Politik

So reagiert die heimische Politik auf Kerns Rücktritt

Zuerst trat er als SPÖ-Chef zurück, nun verzichtet er auch auf seine Kandidatur für den EU-Posten. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

Heute Redaktion
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"Für mich ist es ein Schlussstrich als Berufspolitiker", sagte Kern am Samstagnachmittag bei einer Pressekonferenz. Christian Kern zeiht sich gänzlich von der SPÖ und der aktiven Politik zurück. Die Gründe dafür: Zum einen seien die wichtigen Sachfragen immer wieder von der "Schlüsselloch-Perspektive" und Personalfragen überlagert worden. Zum anderen wolle er seiner Nachfolgerin an der SPÖ-Spitze, Pamela Rendi-Wagner, nicht als "andauernder Schatten" den Start erschweren und damit im Wege stehen. In diesem Sinne werde er sich auch hüten, die Politik in Zukunft "vom Muppet-Balkon aus" zu kommentieren.

Lob von VdB und SPÖ

Der endgültige Rückzug aus der Politik ruft natürlich viele Reaktionen hervor. Allen voran dankte Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem ehemaligen Bundeskanzler für seine Arbeit - auch in der Opposition. "Unsere Zusammenarbeit war immer von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt", so Van der Bellen.

Auch die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner findet lobende Worte für ihren Vorgänger. Er habe die Partei geöffnet und modernisiert. Den kompletten Rückzug aus der Politik bedauere sie, jedoch sei die Entscheidung zu respektieren.

In einer Aussendung listet Rendi-Wagner Kerns "große Verdienste" auf. So erwähnt sie beispielsweise den Mindeslohn von 1.500 Euro oder die Aktion 20.000.

Nachtrauern werde sie Christian Kern aber wohl nicht. Sie meint: "Ich möchte nun nach vorne schauen. Es ist Zeit, uns auf unsere politische Arbeit zu konzentrieren."

Kritik von Neos und FPÖ

Doch nicht alle Stimmen sind voller Lob. So gibt es auch klare Kritik von Neos-Chefin Beate-Meinl Reisinger. Sie störe es, dass Kern mit dem gängigen Klischee spielt, dass in der Politik alle "intrigante Idioten sind". Dabei spielt sie auf einen weiteren Rücktrittsgrund von Kern an. Der Ex-Kanzler nannte nämlich auch Intrigen und diverse persönliche Attacken in der Presse. Nichtsdestotrotz danke sie Kern für sein Engagement.

Harte Worte gab es von Vizekanzler Heinz-Christian Strache. Auf Facebook schreibt der FPÖ-Chef: "Auch der zweite Abgang ist dem roten Kern wahrlich nicht gut gelungen!" Zu seinem Posting fügt er einen Screenshot an, auf dem zu lesen ist, wie Kern seinen Wählern versichert, dass er bei der kommenden Europawahl die Sozialdemokratie in Europa stärken werde.

"Sich als Wähler auf die SPÖ zu verlassen, bedeutet von der SPÖ verlassen zu werden", meint Strache. Privat wünsche er ihm jedoch nur das Beste.

(slo)