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So viel Geld kostet Djokovic sein Australien-Aus

Der Fall Djokovic ist entschieden: Der Serbe darf nicht bei den Australian Open spielen. Es gibt viele Verlierer, allen voran die Weltnummer 1 selbst.

Heute Redaktion
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Novak Djokovic
Novak Djokovic
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Am 4. Jänner postete Novak Djokovic ein Bild auf Social Media. Darauf zu sehen: Ein hoffnungsvoller Djokovic vor seiner Abreise nach Australien – und jede Menge Gepäck. Er schrieb dazu: "Ich fahre mit einer Ausnahmegenehmigung nach Down Under." Mit im Gepäck war nicht nur die umstrittene Ausnahmegenehmigung, die dem Serben ein problemloses Einreisen und die Teilnahme an den Australian Open hätte ermöglichen sollen. Sondern auch jede Menge Platz.

Schließlich hätte Djokovic liebend gerne seinen 21. Grand-Slam-Pokal mit nach Hause genommen. Doch anstatt mit der "Norman Brooks Challenge Cup"-Trophäe in der Tasche, reist die Weltnummer 1 mit leeren Händen zurück nach Serbien. Die verpasste Chance, alleiniger Grand-Slam-Rekordsieger zu werden, ist allerdings nicht die einzige Konsequenz von Djokovics juristischem Tauziehen der vergangenen zehn Tage. Der Einreise-Krimi wird ihm und vielen anderen noch mehr kosten.

Fakt ist: Djokovics Chance, seinen 21. Grand-Slam-Titel einzufahren, ist vorerst vertan. Zusammen mit Roger Federer und Rafael Nadal teilt er momentan die Ehre, 20 Major-Turniersiege aufzuweisen. Mit einem Sieg heuer in Australien wäre er alleiniger Rekordhalter geworden. Nun also verpasst Djokovic seinen zehnten Melbourne-Triumph und die Frage drängt sich auf, ob er ungeimpft auch weitere wichtige Turniere verpassen wird. Auch die Folge-Ausgaben der Australian Open sind in Gefahr, zumal man gewöhnlich nach einer Abschiebung mindestens drei Jahre nicht mehr in Australien einreisen darf.

    Fans erwarteten Tennis-Star Novak Djokovic am Flughafen in Belgrad.
    Fans erwarteten Tennis-Star Novak Djokovic am Flughafen in Belgrad.
    Picturedesk

    Bei den US-Masters in Indian Wells und Miami im März sind nur geimpfte Tennis-Cracks zugelassen, genauso wie bei den US Open. Während über Wimbledons Corona-Politik nichts bekannt ist, hat Djokovic bisher einzig den French Open eine Teilnahme als Ungeimpfter zugesichert. Oder doch nicht? Am Montagmorgen verkündete die Nachrichtenagentur AFP, dass gemäß Regierungsquellen nur noch geimpfte Athleten bei Profi-Sport-Anlässen in Frankreich teilnehmen dürfen. So oder so: Die Weltnummer 1 ist hoch gefährdet. Sollten der Deutsche Alexander Zverev oder der Russe Daniil Medwedew in Melbourne gewinnen, würden sie Djokovic bereits jetzt entthronen. Bei weiteren verpassten Turnieren wäre das eine Frage der Zeit.

    Neben sportlichem Ruhm hat der Migrations-Krimi auch finanzielle Folgen für Djokovic. Ihm bleibt nicht nur ein mögliches Preisgeld der Australian Open von bis zu rund drei Millionen Euro verwehrt. Er muss auch für ungefähr eine halbe Million Euro an Gerichtskosten und Schadenersatz aufkommen. Der Multimillionär wird es verkraften können. Mehr als seine Sponsoren, die ob des Australien-Fiaskos alles andere als begeistert sein dürften. Gegen Djokovic wird mittlerweile in mehreren Ländern ermittelt. Es geht um Falschangaben im Zusammenhang mit Corona-Tests, Verstößen gegen Quarantäne-Richtlinien und unerlaubte Reisen.

