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Sollen soziale Medien erst ab 16 erlaubt werden?

Heute Redaktion
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Kinder ohne Smartphone? Heutzutage (fast) undenkbar
Kinder ohne Smartphone? Heutzutage (fast) undenkbar
Bild: iStock (Symbolbild)

Mittels Ausweiskontrolle soll in Frankreich sichergestellt werden, dass die Nutzer der sozialen Medien das Mindestalter erfüllen. Die Idee stößt auch in der Schweiz auf Zuspruch.

In Frankreich sind soziale Medien wie Facebook, Whatsapp, Snapchat und Instagram erst ab 13 Jahren zugänglich. Künftig will die französische Regierung das Mindestalter sogar auf 16 Jahre anheben. Damit sollen die Jugendlichen besser vor Cybermobbing geschützt werden können, wie die deutsche Zeitung "Die Zeit" berichtet. Diese Regelung wird auch in der neuen Datenschutz-Grundverordnung der EU verankert sein.

Viele Jugendliche in Frankreich umgehen jedoch die Mindestalterregelung, indem bei der Erstellung des Nutzerkontos ein falsches Geburtsdatum eingegeben wird. Deshalb sollen Jugendliche künftig auch dazu verpflichtet werden, eine Kopie ihres Ausweises einzuscannen, um ihr Alter zu beweisen.

"ID-Kontrolle wie bei Zigarettenautomaten"

Die Schweizer Nationalrätin Yvonne Feri würde ein Mindestalter mit Ausweiskontrolle in den sozialen Netzwerken auch in der Schweiz begrüßen: "Ich kann mir vorstellen, dass man eine ID-Kontrolle wie bei öffentlichen Zigarettenautomaten einführt." So könne sichergestellt werden, dass die angemeldete Person das Mindestalter erfüllt, selbst wenn Missbrauch nie ganz ausgeschlossen sei.

Für Feri ist es wichtig, dass die Regeln im Bereich der sozialen Medien strenger werden und so der Schutz der Kinder und Jugendlichen gewährleistet ist. "Mit einer solchen Altersgrenze würde die Hürde zu Cybermobbing erhöht werden", sagt die Präsidentin der Stiftung Kinderschutz Schweiz.

Verbote seien nur Anreize

In der Schweiz gibt es bis anhin keine solche Regeln. Zu Recht, findet SVP-Nationalrat Franz Grüter. Ein solches Verbot sei keine Lösung. Sondern: "So werden hohe bürokratische Hürden geschaffen, ohne wirklich das Ziel zu erreichen, dass der Schutz der Kinder gewährleistet ist", sagt Grüter. Weiter ist er sich sicher: Verbote seien nur Anreize für Jugendliche. Grüter: "Wenn sie ein Profil wollen, dann fälschen sie halt ihr Geburtsdatum."

Auch Medienpädagogin Eveline Hipeli hält nicht viel von der Idee, eine Ausweiskontrolle bei Facebook, Whatsapp oder Snapchat einzuführen: "Das würde sicher viele dazu verleiten, einen Ausweis zu fälschen, was strafbar wäre." Denn das Grundverlangen nach Kommunikation und Austausch über die sozialen Medien verschwinde bei den Jugendlichen ja nicht einfach so. Generell ist laut Hipeli eine Erhöhung des Mindestalters wie in Frankreich auf 16 Jahre nicht sinnvoll, da ein Großteil der Nutzer verantwortungsbewusst mit Social Media umgehe.

Aufklärung statt Regeln

Für "Jugend und Medien", die nationale Plattform zur Förderung von Medienkompetenzen, ist die Begleitung der Jugendlichen in den sozialen Medien zentral. "Der Bundesrat kommt aber zum Schluss, dass es derzeit keine weitere gesetzliche Regelung der sozialen Medien in der Schweiz brauche", sagt Liliane Galley, Projektleiterin bei "Jugend und Medien". Eine Mindestalterregelung brauche es in der Schweiz nicht, sagt sie. Dies zeigten die Untersuchungen des Bundes.

Verbote hält Bernhard Bürki, Sprecher der Pro Juventute Schweiz, nicht für zielführend. Medienerziehung sei nötig. Und zwar mit dem Ziel, das eigene Kind bei der "kompetenten und verantwortungsvollen Nutzung der sozialen Medien" zu begleiten. Bürki: "Ob ein Jugendlicher auf Facebook oder Snapchat aktiv sein darf, können die Eltern anhand des Entwicklungsstands mit ihrem Kind vereinbaren. Das ist nicht vom Alter allein abhängig, sondern auch von der Fähigkeit zur Selbstkontrolle und dem Verarbeiten von schlechten Erfahrungen." Auch Feri und Grüter betonen, dass die zentrale Aufgabe darin bestehe, Präventionsarbeit an Schulen und in der Öffentlichkeit durchzuführen. "Aufklärung und Sensibilisierung für den Umgang mit sozialen Medien bringt mehr als eine Altersgrenze", sagt Grüter.

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