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Sonderkommando rückt zu deutschem YouTuber aus

Barrikaden, Brandstiftung und Internet-Memes: Eine Demonstration gegen den YouTuber "Drachenlord" in Deutschland eskalierte.

Heute Redaktion
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Rainer Winkler ist eine der umstrittensten Figuren der deutschen YouTube-Szene. Unter dem Namen "Drachenlord" stellt der 29-Jährige seit rund sieben Jahren Videos ins Netz. Seine Themen: Metal-Musik, Games und sein Leben im Internet. Dank ziemlich skandalöser Aussagen ("Ein Holocaust wäre auch mal wieder eine richtig nice Sache") und seinem konstanten Provozieren der restlichen Szene tobt seit Jahren ein Kleinkrieg: Zwischen dem "Lord" und seinen "Hatern".

Dieser Krieg spielt sich derweil nicht nur im Netz ab. Nachdem der YouTuber 2015 seine Privatadresse – er wohnt im 40-Seelen-Dorf Emskirchen in Mittelfranken – veröffentlichte, um einen Streit "persönlich zu klären", besuchten ihn wöchentlich Jugendliche aus ganz Deutschland, bewarfen die "Drachenschanze", wie er sein Haus nennt, mit Eiern, schlugen Scheiben ein und ab und an kam ein Fan vorbei, um ihm Merchandise abzukaufen. Doch diese Woche eskalierte die Lage.

Versammlungsverbot

Unbekannte riefen zu einer großangelegten Demo vor seinem Haus auf, Zehntausende sagten auf Facebook zu, die Polizei erließ ein Versammlungsverbot und der Lord "pimpte" die improvisierten Barrikaden um sein Haus auf die nächste Sicherheitsstufe. Was folgte, war das wohl Absurdeste, das die deutschsprachige YouTube-Community je erlebt hat.

Rund 800 Leute fanden sich in Emskirchen ein. "Die Schanze muss brennen", skandierten einige, andere hielten mit der Kamera auf den "Drachenlord", der mehrfach in seine altbekannten Wutausbrüche verfiel und Morddrohungen von der Schanze schrie. Die Polizei sprach rund 300 Platzverweise aus, musste sogar mit einem Sonderkommando anrücken und die mehrheitlich ältere Bevölkerung des Dorfes erzählte deutschen Medien, wie absurd dieses Internet doch sei.

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Alles nur für die Memes

Was hier genau geschehen ist, lässt sich nur schwierig fassen. Der "Drachenlord" ist bereits seit Jahren Opfer von Cybermobbing, fühlt sich aber auch verdammt wohl in der Rolle. Und anonyme Aufrufe zu vergleichbaren Aktionen finden sich im Internet zuhauf. Wie ernst diese gemeint sind, dürften in vielen Fällen nicht Mal die Initianten selbst wissen. Denn um was es hier im Kern geht, sind Memes.

Man hasst den Typen, weil ihn das Internet hasst. Man skandiert "Danke, Merkel!", nicht weil man die Kanzlerin für die Gameplay-Videos des Drachen verantwortlich macht, sondern weil es witzig ist. Social-Media-Memes und –Charaktere schwappen mehr und mehr ins echte Leben über – man denke auch an das Tohuwabohu rund um die "Rick & Morty"-Sauce vor ein paar Monaten.

Ganz ehrlich: Bei solchem Zeug machen wir uns ein bisschen Sorge um den Zustand der Welt und wünschen uns die guten, alten Zeiten zurück. Beispielsweise den Sommer, in dem alle "Pokémon Go" spielten. Hach, good times. (dan)