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"Spielestudio" im Test: Das "Mini-Dreams" für Switch

Games, mit denen Games entworfen werden können, feierten mit "Dreams" für die PlayStation ihren Durchbruch. Nun ist das "Spielestudio" für Switch da.

Rene Findenig
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    Nun bekommt auch die Switch ein Videospiel-Bastelstudio. Zwar gab es so etwas bereits in Ansätzen mit "Super Mario Maker" und Co., ...
    Nun bekommt auch die Switch ein Videospiel-Bastelstudio. Zwar gab es so etwas bereits in Ansätzen mit "Super Mario Maker" und Co., ...
    Nintendo

    "Dreams" für die PlayStation-Konsole ist primär eigentlich gar kein Spiel, sondern das Tor zu jedem möglichen Spiel. In dem Titel kann man sich selbst alles erschaffen, was man sich erträumen kann: Neue Games, interaktive Filme, eigene Welten. Und dazu braucht man nicht einmal über technisches Wissen verfügen. Hier gibt es keine Codezeilen, die eingetippt und keine Animationen, die zeitraubend selbst erstellt werden müssen. Alles ist vorbereitet – und das Game ist genial.

    Nun bekommt auch die Switch ein Videospiel-Bastelstudio. Zwar gab es so etwas bereits in Ansätzen mit "Super Mario Maker" und Co., manche zeigten sich aber sehr eingeschränkt und andere fokussierten trotz vieler Freiheiten eben nur auf das Erstellen von Levels im eigenen Spiel-Universum. Mit dem neuen "Spielestudio" für Nintendo Switch allerdings soll alles umgesetzt werden können, vom rasanten Racer bis hin zum spannenden Shooter. "Heute" hat es getestet.

    Fast unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten

    Viele der Inhalte von "Spielestudio" werden "Nintendo Labo"-Bastlern bekannt vorkommen, der Titel bedient sich nämlich an Elementen wie der "Labo"-Spielfigur oder verschiedenen anderen Objekten, die im "Spielestudio" eingebaut werden können. Das Prinzip des Games ist einfach: Am Anfang braucht es eine Idee, was überhaupt umgesetzt werden will, dann können bis zu 512 "Knotix"-Knoten und bis zu 1.024 Verbindungen eingebaut werden, die das Spiel zum Leben erwecken. 

    Bei den "Knotixen" handelt es sich um vordefinierte Elemente, die alle möglichen Formen in einem Spiel einnehmen können. Sie können als Spielfigur dienen und diese sich in verschiedene Richtungen bewegen lassen oder Grafikeffekte anzeigen sowie Musik einspielen. Mit Hunderten Einsatzmöglichkeiten für die über 80 Knotixe ist ihre Funktion fast unbegrenzt. Mit Verbindungen wiederum werden dann Bedingungen für das erschaffene Spiel festgelegt – so wird etwa ein Tor gezählt, wenn ein virtueller Ball im virtuellen Tor landet oder man büßt ein "Leben" ein, wenn man von einem Laserstrahl getroffen wird.

    Für Kinder, Anfänger und Experten

    Klar, "Spielestudio" kann schnell überfordern, wenn man tiefer in die Materie eindringt und komplexe Games basteln will. "Spielestudio" dient aber auch als so etwas wie ein virtueller Programmierkurs, denn die beiden Haupt-Spielmodi bestehen aus einerseits Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Programmieren verschiedener Elemente sowie andererseits einen Kreativmodus, in dem alles von Grund auf selbst gebaut werden kann. Die Anleitungen mit dem Punkt namens Bob sind dabei schön in Kinder-gerechte Lektionen, aber auch intensivere Übungen für Experten geteilt.

    Schon das Tutorial zeigt, dass man Geduld für das "Spielestudio" mitbringen muss: Beinahe jeder der sieben Aufgaben erfordert eine Bauzeit von rund einer Stunde, dafür wird man am Ende aber auch mit sieben fertigen Mini-Games belohnt – und vor allem auch mit dem Grundwissen, eigene Spiele entwickeln zu können. Was zudem Klasse ist: Die eigens erstellten Spiele können auch online geteilt und getauscht werden – wer es nicht so sehr mit Eigenkreationen hat, kann sich auch die Werke anderer Programmierer in die eigene Bibliothek holen.

    Quiz und "Nachschulungen" festigen Gelerntes

    Nach und nach entdeckt man mit den Tutorials, wie man eine Spielwelt erstellt, diese mit Wänden und Flächen ausstattet und Spielfiguren umsetzt. Hat man dies erledigt, ordnet man der Spielfigur Tastenbefehle zu, indem man das Objekt (die Spielfigur) mit einer Art "Wenn-Dann"-Verbindung ausstattet, etwa: Wird das Switch-Stick nach rechts gedrückt, bewegt sich die Spielfigur nach rechts. Anschließend lassen sich Eigenschaften festlegen, etwa dass eine Mauer zerstört werden soll, wenn man dagegen rennt, die Figur verschwindet, wenn die "hinter" eine Wand geht oder man Kisten herumschiebt, wenn man sie berührt.

    Picture

    Während das erste Spiel des Tutorials sich noch als simples Jump'n'Run-Fangenspiel zeigt, wird es später mit Autorennen, 3D-Puzzles und 2D-Plattformern immer komplexer. Schnell zeigt sich: Auch in vermeintlich "simplen" Spielen muss jede Kleinigkeit bedacht und jede Aktion mit einigen, oftmals Dutzenden Eigenschaften ermöglicht werden. Am Ende jeder Tutorial-Aufgabe prüft Bob dann das Gelernte ab – wer dabei durchfällt, muss bei Alice zur Nachschulung. Die Figurt erklärt die erlernten Schritte noch einmal ausführlicher, bevor man sich erneut dem (auch überspringbaren) Quiz stellt.

    Mit Geduld und Zeit zum eigenen "Super Mario"

    Innerhalb von drei Minuten einen schicken Shooter programmiert bekommt man mit dem "Spielestudio" nicht. Wer aber bereit ist, sich tief reinzugraben und auch selbst mit den unzähligen Möglichkeiten zu experimentieren sowie mehrere, vielleicht Dutzende Stunden zu investieren, der kann durchaus beeindruckende Games aller möglichen Genres erschaffen. Trotz bunter Aufmachung, viel Witz in den Tutorials und Comic-artigen Grafiken darf man sich bei "Spielestudio" nicht täuschen: Es ist eine teils hochkomplexe Anwendung und eine Lernsoftware mit äußerst umfangreichen Anleitungsbüchern in den Menüs. 

    Zwar sind die grafischen und spielerischen Möglichkeiten nicht ganz so groß wie in einem PlayStation-"Dreams", dennoch bietet das "Spielestudio" für die Nintendo Switch extrem viele Möglichkeiten, auch wenn abseits der unzähligen vorgefertigten Elemente nur ein minimalistisches Zeichenprogramm für selbstentworfene Objekte und Texturen zur Verfügung steht. Stark gelöst: Das Game kann nicht nur mit dem Handheld oder im TV-Modus, sondern auch per USB-Maus bedient werden. Das macht längere Programmiersessions ungleich komfortabler. Schade dafür: Zwar können auch Multiplayer-Games programmiert, aber dann nur lokal und nicht online gezockt werden. Mit viel Geduld und Zeit macht es das "Spielestudio" Zockern aber auch möglich, ein eigenes, hochqualitatives "Super Mario"-Game zu entwickeln. Was sonst noch alles möglich ist, zeigt das Video von Nintendo Life: