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So gehen Sie mit dem Herzschmerz richtig um

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Jeden erwischt es zumindest einmal im Leben: Liebeskummer. Dieser Ausnahmezustand des Herzens geht an niemandem spurlos vorbei. Manche wachsen, andere zerbrechen daran, aber jeder leidet. Birgit Maurer betreibt seit fünf Jahren eine Liebeskummer-Praxis in Wien und räumt auf mit Mythen, Klischees und Tabus.

Jeden erwischt es zumindest einmal im Leben: Liebeskummer. Dieser Ausnahmezustand des Herzens geht an niemandem spurlos vorbei. Manche wachsen daran, andere zerbrechen, aber jeder leidet. Birgit Maurer betreibt seit fünf Jahren eine Liebeskummer-Praxis in Wien und räumt auf mit Mythen, Klischees und Tabus.

"Stell dich nicht so an, du bist ja nicht mehr 15 Jahre alt", diese und ähnliche Antworten bekommen die Kunden von Birgit Maurer oft zu hören. Liebeskummer ist nach wie vor ein Tabuthema in der Gesellschaft. Viele, die dadurch im täglichen Leben Probleme haben, scheuen sich darüber zu reden.

Liebeskummer hat viele Gründe

Die bei weitem häufigste Ursache für Liebeskummer ist ein Beziehungsende, so die Erfahrung von Birgit Maurer. Auch vom Partner betrogen zu werden, stürzt viele in die emotionale Krise. Allerdings gibt es auch einige überraschende Gründe. "Oft kommen Menschen in meine Praxis und sagen: 'Ich habe meinen Partner betrogen und fühle mich schrecklich, was soll ich tun?'", erzählt Maurer. Manchmal nehmen auch Paare, die sich einvernehmlich trennen wollen, ihre Hilfe in Anspruch.

Der erste ist der heftigste

Die Heftigkeit des Liebeskummers hat auch nichts mit der Länge der Beziehung zu tun. "Der Herzschmerz bei der ersten großen Liebe ist für gewöhnlich der heftigste", meint die Expertin. Das Ende einer einjährigen Beziehung kann mehr emotionalen Schmerz verursachen als eine Trennung nach 20 Jahren Ehe.

"Es geht ja nicht darum, wie lange man zusammen war, sondern wie lange davon man auch wirklich glücklich war", erklärt Maurer. Auch müsse man sich in so einer Situation außerdem fragen: Hänge ich am Partner selbst oder vielmehr an einer Situation oder einem Traum, der mit der Beziehung verknüpft ist?

Die alten Mythen

Frustsaufen oder Schokolade, so sehen laut Klischee die gängigen Hilfsmittel für Herzschmerz aus. Die Expertin hält davon freilich wenig. "Jeder geht anders mit emotionalem Schmerz um. Es gibt keine Pauschalrezepte", so Maurer. Auch das Giftspucken gegen den Ex-Partner sieht sie nur als vorübergehende Linderung. "Manche brauchen das anfangs, dass sie ihren Gefühlen Luft machen", sagt Maurer, allerdings mache "die Dosis das Gift". Wer die Sache nicht richtig aufarbeitet, der schleppt seine negativen Emotionen weiter mit sich herum und leidet letztendlich auch weiter darunter.

Wie Sie mit Liebeskummer richtig umgehen erfahren Sie auf Seite 2!

Jeden erwischt es zumindest einmal im Leben: Liebeskummer. Dieser Ausnahmezustand des Herzens geht an niemandem spurlos vorbei. Manche wachsen daran, andere zerbrechen, aber jeder leidet. Birgit Maurer betreibt seit fünf Jahren eine Liebeskummer-Praxis in Wien und räumt auf mit Mythen, Klischees und Tabus.

Jeder geht auf seine Weise mit dem Herzschmerz um, es gibt daher kein perfektes Liebeskummer-Rezept, sagt Maurer. Bei der Verarbeitung gilt es allerdings vier grundlegende Etappen zu meistern.

1. Stabilisierung

Zuerst gilt es, den unmittelbaren emotionalen Stress und den Schmerz zu verarbeiten. Jeder macht dies anders. "Wer normalerweise Stress beim Laufen abbaut, sollte laufen gehen. Wer sich bei Freunden ausweint, sollte das tun", rät die Expertin. Das klingt zwar im ersten Moment banal. Aber in einer emotionalen Ausnahmesituation wie Liebeskummer, setzen wir meist gerade mit diesen gewohnten Mechanismen aus, erklärt Maurer. So wird man oft vom Schmerz übermannt und gelähmt.

2. Entlastung

Ist der erste Schock verarbeitet, wartet in der Regel schon die nächste große Herausforderung: das Funktionieren im Alltag. Äußere Belastungen wie das Arbeitsleben oder andere Verpflichtungen können schnell zuviel werden und überfordern. Ablenkung ist keine Aufarbeitung. Gefühle, die für den Moment verdrängt werden, kommen wieder.

3. Klärung

Zu einer Beziehung gehören zwei, zu einem Beziehungsende auch. Nach der ersten emotionalen Bewältigung kommt die Aufarbeitung. "Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern darum, einen klaren Blick auf die Partnerschaft zu erlangen", erklärt Maurer. Dabei gelte es, im Gespräch mit dem Ex-Partner Rede und Antwort zu stehen: Was hat funktionert, was nicht? Schmerzt mich der Verlust der Person oder einer Vorstellung, die an die Beziehung geknüpft wurde? "So eine Ausprache ist auch ein wichtiges Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung."

4. Neuorientierung

Zuletzt geht es darum, die vergangene Partnerschaft und die damit verbundenen Gefühle loszulassen. Oft erkennen ihre Kunden: "Im Kopf ist mir eh alles klar, aber im Herzen ist die Erkenntnis noch nicht angekommen", erzählt Maurer. Beim Liebeskummer wechseln sich Hass und Sehnsucht ab. Diese Emotionen gilt es loszulassen und aufzuarbeiten. "Wer an negativen Gefühlen festhält, der verhärtet", weiß Maurer. Nur wer seinen Kummer auch emotional verarbeitet, dessen Augen öffnen sich für Neues.