Österreich

Spannende Zeitreise ins mittelalterliche Wien

Heute Redaktion
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Die Neidhart-Wandmalereien in der Wiener City sind ein wahrer Mittelalter-Schatz. Um die bunten Bilder besser in Szene zu setzen, wurde der Saal zu einem interaktiven Ausstellungsraum umgebaut.

Mitten in der Wiener Innenstadt versteckt sich in einem Haus am Tuchlauben 19 ein wahres Kleinod. Die Neidhart-Wandmalereien aus dem beginnenden 15. Jahrhundert sind die ältesten erhaltenen säkularen (d.h. weltlichen) Raumdekorationen Wiens.

Um die bunten Bilder, die ingesamt eine Länge von rund 15 Meter ergeben, besser in Szene zu setzen, wurde der ehemalige Tanzsaal nun umgebaut und völlig neukonzipiert. Durch die anthrazitfarbene Wandgestaltung treten die Farben der Secco-Bilder (im Unterschied zu einem Fresko wird dabei nicht auf feuchten Putz, sondern auf trockenen Untergrund gemalt) besonders schön hervor. Interaktive Stationen mit Audio- und Videodateien erzählen die Geschichte der Wandmalereien und setzen sie in den Kontext ihrer Entstehungszeit.

"Das Mittelalter ist in Wien ständig mit uns, da müssen wir uns nur den Stephansdom ansehen. Dennoch ist fast alles mittelalterliche mit der Kirche verbunden. Die Neidhart-Wandmalereien geben uns aber einzigartige Einblicke in das Alltagsleben des mittelalterlichen Wien", erklärt der Direktor des Wien Museum Matti Bunzl anlässlich der Eröffnung des neugestalteten Ausstellungsraums.

Kindergerechte Gestaltung stand im Mittelpunkt

Bei der Neukonzeption wurde besonders auf die Bedürfnisse von Kindern geachtet. Denn gemeinsam mit Individualbesuchern stellen sie die größte Besuchergruppe. "Im Wien Museum werden von den Schulen vor allem gerne Mittelalter-Führungen gebucht. Nachdem das Haus nun für den Umbau geschlossen ist, mussten wir uns etwas überlegen", so die Kuratoren Michaela Kronberger und Nathaniel Prottas.

Der Neidhart-Festsaal war hier die richtige Wahl. Durch die Verbindung von Wissenschaft und Medien gelang es hier, die Wandmalereien nicht nur zu zeigen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen. So sind die Ausstellungsvitrinen etwa niedrig geplant, damit auch Erstklässler hineinsehen können. Dazu gibt es "Hands-On"-Materialien, also Nachbauten von Krügen, Gürtel oder Kettenhemden, die Kinder herausnehmen und anfassen können.

Über Touch Screen-Displays können die ausgestellten Stücke sowie die gezeigten Alltagsszenen an den Wänden gezielt angesteuert werden. Mit einem Finger lassen sich so ganz leicht zusätzliche Details abrufen.

Geschichte der Neidhart-Wandmalereien

Die spektakulären Wandmalereien wurden um 1400 von Tuchhändler Michel Menschein bei einem unbekannten Künstler in Auftrag gegeben. Die Szenen, die insgesamt eine Länge von rund 15 Meter erreichten und ursprünglich die Wände vom Boden bis zur Decke bedeckten, erzählen Szenen, die aus Liedtexten des Liederdichters Neidhart bekannt waren.

Viel ist über den Hofsänger Neidhart, der um das 1200 gelebt hat und vermutlich aus Bayern stammt nicht bekannt. Berühmt geworden sind jedoch seine Lieder, die auch im 14. und 15. Jahrhundert gerne bei den Neidhart-Spielen aufgeführt wurden.

Dazu zählt etwa der Veilchenschwank, eine Geschichte über die Entdeckung des ersten Veilchen des Frühlings und die folgende Entzückung der Mitglieder des Fürstenhofs. In seinen Liedern zieht Neidhart die Gesellschaft seiner Zeit, besonders aber den aufsteigenden Kleinadel durch den Kakao. In Bildform sind diese Geschichten auch in dem ehemaligen Tanzsaal des Tuchhändlers Menschein zu sehen.

Jahrhunderte lang waren die Malereien vergessen, bis sie 1979 bei Renovierungsarbeiten zufällig wieder entdeckt wurden. Nach der Renovierung der Secco-Malereien und der nun abgeschlossenen Umgestaltung des Festsaals zu einem modernen Ausstellungsraum, können die Neidhart-Bilder nun wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Wandmalereien ab morgen wieder zu sehen

Nach der feierlichen Eröffnung des Festsaals durch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Mittwochabend, ist der Festsaal ab 17. Oktober wieder für Besucher geöffnet.

Geöffnet ist die Außenstelle des Wien Museum jeweils von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10 bis 13 sowie von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 5 Euro, ein ermäßigtes Ticket 4 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren ist der Eintritt frei. Alle Infos dazu gibt es hier.