Politik

"Ich war Drogendealer, dann kam Jesus zu mir"

Heute Redaktion
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Gott ist überall. Sein Bodenpersonal auch. "Heute" sprach mit dem Kurz-Prediger aus Australien, der ein Massen-Gebet für den Ex-Bundeskanzler sprach.

Können wir uns zum Interview treffen? Die Antwort langt 2.39 Uhr ein, fällt göttlich knapp aus: "Bin dabei." Und tatsächlich: Montagmittag erscheint er auf der Hotelterrasse, direkt an der Donau gelegen.

Der 36-jährige Australier trägt ein blassrosa T-Shirt, Tom-Ford-Shades, Sneakers. Sein Händedruck ist sanft. Am Ringfinger hat er das Wort "Jesus" tätowiert.

"Segen nicht geplant"

Ob er, der evangelikale Pastor, die segensreiche Berichterstattung gesehen hat? "Selbstverständlich. Ich freue mich immer über gute Presse", sagt Ben. Und Wien, ja Wien mag er überhaupt: "Es war die erste Stadt in Übersee, die ich vor sieben Jahren bereist habe. Ich habe mich sofort verliebt. Die Menschen hier sind sehr leidenschaftlich."

Wie auch das Gebet für Kurz: "Vater wir danken dir so sehr für diesen Mann. Die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Und das Herz – für dein Volk …"

Ausgemachte Sache, unkten Kritiker. Was Pater Ben ärgert: "Mir tut das leid für Sebastian Kurz, den wir bereits vor sechs Monaten als Kanzler eingeladen hatten. Der Segen war nicht geplant – wie auch seine steife Reaktion gezeigt hat."

Bereut es nicht

Ob er die Sache nachträglich bedenklich sieht? "Gar nicht. Ich bin der Meinung, dass man Politiker nicht nur kritisieren, sondern auch für sie beten soll. Ich tue das auch nicht nur für Sebastian Kurz, sondern für jeden anderen, der das wünscht."

Gesagt, getan. Fitzgerald legt dem bittenden "Heute"-Reporter die "Hand Gottes" auf. Fühlt sich besonders an. Noch besser dann, als er mir eine Weltreise in Aussicht stellt. Auch Fitzgeralds Trip zum Herrn war ein weiter: Erst 2002, als es ihm sehr schlecht ging, hat Gott ihn (oder er Gott) gefunden.

Die Reise zu Jesus

"Ich saß im Wohnzimmer. Mein Vater hatte sich das Leben genommen, ich war Drogendealer. Dann kam Jesus, sprach zu mir. Ich antwortete, musste weinen – und war danach ein völlig neuer Mensch."

Ob er nach wie vor täglich mit Jesus in Austausch tritt? "Ja." Als Allererstes in der Früh? "Manchmal checke ich mein Instagram vorher", lacht er. Bei seinen "Awakening Europe"-Events (Tickets kosteten 10 Euro für vier Tage) will er andere auf kurzem Weg zu Gott führen. Nicht immer ganz freiwillig.

Reaktionen auf die Kurz-Segnung

"Sektenähnlich" bis "Arschtritt". Die Reaktionen auf das "Segensgebet" für Kurz fielen mehrheitlich sehr kritisch aus:

VP-Chef Kurz

"Ich war auch etwas überrascht."

FP-General Hafenecker

"Mit diesem sektenähnlichen Verhalten wurde eine klare Grenze überschritten."

Ex-Neos-Chef Strolz

"Als kritischer Katholik am Rande der Kirche habe ich einen Arschtritt bekommen."

Diakonie-Direktorin Moser

"Die Kirchen sollten sich hüten, sich vor den parteipolitischen Karren spannen zu lassen."

Caritas-Präsident Landau

Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: "Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu … Von Stadthalle steht da nichts."

Kardinal Schönborns Sprecher Michael Prüller

"Ganz klar ist mir die Kritik nicht. Wir sind als Christen aufgefordert, für Politiker zu beten."

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