Niederösterreich

Starkes Nasenbluten! Vater (81) war vergiftet worden

Wegen Mordversuches musste ein 53-Jähriger am Mittwoch vor Gericht in St. Pölten: Er soll seinem Vater (81) Rattengift ins Essen gegeben haben.
12.04.2023, 16:44
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Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Sankt Pölten liest sich fast wie ein Drehbuch für einen Landkrimi, nur ging es am Mittwoch am St. Pöltner Landesgericht um schuldig oder nicht schuldig, um lebenslang oder "freier Mann" und nicht um oberflächliche Unterhaltung oder ein wenig Zuseher-Thrill. 

Dauer-Nasenbluten

Ein 53-Jähriger aus einer Ortschaft im Bezirk Sankt Pölten-Land soll seinem Vater (81) am gemeinsamen Hof zwischen St. Pölten und Krems über Wochen Rattengift ins Essen beigemengt haben. Nach einem Sturz am Bauernhof Ende August 2022 war der Senior jedoch ins Spital eingeliefert worden. Dort rätselten Ärzte über diffuse Symptome und Dauer-Nasenbluten und veranlassten ein Blutbild. Nach dem Vorliegen der Ergebnisse riefen die Mediziner unverzüglich die Polizei. Denn im Blut des Alten waren Rückstände von Rattengift festgestellt worden.

Wegen der mutmaßlichen Motivlage hatte die Polizei schnell den 53-jährigen Sohn im Visier: Denn in Bezug auf das Anwesen liegt ein Übergabevertrag vor. Und dieser Vertrag würde vorsehen, dass der 53-jährige Sohn für den Lebensunterhalt des Vaters aufkommen müsste. Zudem habe es in der Vergangenheit bereits mehrmals schwerere Konfliktsituationen zwischen Vater und Nachwuchs gegeben.

Nach umfangreichen Ermittlungen konnte die Kripo zudem eine versehentliche oder irrtümliche Einnahme des Giftes ausschließen, die Staatsanwaltschaft erhob daher Anklage wegen Mordversuches und anderer Delikte (es gilt die Unschuldsvermutung).

"Gelegenheit und Motiv"

Die Staatsanwältin meinte am Mittwoch beim Prozess in St. Pölten: "Wir haben in alle Richtungen ermittelt. Der Angeklagte hatte als einziger Gelegenheit und Motiv."

Das Opfer, welches monatelang im Krankenhaus behandelt worden war und zuletzt einen Infarkt erlitten hatte, musste am Mittwoch vor Gericht nicht erscheinen, wurde nur per Video zugeschaltet. Der Altbauer sprach von mehreren Gewaltangriffen gegen ihn und einem Alkoholproblem des Sohnes. Bereits im Sommer 2021 habe er Faustschläge vom Sohn kassiert.

"Vater war überall unbeliebt"

Der angeklagte 53-Jährige gab zwar die Lagerung des Rattengiftes zu, um eben Felder punktuell zu bearbeiten. Das Verhältnis zum Vater beschrieb der 53-jährige Familienvater so: "Er hat meine Frau und meine Kinder nicht akzeptiert. Er war unbeliebt, überall." Es habe oft Debatten über die Wirtschaftsweise gegeben, aber nie Diskussionen über Finanzielles. Die Verteidigung sprach von einer Vielzahl an Indizien. Dieses von der Staatsanwaltschaft aufgebaute Gerüst werde "nach und nach" zusammenbrechen. Denn: Es gäbe keinen einzigen, objektiven Tatnachweis. Und: Rattengift sei für einen Bauernhof ein Werkzeug wie ein Traktor oder eine Heugabel.

Ein Urteil der Geschworenen soll am Freitag erfolgen. Dem Angeklagten (es gilt die Unschuldsvermtung) drohen zehn bis 20 Jahre Haft oder lebenslange Haft.

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