    Während die Echtheit seines kontroversen Corona-Zertifikats vom 16. Dezember noch geprüft wird, steht jetzt schon fest: Djokovic steht nun weltweit als Impfskeptiker da, der es mit der Wahrheit nicht immer allzu genau nimmt. Dies wiederum macht ihn nicht gerade zum attraktivsten Werbeträger. Wie lange seine Sponsoren Lacoste, Asics, Peugeot oder die Schweizer Uhren-Marke Hublot noch zuschauen? Immerhin geht es um Deals von über 27 Millionen Euro. Skandal-Beispiele haben in der Vergangenheit gezeigt: Ist der Ruf der Ikone einmal dahin, sind die Sponsoren schnell weg.

      Am Melbourner Flughafen bereitete sich Novak Djokovic mit seinem Team auf die Ausreise vor.
      Am Melbourner Flughafen bereitete sich Novak Djokovic mit seinem Team auf die Ausreise vor.
      REUTERS

      Neben Djokovic hat sich auch die australische Politik um Premierminister Scott Morrison nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Während Fans aus Djokovics Heimat die große Verschwörung gegen Serbien wittern, war das Einreise-Drama um den Tennis-Star vor allem eines: Der verpatzte Versuch der angezählten australischen Regierung, gegenüber der eigenen Bevölkerung zu punkten. Der ehemalige australische Fußballer und Menschenrechtsaktivist Craig Foster meint: "Sie haben Djokovic als Lockvogel benutzt, um eine harte Handhabe im Umgang mit Corona zu demonstrieren." Ansonsten hätten sie ihn ja gar nicht hinfliegen lassen müssen, so Foster.

      Doch anstatt Stimmen für die nationalen Wahlen im April zu sammeln, hat die Morrison-Regierung der Welt Einblick in Australiens grausame Grenzpolitik gewährt. Und Millionen von Australiern verärgert: Schließlich litt das Land zuletzt unter einem fast zweijährigen Corona-Lockdown. Dass man für einen ungeimpften Tennis-Star überhaupt eine Ausnahme-Genehmigung in Betracht gezogen hatte, stieß vielen vor den Kopf.

      Auch die Organisatoren des Grand-Slam-Turniers in Melbourne haben bisher einiges an Schaden abbekommen. Anstatt der Nummer 1 der Weltrangliste nimmt die Weltnummer 150 Salvatore Caruso an den Australian Open teil - und scheitert gleich zum Auftakt. Dass der historische Kampf gegen Rafael Nadal um den 21. Titel nicht stattfindet, ist zudem ein herber sportlicher Verlust – und das Favoritenfeld mit Daniil Medwedew und Alexander Zverev kaum so attraktiv wie mit einem Novak Djokovic.

        Novak Djokovic will trotz fehlender Impfung seine Teilnahme an den Australian Open erzwingen. Was folgt, ist eine Posse mit vielen Wendungen.
        Novak Djokovic will trotz fehlender Impfung seine Teilnahme an den Australian Open erzwingen. Was folgt, ist eine Posse mit vielen Wendungen.
        Imago Images

        Allgemein hat der Ruf des australischen Tennis gelitten. Allen voran der australische Verband um Australian-Open-Chef Craig Tiley, der Djokovic ursprünglich eine Ausnahmebewilligung zur Teilnahme genehmigte. Tennis Australia wird vorgeworfen, Spieler mit der Information in die Irre getrieben zu haben, dass eine kürzliche Corona-Erkrankung für eine medizinische Ausnahme – und damit auch die Einreise – reiche. Der umtriebige Turnierboss Craig Tiley wird von Rücktrittsforderungen begleitet, seit der Fall seinen Lauf nahm. In den vergangenen Tagen war der sonst omnipräsente Turnierdirektor abgetaucht.

        Die Ausweisung von Djokovic sei zu bedauern, allerdings müsse man die Entscheidung des Gerichts akzeptieren, übte sich die ATP in diplomatischer Schadensbegrenzung. "Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der größten Champions unseres Sports und sein Fehlen bei den Australian Open ist ein Verlust für das Spiel", so die Herren-Tennis-Organisation. Allerdings, wie Rafael Nadal im Rahmen einer Pressekonferenz sagte: "Kein Tennisspieler der Geschichte ist wichtiger als das Event." Entsprechend ist Djokovic nicht mehr in Australien – aber die Trophäe schon.

          Novak Djokovic am Sonntag am Weg ins Büro seiner Anwälte.
          Novak Djokovic am Sonntag am Weg ins Büro seiner Anwälte.
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            Novak Djokovic wurde am Flughafen die Einreise verweigert.
            Novak Djokovic wurde am Flughafen die Einreise verweigert.
            Reuters
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