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So wird Corona-Ostern frei von Aggressionen

Heute Redaktion
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Die Corona-Krise fordert viele heraus. Wutausbrüche und Aggressivität können schneller und heftiger vorkommen. Diese Tipps helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Alltag und Rituale

Geregelte Tagesstruktur

Eine geregelte Tagesstruktur ist ganz wichtig, um seine Balance zu halten. Regelmäßige Schlafens- und Essenszeiten und auch Rituale können helfen mit der Krisensituation besser umzugehen, sagt die Psychologin Denise Hürlimann.

Sport machen

Boxen

Hier erhalten Gewaltbetroffene Hilfe

Bist du oder jemand aus deinem Umfeld von Gewalt betroffen? Dann lass dich beraten und hol dir Hilfe.

- Frauen-Helpline: 0800/222 555
- Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
- Männerberatung Wien: 01/603 28 28

Im Fall von akuter Gewalt unbedingt die Polizei alarmieren: Tel. 133

"Boxen stärkt das Mindset", sagt Boxlehrer Massimo De Filippo. Es könne helfen Aggressionen vorzubeugen und sowohl Körper als auch Geist zu stärken - besonders auch jetzt in dieser Krisenzeit, sagt De Filippo. "Auf Instagram und Facebook bietet fast jeder Boxclub Übungen an. Diese können ganz leicht zuhause nachgemacht werden", so De Filippo.

Wer keinen Boxsack oder Geräte zuhause habe, kann etwa Schattenboxen, Seilspringen oder Gymnastikübungen machen. Auch hierfür finden sich auf Youtube einige Übungen, die auch Anfänger gut umsetzen können.

Yoga

Für jene, die eher einen ruhigen Sport mögen, empfiehlt Yogalehrer Dominic Abplanal. Es sei besonders geeignet, um Stress abzubauen, weil es "ganzheitlich, modifizierbar" ist und "der Umgang mit schwierigen Umständen zum Kern des Yoga" gehöre, so Abplanal. "Yoga ist wie gemacht für Ausnahmesituationen."

Die Bewegungen des Körpers und die bewusste Atmung haben einen Einfluss auf das vegetative Nervensystem, was Auswirkungen auf Stresshormone in den Körper hat.

Sich ablenken

Kochen, lesen, handwerken

Wer gerne kocht oder liest, soll dies nun verstärkter machen. Es beugt Aggressivität vor, wenn man etwas macht, was einem gut tun und dabei auch noch produktiv sein kann. "Etwa das Haus ausmisten oder Konfi machen", sagt Hürlimann.

Ebenfalls könnte das Ausüben eines Handwerks dazu beitragen, die innere Wut zu zügeln. Auch das Arbeiten in der Natur oder im Garten ist ein dankbarer Zeitvertreib, bei dem man das Ergebnis seiner Bemühungen rasch sieht.

Musizieren

Musik zu machen, sei Alltagsbewältigung, sagt Musiklehrer Ekkehard Blomeyer. "Youtube bietet viele Möglichkeiten an und wird von unseren Lehrer und Schüler auch als kostenlose Ergänzung zum Präsenzunterricht rege genutzt", sagt Blomeyer.

Viele Eltern gaben ihm bereits Rückmeldung, dass der Musikunterricht den Kindern in der jetzigen Zeit eine Struktur im Alltag gibt.

Sprache lernen

Wer an einer neuen Sprache Freude hat, kann die Corona-Zeit nun nutzen, um sich eine Fremdsprache anzueignen. Wichtig ist dabei aber, nicht in einem Optimierungswahn zu fallen. Das Erlernen von einer Sprache oder einem Instrument soll Freude und Ablenkung bringen, aber darf nicht unter Druck setzen oder gar zu Stress führen.

"Denn Stress kann wieder zu Aggressivität führen. Daher: Weniger ist manchmal mehr", so Psychologin Hürlimann.



