Politik

So werden Deutschklassen ab Herbst aussehen

Heute Redaktion
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Die viel kritisierten "Ghettoklassen" werde es nicht geben, ärgert sich Bildungsminister Faßmann. Er ist sich sicher: "Das wird schon funktionieren."

Kinder ohne ausreichende Deutsch-Kenntnisse sollen in separaten Klassen unterrichtet werden. Kritiker sprechen von "Ghettoklassen", der Bildungsminister kontert. Ab Herbst soll es losgehen.

Im Laufe des heutigen Tages will ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann seine Pläne offenlegen. Im "Ö1 Morgenjournal" gab der 62-Jährige bereits einen Vorgeschmack:

Kinder mit Sprachdefiziten werden den Großteil des Deutsch-Unterrichts außerhalb ihrer Stammklasse verbringen. Dabei wird nicht zwischen Kindern von Zuwanderern und von Österreichern unterschieden – wer der Sprache nicht ausreichend mächtig ist, muss eine der sogenannten Deutschförderklassen besuchen.

Das heißt: 15 Wochenstunden Sprachunterricht nach eigenem Lehrplan in der Volksschule. 20 Wochenstunden bei älteren Schülern. Gleichzeitig sollen die Kinder weiterhin Teil des normales Klassenbetriebs sein – werden aber nur für etwa ein Drittel der Zeit dort anwesend sein.

"Möglichst rasch in den Regelunterricht"

Der Besuch der Deutschförderklassen ist für mindestens ein Semester verbindlich, kann aber bis auf einen Zeitraum von maximal vier Semestern ausgeweitet werden. "Deutschförderklasse. Ein konzeptives Lernen und dann möglichst rasch in den Regelunterricht. Das wäre so die Zielrichtung", elaboriert Faßmann sein Konzept. Im Anschluss daran, sollen die Kinder durch einen standardisierten Test seitens des Ministeriums ihre erworbenen Sprachfähigkeiten unter Beweis stellen.

Die viel kritisierten "Ghettoklassen" werde es aber nicht geben. "Die Deutschförderklassen sind ja auch im gleichen Gebäude, in der Schule. Und daneben gibt es auch Pausengespräche und Kommunikation über die Gruppen hinweg", kontert Faßmann die Kritiker im Gespräch mit "Ö1": "Das wird schon funktionieren." Die "Ghettoklassen" bezeichnet er als "Kampfbegriff", der blind mache für die "reale Situation" und "Notwendigkeit".

Schulreife nur mit guten Sprachkenntnissen

Die Anforderungen an die Sprachfähigkeit der Schüler soll auch gesetzlich verankert werden. So sollen ausreichende Deutschkenntnisse als Voraussetzung für die Schulreife festgemacht werden. Doch auch für die Schulen werden Mindestvoraussetzungen geschaffen: So können die Förderklassen erst ab einer Mindestanzahl von sechs Schülern mit Sprachdefizit an einem Schulstandort eingerichtet werden. Das sei in den Ballungsräumen an fast jedem Standort der Fall, ist man seitens des Bildungsministeriums zuversichtlich.

Was passiert, wenn weniger als sechs Kinder für eine Förderklasse zusammenkommen? "Dann ist es eine integrative Förderung", erklärt der Bildungsminister. "Wenn zwei Kinder in einer Schule im Bregenzer Wald sind, dann mache ich mir keine Sorge, dass diese zwei Kinder vom gesamten System aufgefangen werden."

"Es geht sich aus, wir können es machen"

Zusätzlich zu den Förderklassen werden auch Deutschförderkurse geschaffen, welche Schülern, die bereits gute Fortschritte gemacht haben, offen stehen. Diese können dann den Unterricht in ihren Stammklassen besuchen und nebenbei die Förderkurse besuchen.

Was das alles kosten wird, darüber schweigt sich Bildungsminister Faßmann noch aus. Man habe es im Ministerium berechnet, doch er wolle keine Zahl nennen, die "einem morgen wieder vorgeworfen" werden könnte. "Es geht sich aus, wir können es machen", ist Faßmann zuversichtlich. (rcp)