Große Reform

Spitals-Hammer! "Jobgarantie", weniger Notarztstandorte

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die Gesundheitslandschaft in NÖ soll neu aufgestellt werden – "Heute" hat die Details.
Erich Wessely
24.03.2025, 14:47

Lange wurde am Paket gearbeitet, heute wurden die Pläne für die zukünftige Gesundheitsversorgung in NÖ vorgestellt. Mit dem "Gesundheitspakt 2040 +" wird die Spitalslandschaft sowie die Versorgung bei Notfällen neu aufgestellt.

Hintergrund: In den vergangenen 15 bis 20 Jahren wurde die Gesundheitsstruktur immer herausfordernder, dazu kommen Engpässe beim Personal (Stichwort Pflege- und Ärztemangel). Auf der anderen Seite zeichnet sich in der Bevölkerung eine räumliche und demografische Veränderung ab. Vor allem in der Altersstruktur kommt es zu einer Verschiebung nach hinten, die Menschen werden immer älter.

Bis ins Jahr 2025 werden vor allem drei Regionen wachsen: das südliche Niederösterreich (südlicher Speckgürtel bis Neunkirchen), also das Industrieviertel, das südliche Weinviertel (zu dem auch der Tullner Raum und die Gebiete an der Donau gezählt werden) sowie die Region NÖ Mitte rund um die Landeshauptstadt St. Pölten. Das Waldviertel und das nördliche Weinviertel werden indes weiter ausgedünnt und die Bevölkerung wird immer älter.

OP-Saal: Gesundheitssystem wird auf neue Beine gestellt.
Getty Images (Symbolfoto)

Laufender Prozess

Der Schritt des Gesundheitspaktes ist laut Experten notwendig, da die medizinische Versorgung an die Realität angepasst werden müsse. Dies passiere aber nicht von heute auf morgen, sondern in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten.

Laut den Entscheidungsträgern sei aber klar: Solange die erforderlichen medizinischen Leistungen in der jeweiligen Region nicht absolut garantiert sind, bleibe der Betrieb der jeweiligen Spitäler (Melk, Hollabrunn, Korneuburg-Stockerau, Gmünd, Waidhofen/Thaya) bestehen. Alleine durch die Veränderungen der Altersstruktur sei aber klar, dass der medizinische und gesundheitliche Bedarf im Wandel ist.

Derzeit gibt es in NÖ 27 Klinik- und 32 Notarztstandorte. Einige der Spitäler bieten zwar gewisse Leistungen an, haben aber aus Ermangelung an Eingriffen weniger Erfahrung.

Hubschrauber-Stützpunkte

Die vier Helikopterstützpunkte (C2 Krems-Gneixendorf, C3 Wr. Neustadt, C15 Ybbsitz, ITH 33 in St. Pölten) werden nach und nach aufgerüstet, sodass diese auch bei Nacht und Schlechtwetter sowie Sichtbeeinträchtigung (Nebel) fliegen können. Zudem werden die Helikopter-Kliniklandeplätze sogar aufgestockt (von 15 auf 17). Dass von 32 Notarztstützpunkten auf 21 reduziert wird, aber gleichzeitig RTW-C-Stützpunkte (Qualifizierter Krankentransport mit Notfallsanitäter) und ACN (Acute Community Nursing) ausgebaut werden, unterstreiche, dass künftig ein dichteres Versorgungsnetz gesponnen wird.

In jedem Bezirk wird es zumindest einen Notarzt-Stützpunkt geben. Zusätzlich machen 86 neu geschaffene Notfall-Teams, mit bestens ausgebildeten Notfallsanitätern (RTW-C) und Telenotarzt die Notfall-Versorgung engmaschiger als bisher. (Aktuell 68 RTW-C). Zusätzlich werden 4 neue ACN-Standorte (Acute Community Nurse) geschaffen (von 6 auf 10 Standorte). Das First-Responder-System wird erweitert und vertieft. Die Flugrettung wird massiv erweitert. Einsatzzeiten werden mit zwei 24-Stunden-Hubschraubern ausgeweitet und die Hubschrauber um moderne Ausstattung und Allwettersysteme aufgerüstet.

