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So krank kann gesunde Ernährung machen

Autor Nils Binnberg hat selbst erlebt, wie aus gesunder Ernährung eine Essstörung werden kann und schildert in seinem Buch seine Erfahrung.

Heute Redaktion
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Laut Schätzungen des Gesundheitsministeriums erkranken in Österreich ca. 200.000 Menschen zumindest einmal im Leben an einer Essstörung. Low Carb, Low Fat, Intervallfasten, Rohkost oder mediterran - die Möglichkeiten einer gesunden Ernährungsweise können überfordernd sein. Die Ernährungswissenschaft ist der wohl widersprüchlichste Zweig innerhalb der Wissenschaften. Wird der Drang nach dem, was gesund erscheint, zu groß, kann sich aus dem Wunsch nach gesunder Ernährung schnell eine krankhafte entwickeln.



Ernährungslehren sind moderne Märchen

Unter dem Begriff der Orthorexie versteht man eine Essstörung, bei der die krankhafte Beschäftigung mit der Qualität von Lebensmitteln im Zentrum steht, die negative psychische oder körperliche Folgen haben kann.

Der Verzicht auf Zucker, Weizen und verarbeitete Lebensmittel kann, wie Journalist und Autor Nils Binnberg in seinem Buch "Ich habe es satt: Wie uns Ernährungs-Gurus krank machen" (suhrkamp) beschreibt, in eine zwanghafte Essstörung ausufern, wenn man versucht unzähligen Ernährungslehren gleichzeitig zu folgen und fast alles vom Speiseplan streicht. Über die Erfahrungen mit der Krankheit und dem Umgang mit Ernährungslehren als neue Ersatzreligion spricht der Autor demnächst im Heute-Interview.

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Auseinandersetzung mit Essen wird Dauerbeschäftigung

Orthorexie meint die aus Sorge um die Gesundheit entstandene Auseinandersetzung des Betroffenen mit Essen, die krankhaft zwanghaft wird und psychische und körperliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann. "Orthorexie ist eine Krankheit, die schleichend beginnt, weil die Beschäftigung mit gesundem Essen ja erstmal etwas Positives ist. Wenn es aber darauf hinaus läuft, dass es eine Dauerbeschäftigung wird und die Gedanken nur darum kreisen, dann kann es krankhaft werden, so Diplompsychologin Maria Richter gegenüber "RTL".



Ernährung kontrolliert das ganze Leben


Bei vielen Betroffenen kontrolliert die Ernährung das ganze Leben, sogar die sozialen Aktivitäten und Kontakte. Das zwanghafte Verhalten wird durch die Präsenz der Sozialen Medien noch verstärkt. Oft ist nicht nur eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit die Folge, sondern Mangelerscheinungen treten auf. Im Rahmen einer Therapie muss Essen ohne schlechtes Gewissen erst wieder erlernt werden.

Gesunde Ernährung ist schwer in den Zusammenhang eines Krankheitsbildes zu geben, weswegen Orthorexie als Krankheit noch nicht offiziell anerkannt ist.

(GA)