Reflektieren und meditieren

Beten

Wer religiös ist, kann Halt im Gebet finden. "Ich spüre in diesen Tagen sehr stark bei Menschen, die sich beten 'gewohnt' sind, wie viel Ruhe, Kraft und Zuversicht das Gebet schenkt", sagt die katholische Theologin Monika Schmid. Beten brauche aber Übung. "Im Gebet erfahre ich getragen-Sein. Auch in schwierigen Momenten des Lebens", sagt die Theologin.

"Ich glaube, dass Gebet und Beziehung zum Göttlichen, eine Ressource ist, die uns gerade in Zeiten wie diesen hilft, das Leben zu gestalten", so Schmid.

Tagebuch schreiben

Das Schreiben eines Tagebuches helfe dabei, sich selbst und seine Gefühle zu reflektieren, sagt die Verhaltenspsychologin Hürlimann. "Vielleicht lohnt sich auch der Versuch, selbst eine Geschichte zu schreiben."

Eigene Einstellung hinterfragen

Die eigene Einstellung soll immer mal wieder hinterfragt werden, so die Verhaltenspsychologin Denise Hürlimann.

Medienkonsum sinnvoll einrichten

"Viele Medien bieten tägliche Übersichten an, das kann sinnvoller sein als bei jeder neuinfizierten Person mitzuzählen oder sich emotional allzu stark mit Einzelschicksalen zu beschäftigen", sagt die Psychologin. Abgrenzen lohne sich auf jeden Fall bei Kettennachrichten, die Verschwörungstheorien verbreiten.

Richtiger Umgang mit sich und anderen

Richtig kommunizieren

"Eine zentrale Prävention von Gewalt ist Selbstwahrnehmung und Kommunikation. Seine Gefühle mitzuteilen ist ganz wichtig", sagt Andreas Treier, Aggressions- und Gewaltberater. Beispielsweise könnten tägliche Befindlichkeitsrunden von großer Hilfe sein.

Dies ist als Paar oder der ganzen Familie möglich. "Jede und jeder erzählt, wie es ihm oder ihr geht und was er oder sie wünscht. Dies trägt mmaßgeblich dazu bei, dass gröbere Auseinandersetzungen verhindert werden", so Treier.

Loben

Den Partner oder die Partnerin zu loben und Gutes mitzuteilen, ist eine nachhaltige Gewaltprävention, so Aggressionsberater Treier. "Etwa, dass man beeindruckt ist, wie der Partner heute die Kinder durch die Schulaufgaben geführt hat."

Aggressivität erkennen

"Es ist wichtig, auf die eigenen Grenzen zu achten", so Aggressionscoach Andreas Treier. "Wenn man sich bedrängt, beengt oder genervt fühlt, darf man Stopp sagen." Es sei auch in Ordnung das Zimmer zu verlassen, um sich aus der Situation herauszunehmen und sich zu beruhigen.

Ebenfalls solle man herausfinden, was einen selbst beruhigt, wenn es einem zu viel wird. "Solch ein Plan für den Notfall ist ganz wichtig".

Hilfe suchen

Wenn der Geduldsfaden reißt und jemand kurz vor einem Wutausbruch ist, sollte man sich unbedingt Hilfe suchen, so die Verhaltenspsychologin. Es kann helfen mit einer befreundeten Person zu telefonieren oder sich auch bei einem Beratungstelefon melden. Eltern ist empfohlen sich Hilfe vom Schulsozialarbeiter, den Lehrern oder Familienberatern zu holen.

In Österreich gibt es mehrere Notrufnummern, die Hilfe geben können:

Telefonseelsorge: 142 (rund um die Uhr)

Rat auf Draht (für Kinder, Jugendliche und Bezugspersonen): 147 (rund um die Uhr)

Ö3 Kummernummer: 116 123 (täglich 16 – 24 Uhr)

Helpline des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP): 01 504 8000 (Montag bis Freitag : 09 – 16 Uhr)

Wenn der Druck im Homeoffice zu groß wird, solle ein Gespräch mit dem Arbeitgeber geführt werden, sagt die Psychologin Hürlimann. "Rechtzeitig Hilfe holen ist eine große Stärke."