Daniel Martindale, ein amerikanischer Staatsbürger, hat dem Kreml geholfen, ukrainische Truppen ins Visier zu nehmen und ein strategisch wichtiges Dorf zu erobern. Jetzt hat er die russische Staatsbürgerschaft erhalten – laut russischen Medien auf persönliche Anordnung von Präsident Wladimir Putin.
Das Staats-TV übertrug die Zeremonie in Moskau, in der Martindale in Anzug und Krawatte lächelnd seine neuen Dokumente entgegennahm. In fließendem Russisch sagte er: "Der Glaube, dass Russland nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Familie ist - ich bin sehr froh, dass dies nicht nur in meinem Herzen, sondern jetzt auch per Gesetz so ist."
In Moskau wird Martindale gefeiert. "Er ist einer von uns", sagte Denis Puschilin, der Separatisten-Chef der russisch kontrollierten Region Donezk. "Der Pass ist ein Zeichen der Dankbarkeit für das, was Daniel getan hat."
Martindale wuchs als Sohn christlicher Missionare auf Farmen im nördlichen New York und in Indiana auf. Bei einem Aufenthalt in China kam er laut US-Medien während eines Grenzbesuchs in Berührung mit der russischen Kultur und war stark beeindruckt. 2018 zog er nach Russland, um im fernöstlichen Wladiwostok Russisch zu lernen und Englisch zu lehren. 2019 wurde er laut "Wall Street Journal" jedoch wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht aus Russland abgeschoben.
Später lebte er in Polen, bevor er im Februar 2022 in die Ukraine reiste - auf dem Fahrrad, wie er später berichtete. Er habe geahnt, dass Russland in die Ukraine einmarschieren werde und habe dabei sein wollen, wenn es passierte, sagte Martindale dem pro-russischen Medienportal InfoDefense.
Als Russland angriff, sei er in der westukrainischen Stadt Lwiw gewesen. "Es war eigentlich ganz schön aufregend. Ich begriff, dass das Abenteuer, auf das ich mich gefreut hatte, nicht unterbrochen wird."
Martindale ließ sich in der Ostukraine in einem ukrainischen Dorf nahe der Front in der Region Donezk nieder. Er pflanzte Karotten, Süßkartoffeln und Mais an und feierte mit den Dorfbewohnern Geburtstage und Feiertage, erzählte er später dem "Wall Street Journal".
Insgeheim schloss er sich über Telegram mit dem russischen Militär kurz. Während zwei Jahren verriet er Einzelheiten über ukrainische Militärstellungen und andere Geheimsachen. Aus Russland gibt es deswegen großes Lob: Martindales weitergegebene Informationen seien entscheidend gewesen für die Pläne zur Einnahme von Kurachowo, einer Stadt in der Nähe des wichtigen ukrainischen Logistikzentrums Pokrowsk.
Als seine Aktivitäten aufzufliegen drohten, brachten russische Spezialkräfte den Amerikaner letztes Jahr nach Russland. Im November gab Martindale auf einer Pressekonferenz in Moskau öffentlich zu, militärische Informationen weitergegeben zu haben.
Er habe dies getan, weil Russland von westlichen Ländern manipuliert worden sei, um in die Ukraine einzumarschieren. Das sei Teil eines umfassenderen Plans des Westens, eine "globalistische Weltordnungsagenda" voranzutreiben.
In Russland sind Martindale zufolge bereits mehrere Filme über sein Leben in Arbeit. Offenbar zieht er in Erwägung, seinen Namen in Danila Bagrow abzuändern - ein beliebter russischer Film-Auftragskiller. Und er plant, in die von Russland kontrollierte Ostukraine zurückzukehren, um dort Bauer zu werden.