Coronavirus

Sogar schwer Herzkranke verzichten auf Notaufnahme

Wie neue Zahlen zeigen, sind Herzinfarkt-Diagnosen stark zurückgegangen. Schwer kranke Menschen blieben lieber zu Hause, als Notaufnahmen aufzusuchen.

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    Die Herzinfarkt-Diagnosen sind 2020 drastisch eingebrochen, rund 40 Prozent weniger als im Vorjahr. (Archivbild)
    Die Herzinfarkt-Diagnosen sind 2020 drastisch eingebrochen, rund 40 Prozent weniger als im Vorjahr. (Archivbild)
    Kay Nietfeld/dpa

    Wie auch dieses Jahr wurden letztes Jahr Operationen abgesagt oder verschoben, weil die Intensivstationen am Anschlag waren. Besonders im Frühjahr 2020 war es besonders schlimm, wie die "Sonntagszeitung" schreibt: Kranke, die möglicherweise in Lebensgefahr waren, blieben lieber zu Hause, als Notaufnahmen aufzusuchen – entweder aus Angst, sich zusätzlich im Spital mit Covid-19 anzustecken oder aus falscher Rücksichtnahme wegen des Personals.

    Weniger Herzinfarkt-Diagnosen

    Daten der Krankenversicherung Helsana zeigen in der Schweiz: 2019 wurden rund 6.700 Patientinnen und Patienten mit einem Herzinfarkt auf Schweizer Notfallstationen untersucht. Letztes Jahr waren es etwas mehr als die Hälfte: Nämlich 3.900, also rund 40 Prozent weniger, während des Lockdowns im Frühling 2020 waren es sogar mehr als 50 Prozent weniger.

    Die Zahlen basieren auf den Daten von 1,4 Millionen Helsana-Grundversicherten. Auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet, sind sie repräsentativ. Gezählt sind all jene Patienten, bei denen ein Herzinfarkt diagnostiziert wurde und die deshalb mindestens eine Nacht im Spital bleiben mussten, die aber nicht unmittelbar nach der Diagnose operiert wurden.

    Mehr Patienten gestorben

    Kardiologie-Professor Christophe Wyss vom Hirslanden-Spital in Zürich spricht von der Situation gegenüber der "Sonntagszeitung" als einer "Unterversorgung". Verschiedene Studien aus dem Ausland zeigen, dass aufgrund der Pandemie mehr Herzpatientinnen und -patienten außerhalb der Spitäler gestorben sind.

    Es ist auch möglich, dass es 2020 tatsächlich weniger Herzinfarkte gegeben hat. Der Lockdown verminderte den Stress für viele Menschen. Es gab durch die Hygienemaßnahmen zudem weniger Atemwegsinfektionen, die das Risiko eines Herzinfarkts erhöhen können. Doch auch bei anderen Notfällen wie Herzinsuffizienz, Herzstillstand oder bei den Schlaganfällen stellten die Helsana-Expertinnen ähnliche Muster wie bei den Herzinfarkt-Diagnosen fest.