Die Notfallversorgung ist und bleibe gewährleistet, heißt es: Jeder Bezirk soll zumindest ein PVE haben, wo die Patienten alle nötigen Fachärzte unter einem Dach haben und nicht mehr von Facharzt zu Facharzt laufen müssen.

Der Spitäler-Plan in Zukunft, wie zuletzt kolportiert: Immer noch 23 Klinikstandorte (jetzt 27), davon allerdings sieben mit einer spezifischen Sonderfunktion: Insgesamt soll es sieben Spitäler in der Thermenregion, fünf in der Region Mitte, fünf im Mostviertel, vier im Waldviertel und zwei im Weinviertel geben.

Kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin müsse sich Sorgen machen. Man werde in Zukunft nicht weniger, sondern mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen. Seitens der NÖ Landesgesundheitsagentur gilt eine Jobgarantie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Zuletzt standen folgende Pläne für die Zukunft im Raum:

Thermenregion

Die wachsende Thermenregion soll mit einem Zentralkrankenhaus (Wr. Neustadt – Neubau!), zwei Schwerpunkthäusern (Baden, Mödling), zwei Grundversorgungs-Spitälern (Neunkirchen, Hainburg), einer Klinik mit Sonderfunktion (Hinterbrühl), 6 Notarztstützpunkten (NEF), 19 RTW-C-Stützpunkten (Qualifizierter Krankentransport mit Notfallsanitäter), 5 Heli-Landeplätzen (WN, MD, BD, NK, Hainburg), 1 Heli-Standort (Christophorus 3 in WN, fliegt Tag und Nacht) sowie PVE- und FAZ-Standorten optimal versorgt sein. Zudem kann der C16 aus Oberwart bis ins südliche NÖ fliegen.

Region Mitte

Die Region Mitte soll mit einem Zentralkrankenhaus (Sankt Pölten), 2 Schwerpunktkrankenhäusern (Tulln, Krems), 1 Grundversorgungs-Spital (Lilienfeld), 1 Klinik mit Sonderfunktion (Klosterneuburg), 4 NEF-Stützpunkten, 23 RTW-C-Stützpunkten, 4 Heli-Landeplätzen (LF, STP, Krems, TU), 2 Heli-Standorten (Krems-Gneixendorf, der C2 fliegt Tag und Nacht; und STP ITH 33 fliegt von 8 bis 21 Uhr) sowie PVE und FAZ ausgestattet sein.

Mostviertel

1 Schwerpunktspital (AM), 2 Grundversorgungs-Spitäler (SB, WY), 2 Kliniken mit Sonderfunktionen (Mauer, Melk), 3 NEF-Stützpunkte, 15 RTW-C-Stützpunkte, 4 Heli-Landeplätze (ME, WY, AM, SB), 1 Heli-Standort (Ybbsitz, fliegt 7 Uhr bis Sonnenuntergang), PVE, FAZ. Plus: Der C2 aus Krems-Gneixendorf fliegt ins Mostviertel sowie der C10 aus Linz bis ins westliche Gebiet des Mostviertels.

Waldviertel

2 Schwerpunktspitäler (Horn, ZT), 2 Spitäler mit Sonderfunktion (Allentsteig, Waidhofen/Thaya), 4 NEF-Stützpunkte, 12 RTW-C-Stützpunkte, 4 Heli-Landeplätze (GD, WT, ZT, HO), plus FAZ/PVE Gmünd samt einer Erstversorgung sowie das Psychosomatische Zentrum Eggenburg; nächster Helikopter: C2 in Krems-Gneixendorf, also direkt am Tor zum Waldviertel, der zudem rund um die Uhr fliegt.

Das Waldviertel hat dann mit Zwettl und Horn zwei leistungsstarke Spitäler mit Anästhesie, Augen, Chirurgie, Gyn, Ortho, Trauma, Innere Medizin, Neuro, dislozierte Physikalische Medizin und Reha, Radiologie, Nuklearmedizin, Notfall, Kinder- und Jugendstation, Urologie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie sowie ein Gesundheitszentrum in Gmünd inklusive Erstversorgung sowie eine Sonderklinik inklusive Gesundheitszentrum und Erstversorgung in Waidhofen/Thaya.

