Ukraine

So gefährdet der Ukraine-Krieg die globale Ernährung

Ukraine und Russland liefern ein Viertel der globalen Weizenexporte. Der Krieg gefährdet die weltweite Versorgung und könnte zu Hungersnöten führen.

Heute Redaktion
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Ein Weizenfeld in der ostukrainischen Region Lugansk.
Ein Weizenfeld in der ostukrainischen Region Lugansk.
Alexander Reka / Tass / picturedesk.com

Jedes zweite Getreidekorn, das Nordafrika und den mittleren Osten ernährt, stammt aus Russland und der Ukraine: Die beiden Länder liefern zusammen ein Viertel der globalen Weizenexporte. Zudem liefert die Ukraine allein die Hälfte des weltweit gehandelten Sonnenblumenöls.

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Der Ukraine-Krieg gefährdet laut einer Mitteilung der deutschen Verbraucherschutzorganisation Foodwatch jetzt die globale Versorgung mit Nahrungsmitteln "Zerstörte Bahnlinien und verminte Häfen werden diese Exporte erstmal blockieren", heißt es weiter.

Aussaat durch Kämpfe in Gefahr

Die Sanktionen gegen das russische Finanzsystem haben zudem dazu geführt, dass die weltweit größten Containerschiffsbetreiber, Maersk und Mediterranean Shipping Company, Lieferungen von und zu russischen Häfen vorübergehend einstellen. Das bedroht die Versorgungssicherheit in vielen Afrikanischen Ländern.

Kunstdünger aus Russland
Russland produziert einen Großteil des synthetischen Düngers weltweit. So liefert Russland etwa 15 Prozent des weltweiten stickstoffhaltigen Düngemittels und 17 Prozent des weltweiten Kaliumdüngemittels. Einzelne afrikanische Staaten wie der Tschad, Niger oder die Zentralafrikanische Republik beziehen laut Foodwatch sogar mehr als 90 Prozent ihres Kunstdüngers von Russland.

Die Kämpfe in der Ukraine bringen auch die bevorstehende Aussaat in Gefahr. Hohe Energiekosten und Dürren haben die Preise für Nahrungsmittel bereits in die Höhe getrieben. Durch den Ukraine-Krieg dürften sie nun weiter steigen – der Weizenpreis voraussichtlich um bis zu 30 Prozent, sagt Foodwatch.

Getreidepreise explodieren

Dabei könnte Kanada die wegfallenden Weizenlieferungen teilweise füllen. Doch das klappt dieses Jahr nicht: Etwa 40 Prozent der Getreideernte aus dem Westen des Landes fallen aufgrund großer Trockenheit im letzten Jahr aus, wie "Bloomberg" schreibt.

Der Weizenpreis ist darum bereits so hoch, wie seit 14 Jahren nicht mehr. So hat eine Tonne an der europäischen Getreidebörse in Paris zeitweise 380 Euro gekostet – im August 2021 waren es noch rund 200 Euro gewesen. Österreich ist davon aber nur teilweise betroffen. Als Weizenlieferant spielt die Ukraine hierzulande keine allzu große Rolle. Neben Ölsaaten und Soja werden vor allem Nüsse und Apfelsaftkonzentrat importiert.

Tierfutter könnte knapp werden

Ein großer Teil des in Österreich zu Nahrung verarbeiteten Weizens wird im Inland produziert. Schwieriger sieht es bei Futtermitteln für Tiere aus. Obwohl die heimische Sojaproduktion ausgeweitet wurde, ist man weiterhin stark abhängig von Importen aus dem Ausland. Eine Steigerung von Tierfutter ist also absehbar. Mit Auswirkungen auf die Verbraucherpreise.

Während die Lieferengpässe von Weizen die Menschen in Österreich nur indirekt betreffen, bedroht der Ukraine-Krieg die Nahrungsversorgung in Afrika und Asien. Die Folgen sind laut Foodwatch mehr Mangelernährung und mehr Hunger.

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    Olga floh gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Tochter aus Odessa nach Wien.
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