlte sich der Lüge bezichtigt. Zur Auskunft der Polizei attestierte er, dass das "die Unabhängigkeit des ORF" zeige. Bereits wenige Minuten zuvor hatte ihn sein Gegenüber Van der Bellen in eine Zwickmühle zu bringen versucht. Während Hofer nämlich in der Sendung beteuerte, dass er die Regierung an ihrer Arbeit prüfen und nicht sofort absetzen werde, ging bei den Freiheitlichen gleichzeitig eine Abstimmung über eine Neuwahl über die Bühne, der Hofer auch zustimmen wolle. Er agiere in der Sendung nicht gegen FPÖ-Linie, so Hofer.

Das war es auch, was Van der Bellen an der Überparteilichkeit Hofers als Präsident zweifeln ließ. Laut Van der Bellen gibt es "einen schriftlichen Beweis", dass Hofer erklärt habe, auch als Präsident die freiheitliche Politik "auf Punkt und Komma" umzusetzen. Hofer will jedoch gesagt haben, dass er in seiner Funktion "überparteilich agiere", aber als Person ein Freiheitlicher sei. Das versuche man nun, gegen ihn zu verwenden. Auf Thurnhers frage, ob Hofer entscheide, ob die Regierung gut arbeite oder nicht, reagierte er bissig: "Wer sonst, der Hustinettenbär?"
Strache "empört"

"Es ist zutiefst empörend, dass der ORF nun versucht, Norbert Hofers persönliches Erlebnis mit einer mutmaßlichen Terroristin bzw. verdächtigen Person in Jerusalem, die von der Polizei angeschossen wurde, als unwahr darzustellen", mischte sich FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache am Freitag via Aussendung in das Thema ein.

Bundesheer abschaffen? "Eine Ente!"

Doch auch umgekehrt versuchte Hofer, Van der Bellen in Erklärungsnot zu bringen. Er habe als Grünen-Chef die Abschaffung des Bundesheeres gefordert, so der freiheitliche Kandidat zu seinem Gegenüber, der nun das Heer verteidigte. "Da sind Sie einer Ente aufgesessen", antwortete Van der Bellen. Er habe dies zwar gefordert, allerdings sei dies "als junger Student im 68er-Jahr" gewesen. Bei Hofers Retorukutsche der Überparteilichkeit gestand Van der Bellen ein, dass seine Werbung auf der Homepage der Grünen "ein bisschen zu viel" gewesen sei. Sein 4.000 Personen-Unterstützungskomitee zeige aber, dass er so überparteilich sei, "wie es überparteilicher nicht mehr geht".

Garniert war die Diskussion dann von weiteren Verbalzusammenstößen zwischen Thurnher und Hofer. Der Freiheitliche attestierte der Moderatorin, "etwas gegen Bierzelte" zu haben, als sie auf seine Auftritte in denselben zu reden kam und versicherte, Thurnher werde es nicht schaffen, ihm vorzuwerfen, dass er seine Meinung ändere. Thurnher wiederum stichelte, dass Hofer bei seinen Wahlversprechen, er sei "der Einzige", der sich um Sicherheit, die Bürger und weitere Punkte kümmere, "bei der Wahrheit bleiben" sollte. Van der Bellen verwies darauf, dass der Bundespräsident auf Vorschlag der Bundesregierung tätig wird, und nicht, wie es Hofer zu suggerieren versuche, "der Bundesregierung vorschreibt, was zu tun ist".

Abseits gab es Altbekanntes

Wenig Neues brachten neben den Verbalattacken die Inhalte der Kandidaten, die sie wie in den letzten Duellen wiederholten. In den letzten zehn Minutend er Sendung entspannte sich das Duell dann aber doch und bei den Kurzantworten zum Rollenverständnis von Hofer und Van der Bellen gab es erstmals sogar so etwas wie eine freundlschaftliche Atmosphäre zwischen den zuvor erbitterten Gegnern.

Was die Kandidaten am Ende loswerden wollten? Van der Bellen will mehr Mitarbeiter in der Präsidentschaftskanzlei, Hofer denkt an einen Abbau. Beide wollen die neun Landesregierungen, die Größe des Nationalrats und Kreuze in der Schule beibehalten und eine Regierung ohne Frauen nicht angeloben. Apropos geloben: Van der Bellen würde nicht mit "so wahr mir Gott helfe" geloben, Hofer, der aus der katholischen Kirche ausgetreten war, schon.

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