Weinviertel

2 Schwerpunktkrankenhäuser (Mistelbach sowie das neue Topspital Weinviertel Süd), 4 NEF-Stützpunkte, 17 RTW-C-Stützpunkte, 3 Heli-Landeplätze (Hollabrunn, Weinviertel Süd, Mistelbach), plus PVE/FAZ; nächster Helikopter: C2 Krems-Gneixendorf sowie der C9 aus Wien, der von NÖ mitfinanziert wird.

Das Weinviertel hat dann mit dem Schwerpunktkrankenhaus Mistelbach und dem nagelneuen Topspital Weinviertel-Süd Anästhesie, Chirurgie, Innere Medizin, dislozierte Physikalische Medizin und Reha, Kinder- und Jugendstation, Orthopädie, Gyn und Geburtenstation, Palliativabteilung, Psychiatrie, Pathologie, Labor, Augenheilkunde, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neuro, Radiologie, Hals-Nasen-Ohrenabteilung, Akutgeriatrie, Remobilisierung sowie ein PVE/FAZ mit einer Erstversorgung, Mutter-Kind-Haus und Pflegezentrum in Hollabrunn plus ein PVE samt Erstversorgung in Gänserndorf. Zudem fliegt der C9 bei Unfällen auf der A5 oder internistischen Notfällen im ganzen Weinviertel.

Jeder Punkt in NÖ könne in 10 bis 15 Minuten, maximal jedoch 20 Minuten, bodengebunden oder per Helikopter, erreicht werden. Gerade bei der Flugrettung bzw. Helikopter wird aufgerüstet, damit die Rettungskette noch effizienter wird. Die Stützpunkte seien bestens durchdacht, analysiert und werden jedes Jahr evaluiert.

Auch die Steuerung der Patienten werde optimiert: Das bedeutet, jeder Rettungswagenfahrer weiß dann ganz genau, welches Spital angesteuert wird bzw. jede Heli-Crew (Pilot, Notarzt, Flugrettungs-Notfallsanitäter) weiß, welche Klinik angeflogen wird.

Jeder Bezirk soll dann zumindest ein Primärversorgungszentrum haben, welches auch am Wochenende und zu Tagesrandzeiten geöffnet ist. Dies führe zu einer Entlastung der Kliniken. Primär im Vordergrund stehe die Qualität der Behandlung, nicht die Quantität.

Präsentation des Gesundheitspakts
privat

Stimmen zum Gesundheitspakt

"Der Gesundheitspakt ist eine notwendige und entschlossene Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Die Bevölkerung wird älter, medizinisches Personal knapper und regionale Unterschiede größer. Anstatt weiter ineffiziente Strukturen zu erhalten, bauen wir gezielt ein tragfähiges, modernes Gesundheitssystem auf. Mit dem Gesundheitspakt schaffen wir die Grundlage für eine Versorgung, die zuverlässig, qualitativ hochwertig und flächendeckend ist", so NÖGUS-Vorsitzender und Landesrat Christoph Luisser (FPÖ) zum Pakt.

Der für die Landes- und Universitätskliniken zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) sagt: "Uns allen ist bewusst, wie wichtig es ist, sich jetzt und nicht erst morgen mit unserer Gesundheitsversorgung über das Jahr 2040 hinaus auseinanderzusetzen. Wir müssen uns jetzt für die Zukunft rüsten und dürfen nicht darauf warten, bis uns die Zeit einholt. Das haben wir mit der Erstellung des Gesundheitspaktes getan und das tun wir heute, wenn aus dem Pakt ein Plan wird – der Gesundheitsplan Niederösterreich. Dabei ist mir wichtig: Es wird nur fließende Übergänge geben!"

Der für Gesundheit und Rettungswesen zuständige Landesrat Sven Hergovich (SPÖ) sagt: "Mir war wichtig, dass die Erst- und Akutversorgung weiterhin auch am Wochenende und in der Nacht zur Verfügung steht. Und das in allen Bezirken Niederösterreichs. Außerdem wurde garantiert, dass keine Gesundheitseinrichtung geschlossen wird, bevor nicht ein mindestens gleichwertiger Ersatz zur Verfügung steht. Dieser Kompromiss ist eine klare Verbesserung gegenüber früheren Planungen und sichert die medizinische Versorgung und kürzere Wartezeiten auf Arzt- und Operationstermine."

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