Österreich

Späte Ehrung für Moshe Hans Jahoda in Wien

Das Areal, auf dem der Turnertempel stand, wurde am Mittwoch nach Moshe Hans Jahoda benannt. Er kämpfte für die Opfer des Holocaust.

Heute Redaktion
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An der Kreuzung Turnergasse und Dingelstedtgasse im 15. Bezirk wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 der Turnertempel, eine der bedeutendsten Synagogen Wiens, von Nazis abgefackelt. Ein wertvolles Kulturgut, ein religiöser Ort, ein Ort der Besinnung und der Gemeinschaft wurde zerstört und über Nacht ausgelöscht.

Passanten und Nachbarn haben einfach zugesehen. Die Feuerwehr hatte, wie Zeitzeugen berichten, das Übergreifen der Flammen auf die umliegenden Hauser verhindert, in den Brand jedoch nicht eingegriffen.

Am Mittwoch wurde nun auf Initiative der Bezirksvertretung das Grundstück, auf dem die Synagoge einst stand, nach Moshe Hans Jahoda benannt, der ab 2001 federführend an den Restitutionsverhandlungen mit der Republik Österreich beteiligt gewesen war.

Der 13-Jährige flieht

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Moshe Hans Jahoda wurde 1926 als älteres von zwei Geschwistern in Wien geboren. Er erlebte eine glückliche und behütete Kindheit. Das änderte sich schlagartig nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938. Ausgrenzung, Erniedrigung und Diskriminierung waren an der Tagesordnung.

Auf eigene Initiative emigrierte der erst 13-Jährige nach Palästina. Er wollte Eltern und die kleine Schwester Gerti nachholen. Dass dies nicht gelang und die drei in Auschwitz ermordet wurden, verfolgte Moshe Jahoda ein Leben lang.

Jahoda war ein Kämpfer und Fürsprecher Israels. Er engagierte sich in der Arbeiterjugend und in der Hagana, nahm am israelischen Unabhängigkeitskrieg teil. Seine berufliche Karriere führte über das Israelische Landwirtschaftministerium und die Krankenkassenvereinigung zum American Joint Distribution Committee.

Das Mahnmal

Ein besonderes Anliegen war ihm die Entschädigung der Shoah-Opfer weltweit. Jahoda leitete die Claims Konferenz für Deutschland und Österreich und war in dieser Funktion maßgeblich daran beteiligt mit der österreichischen Bundesregierung die Rahmenbedingungen für die Entschädigungsmaßnahmen für die Opfer der Shoah auszuverhandeln.

Er war bis zu seinem Tod Kuratoriumsmitglied des Österreichischen Zukunftsfonds und Ehrenkurator beim Nationalfonds der Republik Österreich. Im 15. Bezirk war er maßgeblich an der Errichtung eines Mahnmals an der Stelle des Turnertempels beteiligt. Am Mittwoch wurde nun diese Fläche nach ihm benannt. Jahoda selbst starb im Oktober 2016. (GP)