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So entscheiden Ärzte, wen sie als erstes behandeln

Heute Redaktion
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In besonders hart von Corona getroffenen Gebieten ist es traurige Realität: Ärzte müssen entscheiden, wen sie behandeln und wen sie womöglich sterben lassen.

Es ist das Horrorszenario, das die österreichische Regierung mit den rigorosen Lockdown-Maßnahmen und der zögerlichen Rückkehr zur Normalität verhindern will: Dass unsere Spitäler überlastet sind, dass es nicht mehr genug Ressourcen gibt, um alle Coronapatienten zu behandeln.

Entscheidung über Leben und Tod

Denn in Italien ist es bereits dazu gekommen: Weil - unter anderem - zu wenig Beatmungsgeräte für alle zur Verfügung standen, mussten Ärzte die schwere Entscheidung treffen, wer leer ausgeht und dadurch womöglich nicht überlebt.

Ärzte gehen hier - nicht nur in Coronazeiten - nach einem fixen Schema vor. Das Konzept heißt "Triage" und stellt Regeln auf, nach denen in Situationen mit besonders vielen Verletzten vorzugehen ist. Wie funktioniert das?

Aus dem Militär

Der Begriff Triage kommt aus der Militärmedizin. Man wendet eine Triage beispielsweise bei einem Massenunfall an, um entscheiden zu können, wie die vorhandenen medizinischen Ressourcen am besten aufgeteilt werden sollen. Wer wird zuerst behandelt? Wer kann wie lange auf Hilfe warten? Und - ethisch besonders schwierig - bei wem besteht ohnehin keine Hoffnung mehr?

Das Rote Kreuz skizziert das Vorgehen bei einem Großunfall beispielsweise so: Vor Ort wird ein sogenannter Triageraum eingerichtet, dort kommen die Verletzten an und werden von einem Arzt begutachtet. Innerhalb von ein bis maximal drei Minuten pro Patient muss er feststellen, welche Hilfe nötig ist: Sofortbehandlung, dringende Behandlung, spätere (ambulante) Behandlung oder eine betreuende (abwartende) Behandlung.

Auswahl mit System

In Österreich wird auch mit "Sichtungskategorien" gearbeitet, die sich aus dem "Manchester Triage System" entwickelt haben. Es stammt aus England und teilt in Dringlichkeitsstufen ein.

Im Falle von Corona

Diese Sichtungskategorien sind für Einteilungen außerhalb des Krankenhauses ausgelegt. Für Notaufnahmen sind die Systeme in abgewandelter Form im Einsatz - auch hier muss im Falle des Falles entschieden werden, wer am dringendsten behandelt werden muss.

Wie wird also bei einem schweren Coronafall entschieden werden, wer noch beatmet wird und wer nicht?

In anderen Ländern entschied man aufgrund des Alters. Das lehnt die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie (Ögari) ab. Dies wäre nach dem verfassungsrechtlichen Diskriminierungsverbot nicht möglich, weil so ältere Menschen "weniger wert" wären als jüngere.

Die genauen Kriterien sind nicht bekannt, orientieren sich aber wohl an der Überlebenswahrscheinlichkeit des Einzelnen. "Letztlich muss es immer eine Individualentscheidung sein", sagt Wolfgang Schreiber, Oberarzt am Institut für Notfallmedizin des Wiener AKH zur "Presse". Da spielt dann das Alter indirekt doch eine Rolle: Vorerkrankungen und ein schwächeres Immunsystem werden mit fortschreitenden Lebensjahren wahrscheinlicher.

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